Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
den Augenblick vorüber zu sein schienen.
»Sie werden anerkennen müssen, daß wir Sie sehr milde behandelt haben«, dachte der Arisier. »Sie sind noch am Leben, und Ihr Geist ist ungebrochen. Ich darf jetzt auf den zweiten Grund eingehen, warum wir Sie noch nicht getötet haben. Wir glauben, daß Ihre Vernichtung der jungen Zivilisation, deren Feind Sie sind, wenig nützen würde.
Wir haben dieser Zivilisation ein Instrument zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe sie in die Lage versetzt wird, Sie und das Prinzip, das Sie vertreten, auszulöschen. Wenn ihr das nicht gelingt, ist sie noch nicht reif, zur vollen Blüte zu kommen – und dann wird es Ihrer verworfenen Kultur gestattet sein, die Herrschaft über die Galaxis zu erringen und einige Zeit an der Macht zu bleiben.
Kehren Sie jetzt in Ihre Kuppel zurück. Kommen Sie niemals wieder nach Arisia. Ich weiß, daß Sie nicht die Kühnheit aufbringen werden, persönlich zurückzukehren. Aber auch Ihre Untergebenen sind hier nicht willkommen – also geben Sie keine falschen Anordnungen!«
Man gab ihm weder Drohungen noch Warnungen mit auf den Weg – aber der fast gleichgültige Ton des Arisiers flößte dem eiskalten Helmuth eine Angst ein, wie er sie in seinem ganzen Leben noch nicht verspürt hatte.
Er brachte seinen Raumer auf Gegenkurs und machte sich mit Höchstbeschleunigung auf den Heimweg. Es dauerte sehr lange, ehe er seine Fassung wiedererlangte, und erst nach Tagen hatte er sich wieder so weit unter Kontrolle, daß er zusammenhängende Gedanken fassen und darüber nachdenken konnte, was dieses schockierende, unglaubliche Erlebnis für ihn und Boskone bedeutete.
Er hätte zu gern geglaubt, daß das unbekannte Wesen nur geblufft hatte und daß es ihn nicht umbringen konnte. Wäre er an der Stelle des Arisiers gewesen, hätte er ohne Gnade getötet, und nur diese Lösung wäre ihm logisch vorgekommen. Doch sein messerscharfer Verstand gestattete ihn eine solche Selbsttäuschung nicht. Tief in seinem Innern wußte er, daß ihn der Arisier mühelos hätte töten können, wenn er gewollt hätte – und dieser Gedanke erfüllte ihn mit eiskaltem Entsetzen.
Was konnte er dagegen tun? Was konnte er tun? Immer wieder stellte er sich diese Frage, während sein schneller Raumer ein Lichtjahr nach dem anderen zurücklegte. Als sich das Piraten-Hauptquartier unter ihm ausbreitete, war die Frage noch immer nicht beantwortet.
Wolmark schien es tatsächlich für sinnlos zu halten, sich Helmuths Rückkehr zu widersetzen: Die Schirme des Planeten wurden abgeschaltet, als er das Signal gab. Helmuths erste Maßnahme bestand darin, sämtliche Abteilungsleiter in die Kuppel zu rufen, um einen Kriegsrat abzuhalten. Hier berichtete er ohne Beschönigung von dem Erlebnis, das er im arisischen Sonnensystem gehabt hatte, und schloß mit den Worten:
»Die Arisier sind derart neutral und desinteressiert, daß ich es einfach nicht begreife. Sie lehnen uns aus rein philosophischen Erwägungen heraus ab, aber sie werden nicht aktiv Partei gegen uns ergreifen, solange wir ihr Sonnensystem meiden. Aus diesem Grunde ist es uns nicht möglich, das Wissen über die Lens auf direktem Wege zu erlangen. Aber es gibt andere Methoden, die wir uns erarbeiten werden.
Die Arisier stehen auf der Seite der Patrouille und haben ihr geholfen, indem sie ihr die Lens zur Verfügung stellten. Das ist jedoch alles. Wenn die Lens-Träger ihre Lens nicht richtig zu nutzen verstehen, wird es unserer ›verworfenen Kultur gestattet sein, die Herrschaft über die Galaxis zu erringen und einige Zeit an der Macht zu bleiben!‹ Wir werden die Herrschaft erringen, und wir werden dafür sorgen, daß unsere Macht recht lange erhalten bleibt!
Die Situation läßt sich jetzt wie folgt umreißen. Unsere Umwandler kosmischer Energie stehen gegen die Lens der Patrouille. Unsere Waffe ist weitaus mächtiger, aber unsere einzige Hoffnung liegt darin, das Antriebsverfahren vor der Galaktischen Patrouille geheimzuhalten. Ein Lens-Träger hat dieses Wissen bereits für sich erringen können. Wir müssen uns klarmachen, meine Herren, daß der Tod dieses Mannes für das Fortbestehen unserer Bewegung zur zwingenden Notwendigkeit geworden ist. Wir müssen ihn finden – und wenn wir deshalb alle anderen Projekte vorübergehend aufgeben. Erstatten Sie mir Bericht über die Abschirmung der Planeten, auf denen der Lens-Träger landen könnte.«
»Wir sind befehlsgemäß verfahren«, kam die schnelle Antwort. »Die
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