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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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abgestoßen
     zugleich. »Ich bin ein neuer Mensch geworden. Ich bin nicht mehr
     der, der ich war. Ich habe schwere Entscheidungen getroffen. Einsame
     Entscheidungen. Aber es musste sein. Ich habe alles nur für Sie
     getan.« Er zog sie an sich, wollte seine Lippen auf ihren Mund drücken.
    »Verlassen Sie mein
     Haus«, schrie Ellen Cramer und lief zu ihm hin. »Und lassen
     Sie meine Tochter los. Sie werden Sie nie mehr wiedersehen, Sie sind ja
     krank im Kopf.«
    Bei diesen Worten ließ
     er Viola los und fuhr heftig herum, wobei er Ellen versehentlich mit dem
     Ellbogen im Gesicht traf. Mit einem Schmerzenslaut drückte sie den
     Handrücken gegen die blutende Lippe.
    Cornelissen schoss vor. Er
     packte Edel, riss ihn von Ellen Cramer weg und stieß ihn zur Salontür
     hinaus, während Viola ihrer Mutter besorgt ein Taschentuch reichte.
     Er zerrte Edel aus dem Haus, durch den Vorgarten und bis auf den Gehweg,
     wo er ihn unsanft gegen den Wagen lehnte. Kein Chauffeur in Sicht.
    »Sie sollten nach Hause
     fahren. Die Damen sind ziemlich aufgebracht.«
    »Mir ist . . .«
     Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Soll ich Ihnen ein
     Taxi rufen?«, fragte Cornelissen entnervt.
    Er winkte ab und öffnete
     mit unsicherer Hand die Tür.
    »Dann fahren Sie bitte.«
    Mit diesen Worten schob
     Cornelissen ihn in den offenen Wagenschlag und stapfte davon.
    Er legte den Kopf aufs
     Lenkrad und lockerte mit einer Hand den Kragen. Er wünschte, Ludwig wäre
     statt seiner gefahren. Seine Hände zitterten. Er lehnte sich zurück
     und schloss die Augen. Einige Minuten später hatte er sich so weit in
     der Gewalt, dass er den Motor anlassen und nach Hause fahren konnte.
    Doch seine Ruhe war nur
     äußerlich. In ihm arbeitete es fieberhaft, Pläne formten
     sich und zerfielen wieder. Egal wie, Viola musste begreifen, dass er ein
     neuer Mensch geworden, dass seine Liebe mehr wert war als die
     Schmeicheleien eines Cornelissen. Dass er alles nur für sie getan
     hatte. In ihm brodelte es, Bilder von Sartorius und der Frau auf dem
     Hinterhof überlagerten sich, zuletzt schob sich die Gestalt des
     Mannes davor, dem er vor dem Präsidium begegnet war. Er noch, dann würde
     er endlich frei sein..

 
    16
     
    Robert hörte die
     Erregung in Leos Stimme, als dieser ihn abends im Präsidium anrief.
     »Gut, dass du noch da bist, Robert. Ich glaube, ich bin da auf etwas
     wirklich Brauchbares gestoßen.«
    Rasch berichtete er von dem
     Fund im Terminkalender. »Stell bitte die Adresse von Verena Moltkes
     Angehörigen fest und fahr gleich morgen früh hin. Frag nach, ob
     Gabriel Sartorius irgendwann versucht hat, Verena oder ihre Familie zu
     erpressen.«
    »Wie bist du bloß
     darauf gekommen, Leo?«
    »Reiner Zufall«,
     gestand er. »Ich wollte schon aufgeben, als ich das Papier im
     Einband knistern hörte. Mach Feierabend, wir sehen uns morgen.«
    Er legte auf und räumte
     zufrieden die Unterlagen weg. Endlich etwas Neues, das sie vielleicht
     voranbringen würde. Bei V. D. hatte Sartorius noch mit Abkürzungen
     gespielt, erst danach war er zu dem Kode übergegangen. Sie mussten
     unbedingt die Identität von V. D. feststellen. Jeder Name auf der
     Liste stand für einen potentiellen Täter. Als er das Licht im
     Wohnzimmer ausschalten wollte, kam ihm noch eine Idee. Er sah auf die Uhr.
     Fast zehn. Egal, Künstler und Menschen, die mit ihnen verkehrten,
     gingen gewiss nicht so früh zu Bett.
    Er hob den Hörer ab und
     wählte Elisa Reichweins Nummer. Sie meldete sich nach zweimaligem
     Klingeln. »Galerie Reichwein.«
    »Hier ist Leo Wechsler.
     Ich hoffe, ich störe nicht, so spät am Abend.«
    »Sie sind mir immer
     willkommen, Herr Kommissar, auch wenn ich Ihnen am Telefon keine Bilder
     zeigen kann. Wo haben Sie es aufgehängt?«
    »In meinem Büro.«
    »Schön, dass die
     Kunst auch in einer derart prosaischen Umgebung Einzug hält. Was kann
     ich für Sie tun?« Ihre Stimme klang wie immer warm und dunkel,
     eine wirklich angenehme Stimme, die sogar durchs Telefon bezauberte.
    »Ich habe eine Frage.
     Kennen Sie jemanden mit den Initialen V. D.?«
    Sie ließ sich Zeit. Er
     hörte, wie sie den Rauch ihrer Zigarette ausstieß und etwas
     trank. »Meinen Sie einen Künstler? Oder Kokainisten? Oder eher
     die bürgerliche Sorte?«
    »Ich weiß nicht
     einmal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, tippe aber auf
     einen Mann. Und er dürfte in einer Gesellschaftsschicht zu suchen
     sein, deren

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