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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sobald ich ihr die Hintergründe vollständig dargelegt hatte, erklärte ich Mrs. White, dass ich mir Sorgen machte, weil dieser Mann und jeder, der ihm vielleicht half, ganz genau wusste, wo ich wohnte. Ich sagte, ich würde ein paar Sachen einpacken und wenigstens vorübergehend woanders hinziehen, aber ich würde ihr weiter meine Miete zahlen. Mir sei klar, dass sie vermutlich wolle, dass ich wegen der Ungelegenheiten, die ich ihr bereitet hatte, endgültig auszog, und erklärte, ich würde selbstverständlich ihren Wünschen folgen, aber im Moment sei nur wichtig, dass Inspector Ferguson erfuhr, was passiert war; er könne vielleicht jemanden abstellen, der das Haus im Auge behielt … Dann gingen mir die Dinge aus, die ich sagen konnte, oder der Atem. Vielleicht auch beides. Statt Kommas benutzte ich nur noch ein »Es tut mir leid«.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte sie in einem unergründlichen Ton.
    »Ich weiß nicht … Wahrscheinlich in ein Hotel. Machen Sie sich keine Gedanken um mich.«
    »Ich verstehe.« Noch immer ließ sich weder ihrem Gesicht noch ihrer Stimme etwas entnehmen.
    Es klingelte an der Tür. Ich bat Fiona White, sitzen zu bleiben, während ich öffnete.
    Zu meiner Überraschung war Ferguson allein gekommen. Ich machte ihn mit Fiona White bekannt, doch sie hatten sich schon ein- oder zweimal kurz gesehen, als sie ihm bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen er mir einen Anstandsbesuch abgestattet hatte, die Haustür geöffnet hatte.
    Ich ging alles mit ihm durch.
    »Also war es der Anrufer von gestern Abend?«
    »Sieht so aus, Jock.«
    »Möchten Sie Anzeige wegen bewaffneten Überfalls erstatten?«
    »Nein. Das würde alles nur komplizierter machen. Ich möchte nur sicherstellen, dass Mrs. White nicht in die Sache hineingezogen wird.«
    »Ich soll also einen Posten vor der Haustür aufstellen, ohne dass in den Büchern eine Anzeige steht, die es rechtfertigt?«
    »Sie könnten sich etwas einfallen lassen, Jock. Ein Herumtreiber, der hier gesehen wurde … etwas in der Art.«
    »Lennox, Sie sagten, der Bursche war bewaffnet. Wir können nicht erlauben, dass irgendwelche Leute wild mit der Knarre fuchtelnd in Glasgow herumlaufen.«
    »Stimmt, ich begreife natürlich, wie sehr die Atmosphäre der Stadt darunter leiden könnte …«
    Ferguson sah mich merkwürdig an.
    »Schon gut«, sagte ich. »Ist mir klar. Aber ehe wir ihn zur Fahndung ausschreiben, könnten Sie mir noch sagen, wieso Sie allein sind.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wissen genau, wie ich das meine. Sie haben nicht mal einen Streifenbullen dabei.«
    Er wandte sich Fiona White zu und lächelte. »Würden Sie uns einen Augenblick entschuldigen, Mrs. White?« Dann wandte er sich wieder mir zu: »Gehen wir nach oben. Ich helfe Ihnen packen …«
***
    Meinen Regenmantel hatte es am schlimmsten erwischt: im Saum eines Ärmels klaffte ein übler Riss, und der andere Ärmel und der Rücken waren mit teerigen schwarzen Streifen vom Kopfsteinpflaster der Gasse beschmiert, über das ich geschlittert war. Dort lag übrigens auch noch mein Hut, einer meiner besten Borsalinos. Obwohl mein Anzug heil und sauber geblieben war, wollte ich ihn wechseln, und mein Hemd auch, wie man es immer will, wenn man in einen Kampf verwickelt war.
    Jock Ferguson saß im Wohnzimmer und rauchte, während ich mich wusch, umzog und meine Sachen packte. Vor dem Waschbecken stehend, betrachtete ich mich im Spiegel. Eine leichte Verfärbung umgab das Pflaster auf meiner Wange, aber wenigstens war sie nicht geschwollen; ganz so übel sah ich nicht aus. Ich hatte wohl stark genug geblutet, dass keine wirklich ernsten blauen Flecken entstanden.
    Eine merkwürdige Eigenheit von mir war, dass ich mich stets gut kleidete: Ich kaufte mir immer die besten Sachen, die ich mir leisten konnte. Und oft einiges, was zu teuer für mich war. Ich packte ein Dutzend Oberhemden ein, weil ich nicht hierher zurückkommen wollte, um mehr zu holen, zwei Anzüge, vier Seidenkrawatten und ein halbes Dutzend Taschentücher. Dazu entschied ich mich für ein brandneues Paar brauner Wildlederschuhe mit Kunststoffsohle, die gerade der letzte Schrei waren. Ich hatte mich entschlossen, mir von meinem heimlichen Verehrer eine Scheibe abzuschneiden.
    Nachdem ich gepackt hatte, rief ich durch die Wohnung nach Ferguson, fragte, ob alles okay sei, und entschuldigte mich für die Verzögerung; er antwortete mit etwas Gegrunztem. Tatsächlich wollte ich damit herausfinden, wo er war, und mich

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