Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
bildete den tragenden Faktor für die Überlegenheit Boskones. Wenn es gelang, der Patrouille das Geheimnis dieses Antriebs weiter vorzuenthalten, konnte der Kampf in einem Jahr vorüber und Boskone überall in der Galaxis an der Macht sein. Wenn die Patrouille jedoch bereits jetzt von dem Antrieb erfuhr, zog sich der Kampf zwischen den beiden Zivilisationen wahrscheinlich noch unendlich lange hin. Ein Lens-Träger kannte das kostbare Geheimnis bereits und war noch immer auf freiem Fuß – daran bestand kein Zweifel. Also mußte er vernichtet werden. Und das brachte Helmuth auf die Lens.
Was war die Lens? Ein seltsames Spielzeug, das sich aufgrund einer besonderen intraatomaren Struktur nicht nachahmen ließ und das außergewöhnliche Qualitäten besaß. Der alte Glaube, daß nur ein Lens-Träger die Lens tragen konnte, hatte sich als wahr erwiesen – er selbst hatte den Beweis dafür erbracht. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten des gesuchten Lens-Trägers mußten irgendwie mit seiner Lens zusammenhängen – und diese wiederum irgendwie mit Arisia und den Gedankenschirmen. Der Lens der Patrouille hatte Helmuth nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen, also mußte er sich ihrer bemächtigen. Natürlich ließ sie sich nicht mit der boskonischen Vormachtstellung aus der Umwandlung kosmischer Energie vergleichen. Aber dieser Vorteil war nun ernsthaft bedroht. Er mußte den Lens-Träger vernichten!
Aber wie? Es war sehr leicht, den Befehl zu geben, Trenco durchzukämmen – aber die Ausführung dieser Anordnung war eine andere Sache. Wenn nun der Lens-Träger in der auf phantastische Weise entarteten Atmosphäre dieses Planeten wieder entkam? Er war den Häschern Helmuths bereits zweimal entwischt, ohne daß ihn die undurchsichtig Atmosphäre Trencos schützte. Wenn es ihm allerdings nicht gelang, seine Information in das Flotten-Hauptquartier der Patrouille zu schaffen, war kein großer Schaden angerichtet, und Helmuth hatte bereits dafür gesorgt, daß dem Lens-Träger ein Durchbruch nach menschlichem Ermessen nicht gelingen konnten. Um jedes in Frage kommende Sonnensystem hatte er einen dichten Gürtel von Schiffen gelegt, deren Schirme nicht einmal ein kleiner Meteor unbemerkt passieren konnte. Das ließ ihm Zeit, sich zunächst weiter mit dem Problem der Lens zu beschäftigen.
Wie ließ sich ihr Geheimnis lösen? Irgend etwas auf Arisia hing auf eine ihm noch unbekannte Weise mit der Lens und einer Art Geisteswesen zusammen – vielleicht auch mit den Gedankenschirmen ...
Und seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit und riefen ihm ins Gedächtnis zurück, auf welch ungewöhnliche Weise er damals an den Gedankenschirm-Projektor gekommen war. Ungewöhnlich insofern, als er die Pläne dafür nicht gewaltsam an sich nehmen mußte. Er wurde vielmehr von einem Mann aufgesucht, der mit Passierscheinen und Referenzen ausgestattet war, die er nicht ignorieren konnte. Diese Person hatte ihm einen versiegelten Behälter übergeben und ihm mitgeteilt, daß der Behälter von einem Planeten namens »Ploor« stammte und daß sein Inhalt etwas mit »Gedankenschirm-Daten« zu tun hätte. »Sie werden Bescheid wissen, wenn Sie die Unterlagen brauchen«, hatte er noch hinzugefügt und war wieder gegangen.
Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Arisier eine große geistige Macht besaßen. Angesichts der Unendlichkeit des Weltraums war die mathematische Wahrscheinlichkeit, daß der Pilot des Todesschiffes das Piratenhauptquartier rein zufällig angesteuert hatte, verschwindend gering. Mit Verrat ließ sich die Tatsache auch nicht erklären, denn der Pirat war erstens völlig von Sinnen gewesen, als er das Schiff auf Kurs brachte, und kannte zweitens die Koordinaten des Piratenstützpunktes überhaupt nicht!
Das Phänomen einzig und allein auf eine geistige Einflußnahme zurückzuführen, schien eine zu phantastische Möglichkeit, aber eine andere Erklärung war im Augenblick nicht vorstellbar. Sie wurde zudem noch von der unglaublichen Weigerung Gildersleeves und seiner Männer unterstützt, sich dem Planeten auch nur zu nähern. Um diese kaltblütigen, furchtlosen Männer abzuschrecken, bedurfte es einer unvorstellbaren geistigen Macht.
Helmuth verfiel selten in den Fehler, einen Gegner zu unterschätzen. Gab es in seinem Hauptquartier einen Mann, der besser als er geeignet war, die Reise nach Arisia anzutreten? Nein, niemand sonst besaß die nötigen Qualitäten, denn niemandem war es bisher gelungen, ihm seinen
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