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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Juweliers. »Also unternehmen wir heute
     einen Ausflug nach Potsdam.«
    »Und hoffen, dass er
     seine Buchhaltungsunterlagen aufbewahrt hat«, fügte Robert
     hinzu.
    Leo wandte sich an Herbert
     von Malchow, der im Vorzimmer saß und seine Fingernägel
     betrachtete. »Von Malchow, Sie kümmern sich bitte um den
     Getreidehändler Blatzheim. Bis nachher.«
    Er blieb im Taxi sitzen
     und schaute aus dem Fenster. Das Gebäude war immens groß und
     besaß zahlreiche Eingänge. Eine Straßenbahn ratterte
     vorbei. Drei Kinder in zerlumpter Kleidung klopften an die Scheibe und
     wurden vom Taxifahrer verscheucht. Er achtete gar nicht auf sie, saß
     reglos da, die Hände im Schoß, hielt den Kopf unverwandt nach
     links.
    Der Taxifahrer spähte
     durch den Rückspiegel nach hinten, schüttelte den Kopf und zündete
     sich eine Zigarette an. Geld verdienen, ohne Sprit zu verbrauchen, da
     konnte er sich noch eine genehmigen.
    Nach einer Weile kam plötzlich
     Leben in den Fahrgast. Zwei Männer traten aus dem Haupteingang und
     gingen in Richtung eines Hofes, auf dem mehrere Automobile parkten.
     »Warten Sie.« Er stieg aus, überquerte die Straße,
     betrat das Gebäude und wandte sich an den Pförtner. »Verzeihung,
     ist es möglich, dass ich gerade Herrn Kommissar Wechsler verpasst
     habe?«
    »Ja, der hat sich
     eben die Wagenschlüssel geholt. Möchten Sie ihm eine Nachricht
     hinterlassen?«
    »Nein, danke. Ich
     komme noch einmal wieder.«
    Er wollte gerade zu seinem
     Taxi zurückkehren, als ein gutgekleideter Mann aus der anderen
     Richtung kam, kurz mit dem Pförtner sprach und das Präsidium
     betrat.
    Im Taxi zermarterte er
     sich den Kopf. Undeutliche Bilder zogen vorbei, schemenhafte Gestalten,
     verzerrte Stimmen dröhnten in seinen Ohren. Er hielt den Kopf mit den
     Händen umklammert und hoffte nur, dass der Fahrer nicht nach hinten
     schaute. Selbst wenn. Migräne, würde er sagen. Migräne war
     gut.
    Als sie zum Wagen gingen, sah
     Robert seinen Freund prüfend von der Seite an. »Was ist los?
     Mit dir stimmt was nicht, und es geht nicht nur um Marie.«
    Leo schaute unverwandt
     geradeaus. Dann sagte er: »Ach, ich war letzte Nacht bei Marlen.
     Hatte keine Lust, nach dem Einsatz nach Hause zu gehen. Ich weiß,
     ich hätte Ilse anrufen müssen, sie hat genug Sorgen, aber ich
     mochte einfach nicht. Heute Morgen bin ich ihr im Krankenhaus begegnet.«
    »Und?«, hakte
     Robert nach. Er holte zwei Äpfel aus der Tasche und bot Leo einen an,
     aber der schüttelte den Kopf.
    »Wir hatten Streit. Ich
     fürchte, sie wird irgendwann ausziehen. Wenn es ihr zu viel wird,
     meine ich.«
    »Sie kann euch doch
     nicht im Stich lassen, Leo.«
    »Aber sie ist
     sechsunddreißig. Sie hat ein Recht auf ein eigenes Leben. Abends
     ausgehen, Freunde, Tanztee, was weiß ich. Vielleicht auch Kinder.«
    »Mag sein, aber du
     sorgst doch für sie«, gab Robert zu bedenken. »Sie hat
     keinen eigenen Beruf, oder?«
    »Nein. Früher
     wollte sie Krankenschwester werden, aber unser Vater hielt nichts davon.
     Frauen brauchen keine Arbeit außer Haus, meinte er immer.«
    »Dabei haben wir
     heutzutage sogar Frauen bei der Kripo.«
    »Das hätte er
     nicht verstanden«, meinte Leo ein wenig bitter. »Er hat sich
     überhaupt wenig Mühe gegeben, andere zu verstehen.« Er
     schlug mit der Hand aufs Lenkrad. »Verdammt, mir gehen auf einmal so
     viele Dinge durch den Kopf. Wie es kommt, dass man lebt, wie man lebt, und
     nicht anders. Dass Dorothea gestorben ist und Ilse deshalb für uns
     sorgen muss. Dass Marie krank wird und in dieselbe Klinik kommt wie ihre
     Mutter.«
    Robert legte ihm
     beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Ich versteh dich ja, aber du
     solltest dich nicht so quälen. Marie wird wieder gesund, da bin ich
     sicher. Die Kleine ist ein tapferes Mädchen.«
    »Danke, Robert.«
     Leo schaute kurz aus dem Fenster. Das Wetter war schöner geworden,
     und die Sonne ließ den Wannsee wie Diamanten funkeln, als sie von
     der Potsdamer Chaussee auf die Brücke fuhren. Bald breitete sich
     rechts und links der Straße die grüne Mauer des Berliner
     Forstes aus. Hier könnte man am Wochenende schön spazieren
     gehen, überlegte Leo. Doch daran war im Augenblick nicht zu denken.
    »Wie war die Adresse,
     Robert?«
    »Brandenburger Straße,
     das ist mitten in der Altstadt.«
    Leo parkte zwischen den roten
     Giebelhäusern des Holländischen Viertels und schaltete den Motor
     aus. »Das Wetter ist so schön.

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