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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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jedoch nicht
     weitergekommen und hatten diese Richtung der Ermittlung aufgegeben, da die
     Patienten, die Sartorius am Tag des Mordes aufgesucht hatten, alle
     namentlich genannt waren. Wenn nun aber . . .
    Leo nahm ein Blatt und
     listete alle Initialen auf. Es waren gar nicht so viele, er kam insgesamt
     auf zehn Namen, von denen sich manche wiederholten. K. B., V. M., V. D.,
     L. L., P. W., S. W., E. P., N. W., A. M., M. E. Er stand auf und lief
     umher, als könnte er dabei besser nachdenken. Dann blieb er abrupt
     stehen. V. M. – er schlug in der Akte nach. Verena Moltke. So hatte
     die junge Frau geheißen, die Sartorius in den Genuss von Kokain
     eingeführt hatte. Die Spur hatte nichts ergeben, doch warum war sie
     nur mit ihren Initialen vermerkt? Vielleicht gerade wegen des Kokains. Womöglich
     standen die Initialen für Patienten, bei denen es Schwierigkeiten
     gegeben hatte. Doch wie hatte Sartorius voraussehen können, dass der
     Kokainkonsum bei Verena Moltke in einer derartigen Katastrophe enden würde?
    Dann kam ihm eine Idee. Er
     nahm eine Lupe aus dem Wohnzimmerschrank, beugte sich über den
     Terminkalender und schaute sich die Namen genauer an. Bei den ersten
     Terminen von Verena Moltke entdeckte er Radierspuren. Denkbar, dass sie
     Sartorius zweimal aufgesucht hatte und unter vollem Namen eingetragen
     worden war, bevor dem Heiler die Sache zu brenzlig wurde. Also hatte er
     den Namen durch die Initialen ersetzt.
    Er prüfte die übrigen
     Initialen und stieß auf drei weitere Namen, bei denen radiert worden
     war: V. D., P. W. und M. E. Er ging die Dankesschreiben durch, fand aber
     keine passenden Absender. Aber er war nah dran, das spürte er.
    Er würde Viola nicht
     einfach aufgeben. Natürlich war die Angelegenheit mit dem Brief ein
     peinliches Missverständnis gewesen, das gewiss auf seine
     Vergesslichkeit zurückzuführen war, und der Besuch von Herrn
     Cornelissen nichts als eine freundschaftliche Aufwartung. All das änderte
     nichts an dem kostbaren Band, das zwischen ihnen bestand.
    Er kleidete sich mit
     besonderer Sorgfalt an. Rehbrauner Anzug mit weißem Hemd und
     Seidenkrawatte mit braunem Briefmarkenmuster, englische Maßschuhe
     und natürlich exquisite Handschuhe. Heute würde er den Delage
     nehmen, da er den Fahrer ungern vor dem Haus der Cramers warten lassen
     wollte. Dieser besondere Tag gehörte ihm allein.
    »Sie sind heute
     ausnehmend elegant, Herr Edel«, bemerkte seine Haushälterin,
     als er den Hut von der Garderobe nahm und das Haus verließ.
    Er ging in die geräumige
     Garage und sagte seinem Chauffeur Ludwig Bescheid, der gerade den Delage
     polierte. Ludwig hob den Kopf und rückte die Schirmmütze
     zurecht. »Ich bin gleich fertig, Herr Edel.«
    Er fuhr beinahe zärtlich
     mit der Hand über die Motorhaube des bordeauxrot und cremefarbenen
     Wagens. »Es hat keine Eile, er soll heute besonders schön
     aussehen. Ein Tag zum Selberfahren. Der Daimler müsste übrigens
     auch poliert werden.«
    Als Ludwig fertig war,
     verbeugte er sich leicht und ließ den Chef einsteigen. Edel lehnte
     sich zurück in die Polster, die angenehm nach Leder rochen wie am
     ersten Tag.
    Er war nur einmal bei den
     Cramers gewesen, an jenem ersten Tag, als er Viola kennen lernte. Sie war
     die Treppe heruntergeschwebt, so kam es ihm jedenfalls vor, und hatte ihn
     mit ihrer natürlichen Anmut verzaubert. Aber sein heutiger Besuch würde,
     dessen war er gewiss, den Beginn einer wunderbaren Zukunft bedeuten, in
     der er in der gelben Villa ein und aus gehen würde.
    Vor dem hübschen
     Anwesen hielt er an und parkte mit besonderer Sorgfalt, da ihm der
     schnittige Delage mehr am Herzen lag als die große Limousine, mit
     der ihn Ludwig jeden Tag in die Firma chauffierte. Sie sollten ruhig
     sehen, dass er selber fuhr, er kam sich dabei ausgesprochen sportlich vor.
    Er stieg aus, warf einen
     Blick auf die Blumenranken, die am Haus emporwuchsen, und betätigte
     den Türklopfer, der sich glatt in seine Hand schmiegte.
    Frau Cramer öffnete
     selbst. Sie sah ihn überrascht an, schien kurz zu überlegen und
     ließ ihn dann eintreten.
    Bedächtig ging Leo noch
     einmal alle Unterlagen durch. Er blätterte den Terminkalender, der
     etwa bis zur Hälfte voll geschrieben war, bis hinten durch. Fand
     nichts. Wollte ihn zuklappen, als etwas unter seinen Händen
     knisterte. Er trat unter die Lampe und strich noch einmal über den
     hinteren Innendeckel. Wieder ein Knistern. Da

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