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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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hinweisen, dass ich hier die Fragen stelle. Für
     wen war die Brosche bestimmt?«
    »Ich glaube nicht, dass
     ich derart persönliche Fragen beantworten muss, Herr Kommissar.«
     Dießing hatte seine Selbstsicherheit wiedergewonnen.
    »Ich glaube doch.«
     Leo lehnte sich gelassen in seinem Sessel zurück. »Wir
     untersuchen einen Mordfall. Das Opfer hat diese Brosche vor einiger Zeit
     in einem Pfandhaus in der Linienstraße versetzt. Wir rekonstruieren
     die Vergangenheit des Opfers und überprüfen dabei alle Spuren.
     Die Brosche genießt dabei besonderen Vorrang.«
    Dießing wirkte nicht
     mehr ganz so selbstsicher. »Wer ist das Opfer?«
    »Das sage ich Ihnen,
     wenn Sie mir verraten, für wen die Brosche bestimmt war. In der
     Goldschmiede Winckler sprach man von einem Geschenk für Ihre Frau zur
     Silberhochzeit.«
    Dießing drehte seinen Füllfederhalter
     zwischen zwei Fingern und schwieg. Dann fuhr er sich nervös mit der
     Zunge über die Lippen und sagte: »Ich hoffe, das bleibt unter
     uns.«
    Leo kehrte fragend die Hände
     nach außen.
    »Diese Brosche war ein
     Geschenk für eine, nun ja, eine Freundin. Eine Dame, mit der ich
     damals näheren Umgang pflegte. Da ich sie manchmal Käferchen
     nannte, kam mir irgendwann der Gedanke, ihr mit einer Käferbrosche
     eine Freude zu bereiten.«
    »Und hat sie sich
     gefreut?«, konnte Robert sich nicht verkneifen.
    »Sehr.«
    »Und wie hieß die
     werte Dame?«
    »Ich kenne nur ihren
     Vornamen.«
    »Auch der hilft uns
     weiter, Herr Dießing.«
    »Sie hieß Erna.«
    »Ausgezeichnet«,
     sagte Leo. »Und wo haben Sie Umgang mit ihr gepflegt?«
    Dießing schaute nervös
     zur Tür. Leo fragte sich, ob er eher fürchtete, seine Sitzung zu
     versäumen oder von seiner Frau überrascht zu werden. Leo räusperte
     sich, um die Aufmerksamkeit des Politikers wieder auf die Befragung zu
     lenken.
    »Es war in einem
     Etablissement in Charlottenburg. Es nannte sich Haus Elvira, ganz diskret.
     Ich bin früher oft dorthin gegangen, um mich zu entspannen.«
    »Und dort haben Sie
     Erna Klante kennen gelernt?«
    »Sie fiel mir gleich
     auf. Nicht mehr jung, aber ich konnte nie viel mit jungen Dingern
     anfangen. Sie hatte Erfahrung, das fand ich reizvoll. Keine Frau, der man
     alles erklären musste. Und als Dank für die angenehmen Stunden,
     die ich mit ihr verbracht habe, schenkte ich ihr die Brosche.«
    »Wussten Sie, dass Erna
     an Syphilis erkrankt war?«
    Dießings Kopf schnellte
     hoch. Er wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Ich
     . . . ja, ich habe es später irgendwann erfahren. Sie war auf einmal
     nicht mehr anzutreffen. Also habe ich mich bei Madame Elvira nach ihr
     erkundigt. Sie druckste herum, schließlich war eine derartige
     Erkrankung keine Empfehlung für ihr Haus. Als ich davon erfuhr, habe
     ich mich sofort zu einem Arzt meines Vertrauens begeben. Ich hatte Glück
     gehabt und mich nicht angesteckt.«
    »Wann genau war das?«
    »Lassen Sie mich überlegen.
     Die Brosche habe ich ihr 1910 geschenkt. Dann war ich lange mit meiner
     Frau verreist, wir haben uns anlässlich der Silberhochzeit die Welt
     angeschaut. Irgendwann im folgenden Jahr wollte ich Erna wieder sehen und
     traf sie nicht mehr dort an.«
    »Gut. Dann hat sie das
     Bordell also 1911 verlassen.«
    Bei dem Wort Bordell zuckte
     Dießing sichtlich zusammen, doch Leo nahm keine Rücksicht auf
     die wohlanständige Fassade. »Geben Sie mir bitte die Adresse,
     Herr Dießing. Und den Namen der Inhaberin.« Unwillig notierte
     dieser Namen und Anschrift auf einen Briefbogen und schob ihn Leo hin.
     »Ich bitte Sie um Diskretion.«
    »Die kann ich Ihnen
     nicht garantieren.«
    »Wir hatten eine
     Abmachung, Herr Kommissar. Ich sage Ihnen, für wen die Brosche
     angefertigt wurde, und Sie verraten mir den Namen des Opfers.«
    Robert schaute Leo aus dem
     Augenwinkel an, dann wartete er gespannt auf Dießings Reaktion.
    »Das Opfer heißt
     Erna Klante, Prostituierte, wohnhaft in einem Hinterhofverschlag im
     Scheunenviertel. Sie wurde erdrosselt«, antwortete Leo nüchtern.
     »Vermutlich handelt es sich um die ehemalige Besitzerin der Brosche.
     Wo waren Sie in der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag?«
    Schweiß perlte von Dießings
     Stirn. Seine mühsam bewahrte Haltung schwand dahin. »Im Bett,
     ich war in meinem Bett. Aber Sie haben gewiss nicht vor, sich dies von
     meiner Frau bestätigen zu lassen?«
    »Momentan nicht. Es ist
     allerdings möglich, dass

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