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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Lass uns ein bisschen zu Fuß
     gehen.«
    Robert nickte und stieg aus.
     Er kannte Leo lange genug und merkte, wenn er Luft brauchte. Still gingen
     sie in Richtung Brandenburger Straße. Erst in der belebten Straße
     mit den alten Bürgerhäusern und schönen Geschäften
     brach Leo sein Schweigen. Er deutete auf ein Geschäft in einem
     eleganten, hellgelb getünchten Haus, dessen schmiedeeisernes Schild
     »Winckler – feine Gold- und Silberwaren« ankündigte.
     Im Schaufenster lagen erlesene Schmuckstücke auf dunkelblauen und
     weinroten Samtkissen, die den Glanz der Juwelen betonten. Preisschilder
     gab es keine.
    Robert sah Leo an. »Nicht
     gerade unsere Kragenweite, was?«
    »Wohl kaum.« Sie
     betraten das Geschäft, das auch innen überaus geschmackvoll
     ausgestattet war. Bequeme Sessel luden zum Verweilen ein, die Theke stand
     diskret im Hintergrund, geschickt beleuchtet, so dass die ausgestellten
     Schmuckstücke besonders gut zur Geltung kamen. An den Wänden
     hingen Porträts, die vermutlich frühere Geschäftsinhaber
     zeigten.
    Eine melodische Glocke kündigte
     den Besuch an. Ein älterer Herr mit Kneifer trat aus einer Tür
     mit der Aufschrift »Werkstatt«. »Guten Tag, die Herren,
     womit kann ich dienen?«
    Leo und Robert stellten sich
     vor.
    »Mein Name ist August
     Winckler. Zugegeben, ich war sehr überrascht, als die Polizei mich
     anrief.«
    »Das sind die meisten
     Menschen, die gewöhnlich nicht mit uns zu tun haben«,
     entgegnete Leo verbindlich. Dann holte er ein Kästchen aus der
     Tasche, klappte den Deckel auf und stellte es auf die Theke. »Stammt
     diese Brosche aus Ihrer Werkstatt?«
    »Darf ich?«
     August Winckler nahm den Käfer vorsichtig in die Hand und hielt ihn
     ans Licht. »Ja, das ist meine Arbeit. Lange her, zwölf Jahre«,
     sagte er mit einem Blick auf die Gravur. »Ein kostspieliges Stück,
     die Anfertigung war sehr aufwendig.«
    »Wir möchten den
     Namen des Käufers von Ihnen erfahren, Herr Winckler«, sagte Leo
     und dachte bei sich, wie gut, dass es bei Goldschmieden keine
     Schweigepflicht gibt. Andernfalls würde dieser ehrenwerte Herr gewiss
     kein Wort über seine Kunden verlieren.
    Und richtig, Herr Winckler
     wiegte bedächtig den Kopf. »Ich spreche ungern über meine
     Kundschaft, Herr Kommissar.«
    »Das ist verständlich,
     aber wir ermitteln in einem Mordfall. Da kann ich leider keine Ausnahmen
     machen.«
    Der Goldschmied sah ihn
     erschrocken an. »Ein Mordfall? Und er hat mit meiner Brosche zu tun?
     Das ist mir überaus unangenehm. Wir sind ein alteingesessenes Haus
     mit Kunden aus den höchsten Kreisen. Ich hoffe, Sie behandeln die
     ganze Angelegenheit diskret.«
    »Da können Sie
     sicher sein«, warf Robert ein, da er spürte, wie Leo allmählich
     die Geduld verlor. »Wir möchten Sie bitten, in Ihren Unterlagen
     nachzuschauen, wer die Brosche bei Ihnen hat anfertigen lassen. Oder können
     Sie sich noch an den Kunden erinnern?«
    Herr Winckler schüttelte
     den Kopf und wandte sich rasch ab. Leo zog die Augenbrauen hoch.
    Der Goldschmied kam mit einem
     großen Hauptbuch zurück. Eine stattliche Frau mit eisengrauem
     Haarknoten folgte ihm. Sie trug ein schlichtes dunkles Kleid mit einer
     Kamee am Hals.
    »Guten Tag, ich bin
     Edith Winckler.« Sie schob ihren Mann, der sich nicht wehrte, sanft
     beiseite und blätterte im Buch. Sie fuhr mit dem Finger die Namen
     nach. »30.       
    Mai 1910. Brosche in Form
     eines Käfers, 555er Gold, Granat und Onyx. Mit Gravur. 300 Mark.«
     Sie drehte das Buch um, so dass die Polizisten den Eintrag lesen konnten.
     In der Zeile darunter standen Name und Anschrift des Auftraggebers.
     »Kurt Dießing, Berlin-Zehlendorf.«
    »Gute Gegend«,
     bemerkte Robert.
    »Ein feiner Herr«,
     sagte Frau Winckler. »Ich fand die Idee mit dem Käfer ganz
     reizend. Seine Frau hat sich sicher gefreut.«
    Robert hüstelte. »Er
     hat also erklärt, die Brosche sei ein Geschenk für seine Frau?«
    »Ja, daran erinnere ich
     mich genau«, bestätigte auch der Goldschmied. »Er wollte
     sie ihr zur Silberhochzeit schenken.«
    »Und eben wussten Sie
     nicht mehr, wie der Kunde hieß«, meinte Leo etwas bissig.
    »Es ist mir gerade
     wieder eingefallen.«
    »Unsinn, August, sag
     den Herren doch die Wahrheit. Herr Dießing ist noch immer ein guter
     Kunde von uns. Er kauft hier häufig Geschenke für seine Frau und
     seine Tochter.«
    »Einen Moment«,
     warf Leo ein. »Der Name kommt mir bekannt

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