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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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vor
     dir gestanden.«
    »Schon, aber det war
     ziemlich duster. So gegen elfe. Schicke Klamotten. Teurer Mantel, braun
     war der, gloob ick. Hut im Jesicht. Keen Bart. Mehr kann ick nich sagen.«
    »Wie klang seine
     Stimme? Hatte er einen Akzent? Sprach er Berliner Dialekt?«
    »Nee, janz normal, eher
     fein. War eben ’n Herr.«
    »Vielen Dank, Willy«,
     sagte Leo und steckte ihm noch eine von Stankowiaks Zigaretten zu. »Falls
     dir noch etwas einfällt, kannst du mich im Präsidium anrufen.«
     Er schrieb seine Nummer auf einen Zettel und gab ihn dem Jungen, der
     machte, dass er aus dem Zimmer kam.
    Dann verabschiedete Leo sich
     von der Wirtin Denecke. »Was ich dem Jungen gesagt habe, gilt auch für
     Sie.« Er notierte erneut seine Nummer und sah ungerührt zu, wie
     Wilma Denecke den Zettel provokant in ihren Ausschnitt schob.
    »Jetzt verstehe ich,
     was Berns an ihr gereizt hat«, meinte Leo trocken, als sie auf der
     Straße in einem Teich aus rotem Licht standen. »Weiter im
     Text.«
    »Was halten Sie von dem
     Jungen?«, erkundigte sich Stankowiak. »Wirkt glaubwürdig,
     aber ob er wirklich alles gesagt hat . . .«
    »Sie meinen, er hat den
     Mann erkannt?«
    »Weiß nicht. Er fühlte
     sich nicht wohl in seiner Haut.«
    »Der hat vermutlich so
     manches auf dem Kerbholz, aber ich bezweifle, dass er mehr über Ernas
     Tod weiß. Und das gilt auch für die Wirtin.« Leo schob
     die Hände in die Taschen und ging schweigend weiter. Immerhin, die
     Beschreibungen von Zylberstein, Szylinski und Willy deckten sich. Es
     konnte sich durchaus um denselben Mann handeln. Doch solange sie keine
     genaueren Angaben hatten, würde es so gut wie unmöglich sein,
     ihn zu finden.
    Robert Walther, Berns und von
     Malchow knöpften sich systematisch alle Kaschemmen, Spielstuben und
     Kellerlokale in den ihnen zugeteilten Straßen vor. Zunächst
     ohne Erfolg. Nur wenige hatten Erna Klante gekannt, und bei denen war
     Mitleid das vorherrschende Gefühl. Nicht unbedingt, weil sie ein
     gewaltsames Ende gefunden hatte, sondern weil man es als alte Hure einfach
     schwer hatte.
    »Mit fuffzich biste
     hier alt«, meinte ein Mädchen im »Augustkeller«,
     dem mittlerweile achten Lokal, das sie überprüften. Sie hatte
     kaum die achtzehn überschritten und trug einen falschen Fuchspelz
     über der Schulter. »Da kannste det große Geld vergessen.
     Musst eben nehmen, wat kommt.« Ein Schatten huschte flüchtig
     über ihr Gesicht, als würde ihr in diesem Augenblick klar, dass
     auch sie einmal als alte Hure enden könnte.
    »Mensch, Trude, überleg
     mal, da war doch dieser Kerl, der’s nur mit Alten machte«,
     warf ihre blonde Freundin ein und beugte sich mit einem Glas Likör in
     der Hand über die Schulter der Jungen.
    »Wen meinste denn, Eva?«
    »Na, dieser Getreidehändler.
     Der Dicke mit dem Mondgesicht und der blanken Glatze, hatte immer so
     ’n komischen runden Hut auf. Kalle, wie hieß noch der Kerl,
     der sich immer die Alten ausgeguckt hat?«
    Die Polizisten sahen einander
     verwundert an.
    Kalle tauchte hinter der
     Theke auf und wischte sich die Hände an der karierten Schürze
     ab. »’n Abend, die Herrn. Sind Sie wegen der Erna hier? Armes
     Luder. Tja, wie hieß der noch?«, fragte er mit Blick auf die
     Frauen neben sich.
    »Der Name passte zur
     Visage, das weiß ich noch. Blatzmann, nein, Blatzheim, das war’s,
     ick hab immer Platzheim gesagt. Der Mann ist Getreidehändler. Und der
     hat uns, wenn er einen zu viel hatte, immer von reifen Frauen vorgeschwärmt.
     Dass die mehr Erfahrung haben und genau wissen, wat ’n Mann gerne
     hat. Und dankbar sind, wenn einer sie nimmt. War Ernas einziger
     Stammfreier.«
    Von Malchow notierte sich den
     Namen. »Wann war er zuletzt hier?«
    »Keine Ahnung. Vor zwei
     Wochen vielleicht.«
    »Und bei der
     Gelegenheit hat er auch die Erna angesprochen?«
    »Konnte man die Uhr
     nach stellen. Er kam rein, trank ’n paar Mollen mit Schnaps dazu,
     hat politisch geredet, dann hat er sich plötzlich umgesehn und nach
     der Erna gefragt. Wenn die nich da war, hat jemand sie geholt. Wir haben
     immer gesagt, der kommt allein für ihre Miete auf.«
    »Wissen Sie, ob er nur
     hier verkehrt?«, fragte Robert.
    »Glaube schon. Der ist
     nämlich das erste Mal zusammen mit der Erna gekommen. Muss an die
     zwei Jahre her sein. Ich hab mich gewundert, weil er so schnieke aussah.
     Bisschen neureich. Hat die Erna wohl aufgegabelt und sich hier
     reinschleppen

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