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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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»Und
     weiter?«
    »Ich habe nicht darauf
     reagiert. Eine Woche später erhielt ich einen Anruf. Eine Männerstimme,
     die seltsam gedämpft klang, fragte mich ganz diskret, ob ich Post
     erhalten hätte. Er hatte wohl ein Tuch um den Hörer gewickelt.
     Ich erklärte ihm, meine Familie werde nicht zahlen, da Verena für
     mich nicht länger zur Familie gehöre. Danach hat er sich nicht
     mehr bei mir gemeldet.«
    »Vermutlich hat er es
     nicht nur bei Ihnen probiert.«
    »Über andere Fälle
     ist mir nichts bekannt. Das Telefongespräch war der einzige persönliche
     Kontakt zwischen mir und diesem Herrn. Um Ihrer Frage zuvorzukommen, ich
     bin nicht zur Polizei gegangen, da er mich danach in Ruhe gelassen hat.«
    Robert überlegte, wie er
     die selbstzufriedene Fassade durchbrechen könnte. Gewiss, der Mann
     hatte Sartorius allem Anschein nach nicht angerührt, doch es machte
     ihn zornig, dass er so gleichgültig über das Schicksal seiner
     Schwester sprach. Ein Schicksal, dem Robert selbst nur knapp entgangen
     war.
    Er stand auf und ging zur Tür,
     ohne Moltke die Hand zu geben. Dann drehte er sich noch einmal um. »Vielen
     Dank für Ihre Aussage. Aber eins möchte ich nicht verschweigen:
     Nicht nur der Erpressungsversuch ist unmoralisch, sondern auch Ihr eigenes
     Verhalten. Ihre gleichgültige Haltung gegenüber Ihrer Schwester,
     für die Sie bezahlen, ohne sich je um sie zu kümmern.«
    Mit diesen Worten trat er ins
     Vorzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Draußen verfluchte
     er sich. Als Polizeibeamter war er gehalten, sachlich und nüchtern
     aufzutreten und keine unangebrachten Gefühlsregungen zu zeigen. Leo hätte
     ihn bestimmt darauf hingewiesen, obwohl auch er nicht gegen persönliche
     Empfindungen gefeit war.
    Andererseits hatte er
     erfahren, was er erfahren wollte. Moltke kam als Täter nicht in
     Frage, da war er sicher. Aber er ahnte dennoch, dass Leo auf einer
     ungeheuer wichtigen Spur war.
    Rudolf Cramer, der erst sehr
     spät nach Hause gekommen war, als Frau und Tochter bereits schliefen,
     erfuhr beim Frühstück von dem eigenartigen Besuch. Nachdem er zu
     Ende gegessen hatte, betupfte er sich den Mund mit der Serviette, lehnte
     sich zurück und schaute abwechselnd von Ellen zu Viola.
    »Ihr wollt mir also
     weismachen, dass der angesehene Knopffabrikant Max Edel ohne Ankündigung
     hier aufgetaucht ist und mir nichts, dir nichts um Violas Hand angehalten
     hat?«
    Seine Frau nickte. »Ja,
     dabei kennen wir ihn kaum. Er aber tat, als kenne er Viola schon ewig. Als
     hätten sie regelmäßigen Umgang gepflegt.«
    Er schaute seine Tochter prüfend
     an. »Und du sagst, es sei nichts daran?«
    Entrüstet wollte sie
     aufstehen. »Papa, wenn ich es dir doch sage. Wir haben uns hier auf
     dem Silvesterball kennen gelernt. Danach sind wir uns gelegentlich
     begegnet, das war alles. Von Spaziergängen oder anderen Verabredungen
     war nie die Rede. Glaubst du mir etwa nicht? Sieh dir Mamas Lippe an.«
     Ellen Cramers Mund war noch immer leicht geschwollen.
    Rudolf legte ihr
     beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Bleib sitzen, Liebes, natürlich
     glaube ich dir. Aber Max Edel ist ein unbescholtener Mann, der nur in den
     besten Kreisen verkehrt. Warum sollte er sich einen derartigen Auftritt
     leisten?«
    »Das gestern war nicht
     alles, Papa«, warf Viola ein. Auf seinen erstaunten Blick hin
     berichtete sie von dem Zwischenfall bei der Soirée, als Edel von
     einem Spaziergang gesprochen hatte, von dem sie nichts wusste, und einem
     Brief, den sie nie erhalten hatte.
    »Ist der Mann denn von
     Sinnen?«, rief Rudolf ungehalten. »Ich werde ihn zur Rede
     stellen, falls er uns weiter belästigt.«
    Ellen biss sich auf die
     Lippe, schien dann einen plötzlichen Entschluss zu fassen. »Viola,
     würdest du uns bitte allein lassen?«
    Ihre Tochter sah sie
     verwundert an, stand dann aber auf und verließ das Speisezimmer.
    »Rudolf, ich muss dir
     etwas gestehen. Erinnerst du dich an die beiden Herren, die irgendwann im
     Juni hier waren? Du kanntest sie nicht, sie verließen gerade das
     Haus, als du kamst.«
    »Ja und? Ich glaube, du
     sagtest etwas von einem Wohltätigkeitsverein, der für
     Kindererholungsheime sammelt.«
    Ellen spielte mit ihrem
     Kaffeelöffel und wich seinem Blick aus. »Das war gelogen. Es
     waren zwei Kriminalbeamte, die in einem Mordfall ermitteln.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, es ging um den
     Mord an dem Heiler Gabriel Sartorius, es stand doch groß

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