Lensmen 01 - Die Planetenbasis
klare Vorstellung von seinen Plänen hatte. Schließlich war die Arbeit an dem roh zusammengefügten Gerät beendet, dessen Röhren rot aufglühten und einen starken Ultrastrahl erzeugten.
»Da ist es, Sir!« berichtete Cleve, nachdem er zehn Minuten mit dem neuen Projektor gearbeitet hatte. Die Umrisse des künstlichen Planetoiden erschienen auf dem Schirm. »Bitte notieren Sie die Koordinaten und unterrichten Sie die Flotte – H11, 62, RA12-31-16, und Dx bei etwa 173,2.«
Nachdem alles Nötige veranlaßt war und die anderen Männer den Raum verlassen hatten, wandte sich der Captain an den jungen Mann und salutierte.
»Wir wissen, daß der Geheimdienst ausgezeichnete Leute hat, Sir. Aber was Sie da eben vorgeführt haben, hätte ich nicht für möglich gehalten. Nur Lyman Cleveland wäre in der Lage gewesen, einen solchen ...«
»Oh, das ist nun wirklich nichts Besonderes ...«, unterbrach ihn der Agent. In diesem Augenblick erschien ein Gesicht auf seinem Bildschirm – das besorgte Gesicht Virgil Samms'.
»Hallo, Lyman«, sagte der Geheimdienstchef – und der Captain hielt den Atem an. Der Mann, der bis jetzt zur einfachen Besatzung seines Schiffes gehört und sich erst vor wenigen Stunden als Geheimagent entpuppt hatte, war Lyman Cleveland persönlich, der größte lebende Fachmann für Strahlentechnik! »Ich hatte gehofft, daß du einen Ausweg finden würdest, Lyman«, sagte Samms. »Was meinst du, werden die anderen dein Gerät nachbauen können? Ich glaube eigentlich nicht daran.«
»Nein, das dürfte nicht möglich sein«, erwiderte Cleveland und runzelte nachdenklich die Stirn. »Der Apparat ist wirklich nur notdürftig zusammengeflickt und kann jeden Augenblick wieder auseinanderfallen.«
»Kann das Ding so umgebaut werden, daß du damit auch fotografieren kannst?«
»Ich glaube schon. Moment mal ... Ja, das wäre möglich. Wieso?«
»Weil irgendwo da draußen etwas vorgeht, das uns unerklärlich ist – und den Piraten auch. Die Admiralität scheint zu glauben, daß es sich um die Jupiterwesen handelt, die sich wieder einmal bemerkbar machen, doch es sieht mir eigentlich nicht danach aus.« Und er gab in kurzen Worten den Bericht wieder, den Costigan ihm übermittelt hatte. »Und dann wurden wir von einer gewaltigen Störung getrennt und zwar auf der Ultra-Frequenz! Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich möchte daher, daß du dich dem Kampf fernhältst und jede Phase der Auseinandersetzung fotografisch festhältst. Ich werde dafür sorgen, daß die Chicago von der Admiralität entsprechende Befehle ...«
»Aber ...«
»Das ist ein Befehl!« schnappte Samms. »Es ist von größter Bedeutung, daß wir die Ereignisse in allen Einzelheiten registrieren, und das ist nur durch deinen neuentwickelten Projektor möglich. Wenn die Flotte siegt, ist durch euren Sondereinsatz nichts verloren. Wenn sie verliert, ist die Chicago nicht stark genug, um das Blatt doch noch zu unseren Gunsten zu wenden. Statt dessen haben wir aber die Bilder, deren Studium uns bestimmt weiterhelfen wird. Und das allein ist entscheidend. Außerdem ist heute wahrscheinlich Conway Costigan gefallen, und wir wollen dich nicht auch noch verlieren.«
Cleveland versuchte die überraschenden Neuigkeiten zu verdauen und antwortete nicht sofort. Auch der grauhaarige Captain, ein Veteran des Vierten Jupiterkrieges, ließ sich nicht so leicht überzeugen.
»Wir werden sie vernichten, Mr. Samms!« sagte er.
»Davon bin ich nicht so überzeugt, Captain. Ich habe der Admiralität dringend geraten, den Großangriff zurückzustellen, bis wir uns besser informiert haben, aber man will offenbar nicht auf mich hören. Man sieht zwar ein, daß ein Kameraschiff von Vorteil sein kann, aber weiter will man mir nicht entgegenkommen.«
»Und das reicht auch völlig«, brummte der Kommandant der Chicago , als die Verbindung unterbrochen wurde. »Mr. Cleveland, es schmeckt mir ganz und gar nicht, daß ich vor einem Kampf davonlaufen soll, und ich gedenke nichts zu unternehmen, ehe ich nicht einen direkten Befehl von der Admiralität ...«
Er wurde durch eine Stimme aus dem Lautsprecher des Hauptquartiers unterbrochen, und erhielt die von Virgil Samms angekündigte Order.
So kam es, daß die Chicago ihre Beschleunigung verringerte, ihre roten Schirme abschaltete und hinter der übrigen Flotte zurückblieb. Die Schiffe, die ihr bisher gefolgt waren, fielen ab und stießen zu den Verbänden anderer Flaggschiffe. Immer weiter blieb sie
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