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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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vor.«
    »Er ist Politiker,
     sitzt für das Zentrum im Reichstag«, erklärte Frau
     Winkler. »Sie kennen den Namen sicher aus der Zeitung.«
    »Natürlich. Und
     Sie kennen Herrn Dießing schon lange?«
    »Ja, er ist eine Art
     Stammkunde unseres Hauses. Wir fanden die Idee mit der Brosche damals ganz
     reizend.«
    »Da haben Sie Recht«,
     pflichtete Robert ihr bei. »Wir bedanken uns für Ihre Hilfe.
     Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns.«
    »Ich hoffe, Herrn Dießing
     ist nichts zugestoßen«, sagte Herr Winckler besorgt. »Wegen
     des Mordfalls, meine ich.«
    »Wir dürfen nicht
     über unsere Fälle sprechen, aber ich kann Sie beruhigen. Wir
     gehen davon aus, dass Herr Dießing bei bester Gesundheit ist. Sie
     haben doch sicher seine Adresse in Ihren Unterlagen?«
    Frau Winckler nickte
     bereitwillig und holte ein schwarzes Adressbuch. Sie notierte Adresse und
     Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn Leo. »Ich hoffe, Herr
     Dießing bekommt durch uns keine Schwierigkeiten«, sagte sie
     verbindlich.
    Draußen auf der Straße
     sah Robert Leo an. »Diese Hoffnung wird sich wohl nicht erfüllen.«
    »Nein. Er wird uns erklären
     müssen, wie das Silberhochzeitsgeschenk seiner Frau in den Besitz
     einer heruntergekommenen Prostituierten gelangt ist. Vorausgesetzt, es war
     nicht von Anfang an für Erna Klante bestimmt.«
    »Du meinst . . . er war
     ihr Freier?«
    »Warum nicht? Sie hatte
     immerhin bessere Zeiten erlebt. Warum soll er nicht Gast in ihrem Bordell
     gewesen sein? Er findet Gefallen an ihr, wird ihr Stammfreier, schenkt ihr
     das Schmuckstück. Und sie trennt sich erst davon, als ihr kein
     anderer Ausweg bleibt.«
    »Das wird eine
     unangenehme Überraschung für Herrn Dießing. Zentrum, also
     katholisch und konservativ.«
    Robert pfiff durch die Zähne.
     »Das passt ja.«
    »Lass uns zu Dießing
     nach Zehlendorf fahren.«
    »Um diese Zeit?«
    »Selbstverständlich.
     Notfalls wird seine Frau schon Auskunft geben, wo wir ihn antreffen können.«
    Die Villa war aus dunkelrotem
     Backstein, efeubewachsen, von dezenter Eleganz. Keine neumodischen Schnörkel,
     sondern ein Muster bürgerlichen Wohlstands. Als Leo und Robert
     ausstiegen, sprang ein junges Mädchen im Sportmantel die Treppe
     herunter, gefolgt von einem kläffenden Cockerspaniel. Sie sah die
     Besucher fragend an.
    »Wechsler mein Name,
     das ist Herr Walther. Wir möchten Herrn Dießing sprechen.«
    Sie schaute unschlüssig
     zum Haus, dann wieder zu den Polizisten. »Er ist im Arbeitszimmer,
     muss aber gleich zu einer dringenden Sitzung. Wenn Sie . . .«
    »Vielen Dank, wir
     finden uns schon zurecht.«
    Leo ging unbekümmert in
     die Eingangshalle, wo ihm ein Hausmädchen mit einem Tablett
     entgegenkam. »Sie wünschen?«
    Leo wiederholte die Prozedur.
    »Der gnädige Herr
     möchte nicht gestört werden.«
    Nun zückte er seinen
     Ausweis. »Kriminalpolizei. Bitte führen Sie uns zu Herrn Dießing.«
    Sie stellte das Tablett ab,
     ging zu einer Tür am Ende der Halle und klopfte an. Nach einem kurzen
     Wortwechsel winkte sie Leo und Robert herbei. »Herr Dießing
     erwartet Sie.«
    Sie knickste und verschwand.
    Der Abgeordnete Kurt Dießing
     sah aus, wie man sich einen konservativen, wohlanständigen Politiker
     vorstellte. Gepflegter Spitzbart, goldene Uhrkette über der Brust,
     grauer Maßanzug, Gamaschen. Er begrüßte sie eilig.
     »Ich muss zu einer dringenden Sitzung, meine Herren. Ich hoffe auf
     Ihr Verständnis.«
    Leo schloss sanft die Tür.
     »Leider müssen wir Ihre Zeit ein wenig in Anspruch nehmen, Herr
     Dießing. Nehmen Sie doch Platz.«
    Verwundert setzte sich der
     Abgeordnete hinter seinen Schreibtisch und bot den Polizisten ebenfalls
     zwei Sessel an. »Worum geht es eigentlich? Was hat die Polizei in
     meinem Haus zu suchen?«
    Leo packte die Brosche aus
     und legte sie auf den Mahagonischreibtisch. Dießing wurde blass und
     griff nach einem Füllfederhalter, als wollte er sich an irgendetwas
     festhalten. »Was . . . was soll das bitte?«
    »Kennen Sie das
     Schmuckstück? Sie können es ruhig in die Hand nehmen und die
     Gravur lesen.«
    Dießing entschied sich
     anders und ging in die Offensive. »Ich brauche sie nicht zu lesen.
     Ich habe diese Brosche in Potsdam anfertigen lassen. Das muss vor etwa
     zehn, zwölf Jahren gewesen sein. Wie ist sie in Ihren Besitz gelangt?«
    »Das werde ich Ihnen zu
     gegebener Zeit erklären, Herr Dießing. Allerdings möchte
     ich Sie darauf

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