Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
ist, sie stammen von ihm. Und jedesmal bekommt er soviel Applaus danach, daß er anscheinend nicht mehr davon lassen kann.«
»Deine Analyse ist recht bildhaft, Rod – aber die Lage ist alles andere als lustig.«
»Hast du etwa angenommen, daß ich sie falsch einschätze? Ich würde diesen Blutsauger am liebsten durch das ganze Weltall jagen!«
Samms lächelte über den leidenschaftlichen Ausbruch seines Freundes. »Im Prinzip stimme ich mit dir überein, und dein Standpunkt ist – um es einmal so auszudrücken zumindest erfrischend.«
»Nun, Morgan wird es natürlich in kürzester Zeit gelingen, das Volk derart zu hypnotisieren, daß es einer erneuten Kandidatur Witherspoons als Präsident von Nordamerika nicht widersprechen wird. Nehmen wir einmal an, Morgan gewinnt die Wahl, was mir gar nicht unmöglich erscheint, dann wird die nordamerikanische Regierung auf völlig legalem Wege von dem Vertrag zurücktreten und ihren eigenen Rat aufstellen. Und dann werde ich mit meinen Jungens eingreifen, Virgil.«
»Das würde ich nicht tun, Rod. Denk doch einmal darüber nach.«
»Warum nicht?« fragte Kinnison.
»Weil unsere Position dann rechtlich unhaltbar wäre.«
»Aber wir können doch nicht einfach ... O ja, ich hab's!« Und Kinnison schlug mit der Faust auf den Tisch. »Man könnte die politische Entwicklung, wie ich sie eben beschrieben habe, als eine strikt unilaterale Aktion ansehen, mit der Nordamerika völlig allein stünde.«
»Natürlich.«
»Also ziehen wir unsere Kosmokraten und sämtliche Freunde aus Nordamerika heraus und räumen vor Morgan und seinen Gesellen das Feld. Wir werden keine Auseinandersetzung entfachen, es sei denn, daß Morgan seine Streitkräfte mobilisiert. Wir werden den ganzen Kontinent einfach isolieren, indem wir einen Schirm darüber legen, den nicht einmal eine Mikrobe durchdringen kann. Und dann halten wir einfach still, bis wir auf Knien gebeten werden, Nordamerika in unseren Rat aufzunehmen – und zwar zu unseren Bedingungen. Das ist die Lösung, Virge – und dabei völlig legal! Wie wär's, wenn ich den Jungens gleich Bescheid sage?«
Samms' Gesicht hatte sich bei den Worten seines Freundes merklich aufgehellt, doch er blieb vorsichtig. »Damit sollten wir noch warten, Rod. Zu diesem Mittel dürfen wir wirklich nur greifen, wenn uns keine andere Möglichkeit bleibt. Dein Plan hat immerhin zwei gewaltige Nachteile ...«
»Ich weiß, aber ...«
»Die Folge wäre in jedem Falle, daß Nordamerika zugrunde gerichtet wurde wie keine Nation zuvor. Außerdem ist die Frage noch offen, wie viele Leute überhaupt damit einverstanden wären, ihre nordamerikanische Staatsbürgerschaft aufzugeben und für immer ihre Heimat zu verlassen?«
»Hmm. Von dieser Seite sieht die Sache nicht so gut aus, wie? Aber was bleibt uns anderes übrig?«
»Eine Möglichkeit steht uns immer offen: Wir können versuchen, die Wahl zu gewinnen!«
»Was?« Kinnison riß erstaunt die Augen auf. »Wie denn? Mit wem? Welche unerklärliche Eingebung sagt dir, daß wir einen Kandidaten finden könnten, dessen Mundwerk lose genug ist, um es mit Morgans Versprechungen und Lügen aufzunehmen?«
»Wenn wir dem Volk die Wahrheit in einer Sprache darbringen, die es kennt und versteht, und wenn wir ihm einen Mann präsentieren, der ihm gefällt, den es bewundern und respektieren kann – dann wird unsere Kampagne erfolgreicher sein als Morgans Versprechungen und Lügen.«
»Na, das hört sich ja sehr schön an. Sprich weiter. Du hast zwar meine Fragen beantwortet, aber um das Kernproblem bist du noch herumgeschlichen. Glaubt der Rat einen Mann zu haben, der die nötige Triebkraft besitzt, den Kampf aufzunehmen?«
»Der Rat hat sich einstimmig auf einen Kandidaten geeinigt. Hast du keine Ahnung, wer er sein könnte?«
Kinnison runzelte nachdenklich die Stirn, doch plötzlich erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. »Was für ein Blödmann bin ich doch!« brüllte er. »Du natürlich! Es kommt gar kein anderer in Frage!«
»Irrtum. Ich bin nicht einmal in die engere Wahl gekommen, Rod. Wir sind einhellig der Meinung, daß ich keine Chance hätte. Meine Arbeit war in letzter Zeit den Augen der Öffentlichkeit entzogen. Wenn der Mann auf der Straße überhaupt einen Gedanken an mich verschwendet, hält er mich bestimmt für snobistisch. Er ist überzeugt, daß ich mich abseits halte. Das Elfenbeinturm-Prinzip, du weißt.«
»Möglich – aber das macht mich jetzt wirklich neugierig. Ich kann mir
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