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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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warnend.
    »Ich tue mein Bestes,
     Herr Oberkommissar.«
    »Solche Sachen können
     der Karriere sehr schaden«, fügte Gennat hinzu. »Vor
     allem, wenn gewisse Leute gute Beziehungen nach oben haben. Sie wissen ja,
     das Präsidium ist eine Welt für sich. Es kommt nicht nur auf die
     Fähigkeiten an, sondern auch darauf, wen man kennt.«
    Leo nickte. »Dessen bin
     ich mir durchaus bewusst. Aber Sie verstehen, dass ich mich in einer
     schwierigen Lage befinde. Falls ich Vermutungen äußere, wo sich
     die undichte Stelle befinden könnte, wird mir das womöglich mehr
     schaden, als wenn ich einfach den Mund halte und alles auf meine Kappe
     nehme.«
    »Natürlich. Ich
     wollte Ihnen nur sagen, dass Sie auf mich zählen können, soweit
     es in meiner Macht steht zu helfen. Das Wort vom Adelsklub ist mir nicht
     fremd. Bringen Sie Ihre laufenden Fälle anständig zu Ende, das
     ist das Beste, was Sie für Ihren Ruf tun können. Danach wird ja
     wieder eine neue Kommission gebildet, bei der Sie hoffentlich mehr Glück
     mit der Zuteilung Ihrer Assistenten haben, Wechsler.« Er stand auf
     und drückte Leo energisch die Hand.
    »Danke, Herr
     Oberkommissar, Ihre Unterstützung bedeutet mir viel.«
    Der ältere Kommissar
     winkte ab. »Schon gut, und jetzt Augen zu und durch.«
    Komisch, Ernst Gennat gegenüber
     kam er sich immer wie ein Junge vor, obwohl dieser gar nicht so viel
     älter war als er selbst. Vielleicht lag es an seinem Status als
     eingefleischter Junggeselle, dessen Herz nur für Kriminalistik und
     Kuchen schlug, und der väterlichen Art, mit der er Verhafteten,
     Zeugen und jüngeren Kollegen begegnete.
    Draußen prallte Leo
     beinahe mit Herbert von Malchow zusammen.
    »Schön, dass ich
     Sie auch einmal im Büro antreffe«, sagte Leo knapp. »Kommen
     Sie, wir fahren in die Nussbaumallee und durchsuchen noch einmal die
     Wohnung von Sartorius. Es gibt neues Beweismaterial.«
    Von Malchow hob die Hand, um
     ihn zu unterbrechen. »Bedaure, Herr Kommissar, aber ich muss zunächst
     noch etwas für den Oberregierungsrat erledigen.«
    »Verdammt, von Malchow,
     Sie gehören zu meiner Kommission, es ist mitten in der Dienstzeit,
     und ich habe nicht vor, Sie für irgendwelche anderen Erledigungen
     abzustellen«, fuhr Leo ihn an. »Ihre Eigenmächtigkeit
     steht mir bis hier.« Es störte ihn nicht, dass der eine oder
     andere Vorübergehende ihnen einen neugierigen Blick zuwarf.
    »Tut mir leid, aber die
     Sache ist wichtig.« Von Malchow deutete auf eine Aktenmappe, die er
     unter dem Arm trug.
    Leo biss die Zähne
     zusammen. Er konnte natürlich darauf bestehen, dass von Malchow
     sofort mit ihm kam, riskierte damit jedoch einen erneuten Zusammenstoß
     mit Konrad von Gatow. Er dachte an Gennats warnende Worte und knurrte:
     »Na schön. Erledigen Sie, was Sie zu erledigen haben, und dann
     kommen Sie mir umgehend in die Wohnung nach. Notfalls zu Fuß.«
    Mit diesen Worten ließ
     er von Malchow stehen.
    Er war beinahe eingedöst,
     so lang wurde ihm das Warten, doch als er die beiden Männer auf dem
     Parkplatz stehen sah, setzte er sich abrupt auf. Sie sprachen miteinander,
     Wechsler wirkte aufgebracht, der andere blieb gelassen. Jetzt ging
     Wechsler davon. In diesem Moment klopfte es an die Scheibe. Er kurbelte
     das Fenster herunter und sah zu dem Schutzmann hoch, der missbilligend auf
     den eleganten Wagen herabsah. »Sie dürfen hier nicht parken,
     guter Mann.«
    Er lächelte
     zuvorkommend. »Ich wollte ohnehin gerade weiterfahren.«
    »Schönen Wagen
     haben Sie da«, sagte der Schutzmann noch und ging weiter.
    Er sah zum Präsidium
     hinüber. Die beiden Männer waren verschwunden. Doch jetzt rollte
     ein Dienstwagen vom Parkplatz auf die Straße. Das war er! Er setzte
     sich mit dem Delage unauffällig dahinter, wobei er stets darauf
     achtete, dass mindestens ein anderes Automobil zwischen ihnen blieb.
     Immerhin war das ein Polizist. Andererseits war es ihm so lange gelungen,
     die Polizei zu täuschen. Er war klug. Sie durften ihn nicht unterschätzen.
     Das wäre sehr töricht. Auch die Cramers hatten ihn unterschätzt,
     aber –
    Seine Gedanken flogen.
     Wohin mochte der Mann, den er von früher kannte, wohl fahren? Die
     Fahrt führte stetig nach Westen, Unter den Linden entlang, durch den
     Tiergarten, über den Kaiserdamm bis nach Charlottenburg. Seine Hände
     am Lenkrad schwitzten. Er wischte sie an der Hose ab. Die Gegend kannte
     er. Der Polizist bog nach rechts in die

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