Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
Vom Netzwerk:
Tochter wird Sie
     gleich begrüßen, Herr Edel.« Sie setzte sich auf die
     Sofakante, als wollte sie jeden Moment wieder aufstehen. »Darf ich
     fragen, was Sie so unverhofft zu uns führt?«
    Er räusperte sich.
     »Eigentlich hätte ich gern mit Ihnen und Ihrem Mann gemeinsam
     gesprochen.« Er schaute sie fragend an.
    »Bedaure, aber mein
     Mann ist auf Geschäftsreise. Sie müssen mit mir vorlieb nehmen.«
    »Gut. Sie als Mutter
     – ich meine, es ist sicher auch erlaubt, mit Ihnen als Mutter von Fräulein
     Viola zu sprechen.«
    Seine umständliche,
     altmodische Ausdrucksweise verwirrte sie, und sie blickte unwillkürlich
     zur Tür, da sie hoffte, Viola möge sich zu ihnen gesellen. Aber
     ihre Tochter ließ auf sich warten.
    »Es ist Ihnen sicher
     nicht entgangen, dass Fräulein Viola und ich einander näher
     kennen gelernt haben.« Nun, da er einmal im Fluss war, sprach er
     weiter, ohne auf Ellen Cramers verwunderten Gesichtsausdruck zu achten.
     Das Taubheitsgefühl im Arm war fast verschwunden, er fühlte sich
     kraftvoll und entschlossen. »Und wir haben eine, wie soll ich sagen,
     gegenseitige Zuneigung festgestellt. Eine Art Seelenverwandtschaft. Viola
     ist ein so reizendes Mädchen, nicht wie diese modernen Dinger mit
     ihren kurzen Röcken und Frisuren, die immer laut und schamlos
     daherreden.«
    Auch jetzt bemerkte er nicht
     Frau Cramers entgeisterten Blick.
    »Daher habe ich Sie
     heute aufgesucht, um offiziell Ihre Zustimmung zu unserer Verlobung zu
     erbitten.«
    Ein leiser Aufschrei an der Tür
     ließ ihn hochfahren. Viola stand dort und sah ihn fassungslos an.
     »Was erlauben Sie sich? Wie können Sie einfach herkommen und
     –?«
    Ihre Mutter erhob sich und
     schaute ihre Tochter an. »Viola, sag mir bitte, was zwischen dir und
     diesem Herrn vorgefallen ist.«
    »Nichts, Mama, gar
     nichts«, rief Viola Cramer entrüstet. »Wir haben uns auf
     eurem Silvesterball kennen gelernt und danach ein paar Mal auf
     Gesellschaften unterhalten und miteinander getanzt, das ist alles.
     Letztens hat dieser Herr sogar behauptet, er habe mir einen Brief
     geschrieben und sich zu einem Spaziergang mit mir verabredet. Was
     ebenfalls nicht der Wahrheit entsprach.«
    »Das hast du mir gar
     nicht erzählt, Liebes.«
    »Weil es mir nicht
     wichtig schien, Mama.«
    Er war aufgestanden. »Viola,
     ich bitte Sie, so dürfen Sie nicht sprechen. Was ist mit unseren
     gemeinsamen Gedanken, den Vorstellungen, die wir teilen, dem Gleichklang
     unserer Wesen?«
    »Sie reden wie ein
     Buch!«, rief Viola spöttisch. Dann wurde sie wieder ernst.
     »Ich möchte gern verstehen, was hier geschieht, aber –«
    In diesem Moment trat Peter
     Cornelissen in den Raum. »Verzeihung, Ellen, ich wollte mich nicht
     in eure Familienangelegenheit einmischen, aber es bedarf in diesem Falle
     wohl einer festeren Hand.« Er ergriff Max Edels Arm. »Ich
     glaube, Sie fühlen sich nicht gut. Darf ich Ihnen einen Wagen rufen?«
    Unwillig machte er sich los.
     Was bildete sich dieser Grünschnabel ein? »Sie sind nicht
     befugt, für die Familie zu sprechen, oder? Ich führe ein Gespräch
     mit Frau Cramer und werde Ihre Einmischung nicht akzeptieren. Versuchen
     Sie bitte nicht, sich in eine bestehende Verbindung zu drängen.«
    Viola war vorgetreten.
     »Was für eine bestehende Verbindung? Ich habe wirklich nie mit
     ihm zu tun gehabt, es waren alles flüchtige Begegnungen in
     Gesellschaft. Wenn ich alle Männer heiraten sollte, für die das
     gilt, würde ich aus dem Heiraten nicht mehr herauskommen.«
    »Viola, bitte«,
     rief ihre Mutter streng. »Du siehst doch, dass Herr Edel sich nicht
     wohl fühlt. Ich kann sein Verhalten nur auf eine starke emotionale
     Verwirrung zurückführen. Sind Sie mit dem Wagen da? Peter, geh
     doch bitte hinaus und sag dem Chauffeur Bescheid, dass Herr Edel gleich
     seiner Dienste bedarf.«
    Cornelissen wollte schon
     gehen, als ihn Edel unvermittelt am Arm packte, zurückzog und grob in
     einen Sessel stieß. »Sie halten sich da raus, verstanden?«
    Er legte Viola vertraulich
     die Hand auf die Schulter, worauf sie zurückwich. »Hören
     Sie mich an. Sie sind mein Leben. Seit Monaten denke ich nur an Sie. Ich
     habe vieles auf mich genommen, um Ihrer wert zu sein. Um Ihnen ein
     wunderbares Leben an meiner Seite bieten zu können. Ich . . . ich
     habe alles abgelegt, was schlecht war, alle Fesseln abgestreift.«
     Ellen, Viola und Peter hörten schweigend zu, fasziniert und

Weitere Kostenlose Bücher