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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Kopf, dass auf dem Weg von
     der Mulackstraße, wo der Lumpensammler die Begegnung zwischen Erna
     und ihrem mutmaßlichen Mörder beobachtet hatte, über die
     Kleine Rosenthaler bis hin zur Linienstraße niemand sonst das Paar
     gesehen haben sollte. Zumal am Samstagabend, an dem es im Viertel von
     Menschen wimmelte. Hier war ein Ansatzpunkt.
    Vor der »Roten Hand«
     blieb er stehen. Stankowiak, der schweigend neben ihm gegangen war, sah
     ihn fragend an.
    Leo nickte.
    Aus dem Lokal drang schrilles
     Frauenlachen, jemand malträtierte ein ungestimmtes Klavier. Als sie
     gerade die Tür öffnen wollten, klappte diese ruckartig auf und
     entließ drei Betrunkene samt Freundinnen auf die Straße. Die
     Gruppe taumelte johlend davon. Die beiden Polizisten zeigten dem Türsteher
     ihre Dienstausweise und betraten das in rotes Licht getauchte Lokal. Auch
     innen an der Wand prangte ein Schild in Form einer leuchtend roten Hand.
     An den Tischen saßen dicht gedrängt die Paare, viele davon
     angetrunken, manche in ihren Intimitäten schon so weit gediehen, dass
     sie eigentlich ins Séparée gehört hätten.
    Leo und Stankowiak drängten
     sich zur umlagerten Theke durch, wo Leo sich energisch Platz schuf und der
     Wirtin Denecke, die dem Kollegen Berns so gefallen hatte, den Ausweis
     unter die Nase hielt. Sie verdrehte ein wenig die Augen. »Die Herren
     waren doch schon hier.«
    »Wir wollten Sie auch
     einmal persönlich kennen lernen«, sagte Leo höflich.
     »Dürften wir Sie um ein kurzes Gespräch bitten?«
    »Da kann ich doch nicht
     nein sagen.« Sie warf ihrem Barmann ein Handtuch zu und deutete auf
     die frisch gespülten Gläser. »Bin gleich zurück.«
    Sie führte die Männer
     ins Hinterzimmer und schloss die Tür, was den Lärm ein wenig dämpfte.
     »Ich habe Ihren Kollegen schon alles gesagt.«
    »Ich möchte es
     aber noch einmal von Ihnen persönlich hören. Wissen Sie wirklich
     nichts über das Bordell, in dem Ihre Freundin früher gearbeitet
     hat?«
    »Was haben Sie nur
     damit? Das war lange vorbei. Sie hat selten davon gesprochen, weil sie
     nicht dran denken wollte, wie gut es ihr mal gegangen ist. Der Verschlag
     war die Endstation, das wusste sie auch. Eine Hure von über fünfzig
     taugt nichts mehr. Ich selbst hab’s rechtzeitig kapiert.« Sie
     deutete mit dem Daumen über die Schulter auf ihr Lokal.
    »Hätten Sie ihr
     nicht helfen können?«
    Wilma Denecke schüttelte
     den Kopf. »Wollte sie nicht. Hat gesagt, sie gehört nicht
     hinter die Theke. Was sollte ich machen? Hab ihr ab und an ausgeholfen,
     aber sie war fertig. Hier.« Sie tippte sich an die Brust. »Kein
     Mumm mehr drin.«
    »Hat sich in letzter
     Zeit irgendjemand bei Ihnen nach Erna erkundigt?«, fragte
     Stankowiak.
    »Nein, das hätte
     ich doch längst gesagt.« Sie überlegte. »Den Willy könnten
     Sie fragen. Der Junge macht manchmal Besorgungen für mich. Wenn
     jemand wusste, dass sie hier verkehrte, hat er vielleicht den Willy
     gefragt. Ich ruf ihn mal eben.«
    Sie verließ kurz den
     Raum und kam mit einem etwa sechzehnjährigen Jungen wieder, der vor
     allem durch seine großen Ohren auffiel, die sich beim Anblick der
     Polizisten blutrot färbten. »Wat soll ick denn . . .?«
    Sie schob ihn ins Zimmer.
     »Die Herren von der Polizei wollen wissen, ob mal jemand nach der
     Erna Klante gefragt hat.«
    Der Junge sah sich nach allen
     Seiten um, schien nach einem Fluchtweg zu suchen. Geschickt trat Leo die Tür
     zu und lehnte sich dagegen. »So, mein Freund. Mir scheint, du hast
     uns was zu sagen. Zigarette?«
    Willy nickte.
    »Stankowiak, geben Sie
     dem Jungen bitte eine Zigarette.«
    Stankowiak hielt Willy die
     Schachtel hin und gab ihm Feuer.
    »Setz dich«,
     sagte Leo freundlich und deutete auf den einzigen Stuhl im Raum. »Wir
     beißen nicht. Du hast die Frage gehört. Also bitte.«
    »Na ja, da war mal
     eener. So vor zwei, drei Wochen. Hat mir draußen vor der Tür
     anjesprochen und jefragt, ob ick die Erna kenne. Ick hab ihm erzählt,
     dat se manchmal herkommt. Er hat jesacht, er hätt se lang nich mehr
     jesehn und wie se jetzt so aussieht. Also hab ick jesacht, dat se nich
     mehr so janz frisch is.« Er lief erneut rot an.
    »Egal, erzähl
     ruhig weiter.«
    »Det war schon alles.
     Er hat mir ’ne Mark in die Hand jedrückt und is jejangen.«
    »Wie hat der Mann
     ausgesehen?«, fragte Leo.
    Der Junge zuckte die Achseln
     in der abgetragenen Jacke. »Weeß ick nich.«
    »Wie? Er hat doch

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