Lensmen 01 - Die Planetenbasis
beschleunigt, so daß es sich fast wie aus eigener Kraft durch den Raum bewegte.
»Was halten Sie davon, Costigan?« fragte Captain Bradley. »Die scheinen uns abzuschleppen.«
»Sieht so aus. Und sie haben es eilig. Daß uns die Piraten doch einiges voraus haben, kann wohl niemand mehr bezweifeln. Ich werde uns trotzdem ein paar Standish-Strahler und noch einen Raumanzug besorgen. Es ist besser, wenn wir uns rechtzeitig eindecken.« Und nach kurzer Zeit hatte sich das kleine Rettungsboot in eine waffenstarrende Festung verwandelt.
»Hier«, sagte Costigan und reichte dem Mädchen einen schweren Raumanzug. »Nur um sicherzugehen. Mit den dünnen Anzügen kommt man bei einem richtigen Kampf nicht weit. Wie ist das, mit einer Standish hast du noch nicht geschossen, oder?«
»Nein, aber das kann ich ja lernen«, sagte sie.
»Es ist ziemlich eng hier, so daß wir nur zwei Waffen gleichzeitig zum Tragen bringen können, aber falls einer von uns ausfallen sollte, kannst du einspringen. Und wenn du schon den Anzug wechselst – hier sind ein paar Spezialsender und Detektoren, die dir sicherlich helfen werden. Diese kleine Scheibe ist an einer Stelle anzubringen, wo sie nicht so leicht gefunden werden kann. Und dann die Armbanduhr – es ist ratsam, daß du sie von jetzt ab ständig bei dir hast. Auch diese Halskette solltest du nicht mehr aus den Augen lassen. Und dann diese Kapsel – sie ist sehr wichtig und darf auf keinen Fall gefunden werden. Notfalls kannst du sie verschlucken. Aber du darfst sie dir nicht abnehmen lassen oder sie verlieren – ohne sie sind die anderen Geräte wertlos, die uns eine ungestörte Verständigung ermöglichen, auch wenn wir drei getrennt sind. Captain Bradley und ich tragen eine ähnliche Ausrüstung, so daß die Verbindung zwischen uns nicht mehr abreißen kann.«
»Vielen Dank, Conway«, sagte Clio und machte sich sofort daran, seine Anweisungen zu befolgen. »Aber glaubst du nicht, daß uns unsere eigenen Schiffe bald eingeholt haben? Ich denke, wir haben einen Funkspruch ...«
»Ich fürchte, soweit es uns betrifft, sind die Ortungsschirme unserer Freunde leer.«
Captain Bradley hatte das Gespräch verständnislos verfolgt. Er hatte erstaunt die Augen aufgerissen, als Costigan davon sprach, daß auch Captain Bradley eine solche ›Ausrüstung‹ habe. Als sich das Mädchen zum Umziehen zurückzog, wandte er sich an seinen Ersten Offizier.
»Ich verstehe, Sir.« In seiner Stimme schwang ein neuer, respektvoller Unterton. »Sie haben etwas von Spezialgeräten gesagt, und nun geht mir ein Licht auf. Das erklärt auch einige andere Dinge – zum Beispiel, daß Sie das WT-Gas erkannt und so überaus schnell reagiert haben und ... Aber wieso wird mir vom Geheimdienst ein Erster Offizier in die Mannschaft geschmuggelt ...?«
»Darüber können wir uns später noch unterhalten«, erwiderte Costigan. »Jetzt ist zunächst folgendes wichtig. Dem Mädchen gegenüber halten wir den Mund. Ich werde ihr die Spielereien wieder abnehmen, wenn alles vorüber ist, und sie wird niemals erfahren, daß die Apparate nicht zur normalen Ausrüstung gehören. Was sie betrifft, weiß ich, daß Sie den Mund halten können. Deshalb bekommen Sie jetzt auch einen Satz Geräte. Wichtiger ist jedoch, daß wir meiner Meinung nach in einer wirklichen Klemme stecken. Unsere Chance, hier lebend herauszukommen, ist fast gleich Null ...«
In diesem Augenblick kam das Mädchen zurück, und das Gespräch wurde nicht fortgesetzt.
Die nächsten Stunden verliefen ereignislos. Die drei Menschen warteten geduldig, bis endlich eine Veränderung der Schwerkraftverhältnisse anzeigte, daß die Beschleunigung nachgelassen hatte. Nach einer kurzen Diskussion schaltete Captain Bradley den Visi-Projektor ein und schickte einen Suchstrahl in die dem feindlichen Schiff entgegengesetzte Richtung. Die drei starrten auf den kleinen Schirm, auf dem nichts zu sehen war als die unvorstellbare Weite des Alls. Doch während sie nach einem fremden Objekt Ausschau hielten, wurde ein Teil der Sterne von einer riesigen Kugel ausgelöscht, die in einen seltsamen irisierenden Schimmer gehüllt war – von einer Kugel, die so nahe und so gewaltig war, daß sie fast einem Planeten ähnelte. In diesem Augenblick wurde das Schiff gestoppt – schwerelos verharrte es vor der metallenen Außenhülle des künstlichen Planetoiden, eine riesige Tür glitt zur Seite, und eine Luftschleuse nahm die Hyperion auf. Sanft kam das Schiff in den
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