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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Stift zur Hand und schaute die Frauen
     erwartungsvoll an.
    Ellen Cramer räusperte
     sich nervös. Auf einmal erschien ihr die ganze Angelegenheit ziemlich
     verrückt. Dann berichtete sie kurz, wie seltsam Edel sich in ihrem
     Haus verhalten hatte und wie ihr dann mit einiger Verspätung
     eingefallen war, dass sie ihn in der Nähe der Sartoriusschen Wohnung
     gesehen hatte. Von Malchow schrieb alles mit. Als sie zu Ende gesprochen
     hatte, stellte er einige Fragen.
    »Wo genau haben Sie
     Herrn Edel damals gesehen?«
    »An der Ecke
     Nussbaumallee und Spandauer Damm«, erklärte Ellen Cramer.
     »Ich hatte mir gerade ein Taxi gerufen und wollte einsteigen, da sah
     ich diesen schönen Wagen anhalten. Ich war neugierig und habe
     gewartet, wer da wohl aussteigt. Da sah ich, dass es Herr Edel war.«
    »Hat er Sie auch
     bemerkt? Haben Sie miteinander gesprochen?«
    »Nein. Wir haben nur
     gesellschaftlich miteinander verkehrt, bisher jedenfalls«, setzte
     sie ein wenig betreten hinzu. »Es wäre mir unangenehm gewesen,
     über die Straße zu rufen. Ich habe mir auch gar nichts dabei
     gedacht.«
    »Natürlich nicht«,
     meinte von Malchow beflissen. »Haben Sie gesehen, wohin er gegangen
     ist?«
    »Nein, ich bin ins Taxi
     gestiegen und nach Hause gefahren. Ich habe überhaupt nicht mehr
     daran gedacht, bis er dann gestern bei uns erschien und sich so eigenartig
     verhielt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Verbindung gibt,
     aber trotzdem . . . wollte ich sichergehen.«
    »Das war richtig, Frau
     Cramer.« Von Malchow wandte sich an Viola. »Möchten Sie
     die Aussage Ihrer Mutter ergänzen, Fräulein Cramer?«
    Viola sah ihn ein wenig
     erschreckt an. »Komm, Liebes, erzähle von dem Vorfall in Dahlem«,
     sagte Ellen und legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Ich war vor einigen
     Tagen zu einer Soirée im Hause Weber eingeladen.« Sie fuhr
     sich mit der Hand über die Stirn. »Es kam mir alles nur wie ein
     Missverständnis vor.«
    Von Malchow hob die Hand, bemüht,
     seine Ungeduld nicht zu zeigen. Im Grunde hatte er Wichtigeres zu tun, als
     sich anzuhören, wann diese beiden Damen welchen Bekannten an welcher
     Berliner Straßenecke gesehen hatten. »Augenblick, immer der
     Reihe nach, bitte. Was kam Ihnen wie ein Missverständnis vor?«
    »Ich war mit einem
     Freund der Familie dort, Herrn Peter Cornelissen. Herr Edel war ebenfalls
     eingeladen. Er kam zu mir und begrüßte mich ganz vertraulich.
     Dann erwähnte er etwas von einem Spaziergang am Wannsee, zu dem wir
     verabredet seien. Und einem Brief, den er mir geschrieben habe. Ich wusste
     von gar nichts, ich habe nie einen Brief von ihm erhalten. Dann griff er
     nach meinem Arm, wurde zudringlich. Zum Glück kam Peter dazu. Herr
     Edel ist praktisch aus dem Saal geflohen. Ich dachte, er habe sich geirrt,
     und es sei ihm einfach peinlich gewesen. Eigenartig war es schon«, fügte
     sie nachdenklich hinzu.
    Sollte er sich etwa auch noch
     mit den Liebesnöten der jungen Dame auseinander setzen? Doch er
     bewahrte Haltung. »Das möchte ich meinen, Fräulein Cramer.
     Ich bin Ihnen beiden sehr dankbar, dass Sie sich die Mühe gemacht
     haben, diese Aussagen zu machen. Natürlich ist Herrn Edels Verhalten
     Ihnen gegenüber äußerst ungewöhnlich, gibt aber an
     sich noch keinen Anlass für polizeiliche Schritte. Der Tatsache, dass
     er sich am fraglichen Tag in der Nähe des Tatorts aufgehalten hat,
     werden wir natürlich nachgehen. Sollte er Sie noch einmal belästigen
     und womöglich handgreiflich werden, rufen Sie bitte umgehend die
     Schutzpolizei.« Er klappte das Notizbuch zu, stand auf und gab Ellen
     und Viola die Hand.
    Draußen auf dem Flur
     sahen die Frauen einander erleichtert an. »War gar nicht so schlimm«,
     meinte Viola und atmete tief ein. »Hoffentlich ist die Sache damit
     ausgestanden.«
    »Komm, Liebes, wir
     haben uns einen guten starken Kaffee verdient.«
    Als Leo und Robert sich gegen
     elf im Büro trafen, war von Malchow nicht da. Leo warf seine
     Aktentasche ungehalten auf einen Stuhl. »Wo steckt er?«
    »Keine Ahnung«,
     meinte Robert achselzuckend. »Ich bin auch gerade erst gekommen.
     Vergiss von Malchow mal für einen Moment und erzähl mir genau,
     was du gestern Abend gefunden hast.«
    Leo berichtete noch einmal
     ausführlich von seinem Fund und legte Robert die Liste vor, die er in
     einem Umschlag mitgebracht hatte. »Die Abkürzungen habe ich mir
     mehr oder weniger zusammengereimt. Es handelt sich

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