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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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und
     doch nichts Handfestes mit nach Hause nehmen sollten. »Frau Blank, können
     Sie sich an irgendetwas Ungewöhnliches im Zusammenhang mit Erna
     Klante erinnern? Streit, Eifersüchteleien unter Frauen, Intrigen, was
     auch immer?«
    »Irgendetwas, das aus
     dem normalen Ablauf herausstach und das Sie nicht vergessen haben?«,
     fügte Leo hinzu.
    Sie überlegte, schüttelte
     den Kopf, zündete sich die nächste Zigarette an. Leo hob leicht
     die Brauen. Dann: »Ja, da war mal etwas. Aber es hat sicher nichts
     zu bedeuten, es war nur Kinderkram.«
    »Es interessiert uns
     dennoch.«
    »Na ja, es muss so um
     die Zeit gewesen sein, kurz bevor Erna bei mir aufhörte. Da kamen ein
     paar junge Leute vorbei, sicher aus gutem Haus, aber furchtbar albern und
     leichtsinnig. Sie hatten einen Freund im Schlepptau, einen schüchternen
     Kerl, der anscheinend noch Jungfrau war. Den haben sie zur Erna geschickt
     und im Voraus bezahlt. Das war vielleicht ein Johlen und Krakeelen, die
     hatten schon eine Menge intus. Er wollte nicht so recht rein ins Zimmer,
     hat sich mit Händen und Füßen gewehrt. Jedenfalls haben
     sie ihn irgendwie reinbugsiert. Und die Erna hat ihn in die Liebe
     eingeweiht. Er ist ganz schön lange geblieben, hat das Geld weidlich
     ausgenutzt. Die Ruhigen sind meist die Schlimmsten, haben’s
     faustdick hinter den Ohren.«
    »Ist ein solcher
     Vorfall in Ihrem Haus denn so ungewöhnlich?«, hakte Leo nach.
    »Eigentlich nicht.
     Solche Geschichten kommen bei übermütigen jungen Leuten öfter
     vor. Ich hab auch nur daran gedacht, weil ein Stammkunde dabei war.«
    Leo und Robert sahen sich an.
     »Ein Stammkunde?«
    »Ja, der Herr von
     Malchow. Er kam früher oft her. Mittlerweile ist er sich wohl zu gut
     für mein Haus. Sie würden sich übrigens wundern, wer hier
     so alles verkehrt.«
    »Etwa Herbert von
     Malchow?«
    »Genau, so hieß
     er.«
    »Sie wollen sagen, er
     war einer der Männer, die den Burschen zu Erna Klante geschleppt
     haben?«
    »Ja. Ist doch kein
     Verbrechen, oder?«
    »Erinnern Sie sich an
     den jungen Mann?«, fragte Leo drängend.
    »Nicht daran, wie er
     ausgesehen hat. Er wirkte schüchtern, ein wenig unscheinbar.«
    »Und Sie meinen, es könnte
     zu der Zeit gewesen sein, in der Erna Klante schon krank war?«
    »Möglich. Es war
     einige Jahre vor dem Krieg, so viel steht fest. Näheres kann ich
     Ihnen wirklich nicht sagen.«       
    »Haben andere Damen
     etwas davon mitbekommen? Könnten sie sich vielleicht an das Aussehen
     oder die Namen der Männer erinnern?«
    Elvira Blank lachte. »Meine
     Mädchen wechseln alle paar Jahre. Überlegen Sie mal, zehn oder
     elf Jahre sind eine lange Zeit, gerade in unserem Gewerbe. Nur die Hertha
     ist noch von früher da. Soll ich sie rufen?«
    »Bitte.«
    Sie verließ kurz das Büro,
     und Leo sah Robert an. »Sag jetzt nichts. Ich kann es auch nicht
     glauben.«
    Die Tür ging auf, und
     eine üppige Frau mit rotem Bubikopf und fahlweißer Haut betrat
     das Zimmer. Sie blieb wartend stehen, bis Frau Blank die Männer
     vorstellte. »Das ist Hertha Weiß, meine rechte Hand. Sie war
     damals schon im Haus.«
    Leo erkundigte sich nach dem
     Zwischenfall, doch Hertha konnte sich an nichts erinnern.
    »Tut mir leid, davon
     weiß ich nichts. Und die Erna ist tot? Das arme Ding.«
    »Sie haben also nichts
     davon mitbekommen? Niemand hat später davon gesprochen?«
    »Nee. Und wissen Sie
     auch, warum? Weil es nicht ungewöhnlich war. Als Mutprobe ins
     Bordell, das machen viele junge Kerle. Darüber redet man gar nicht
     weiter.«
    »Aber Frau Blank hat
     sich daran erinnert.«
    »Nur weil Sie mich so
     nach Erna und der Zeit damals gefragt haben und weil der eine ein guter
     Kunde war«, warf die Bordellbesitzerin ein.
    Leo und Robert standen auf.
     »Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, rufen Sie mich bitte im Präsidium
     an. Hier ist meine Nummer.« Er schrieb sie auf. »Und noch
     etwas. Ich brauche den Namen der Freundin, zu der Sie Erna geschickt
     haben.« Er notierte sich die Angaben und verließ mit Robert
     das Haus.
    Im Wagen sah Robert Leo von
     der Seite an. »Was wirst du wegen von Malchow unternehmen?«
    Leo zuckte mit den Schultern.
     »Mir fällt schon etwas ein.«
    Robert fragte sich, ob sein
     Freund wirklich so gelassen war, wie er sich gab.
    »Wie sieht es aus, von
     Malchow?«
    Die gesamte Kommission saß
     in Leos Büro und tauschte die Ergebnisse der Ermittlungen aus. Nur
     dass Herbert von

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