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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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nicht. Es geht um mehr als
     Verliebtheit, ich habe mich regelrecht vor ihm gefürchtet. Und du
     hast ihn damals in der Nähe des Tatorts gesehen. Mit dem Mann stimmt
     etwas nicht, ganz sicher. Lass mich anrufen.«
    Ellen nickte.
    Viola ging in die
     Eingangshalle zum Telefontischchen und hob den Hörer ab. Ihre Mutter
     warf noch einen Blick auf die Nachricht.
    Teure Viola,
    ich erwarte Sie am
     bekannten Ort.
    M.
    Mehr stand nicht in dem
     Brief. Wo mochte dieser vereinbarte Ort sein? Hätte sie den abstrusen
     Auftritt des Mannes nicht miterlebt, könnte sie glatt an den Aussagen
     ihrer Tochter zweifeln. Er war so von seiner Absicht überzeugt
     gewesen. Allerdings schien Max Edels ganze Liebesgeschichte nur in seinem
     Kopf zu existieren, was reichlich beängstigend war.
    Leos Hemd klebte ihm am Rücken,
     als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte. Der Verband schnürte
     ihm die Luft ab.
    »Du siehst gar nicht
     gut aus«, bemerkte Robert.
    »Ach, hör auf.
     Holst du mir bitte ein Glas Wasser?«
    Dann ließ er sich mit
     der Staatsanwaltschaft verbinden. »Herr Dr. Friedrich, hier ist
     Wechsler, Morddezernat. Ich benötige dringend einen Haftbefehl gegen
     Herrn Max Edel, geboren in Berlin am 3. Mai 1889, wohnhaft in Berlin,
     wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes. – Ja, es ist eilig.
     Es besteht Fluchtgefahr.« Dafür gab es zwar keine Indizien,
     aber die Behörden wollten bisweilen gedrängt werden. »Gut,
     ich schicke jemanden vorbei.«
    Als Robert mit dem Wasser zurückkam,
     tauchte von Malchow hinter ihm in der Tür auf. »Herr Kommissar,
     das hier dürfte Sie interessieren.« Er hielt seinen Notizblock
     hoch. »Gerade hat mich Fräulein Cramer angerufen. Sie hat eine
     Nachricht von Edel erhalten, laut der er sich mit ihr am bekannten Ort
     treffen will.«
    »Damit kommen Sie genau
     richtig. Wo befindet sich denn dieser bekannte Ort?«
    »Das weiß sie
     leider auch nicht. Sie hat sich nie mit ihm irgendwo verabredet, es gab
     nur zufällige Begegnungen bei größeren Gesellschaften.«
    Leo trank einen Schluck
     Wasser. »Robert, wir fahren zu Edel nach Hause, sobald wir den
     Haftbefehl haben. Wenn er nicht da ist, suchen wir in der Firma. Von
     Malchow, Sie holen bitte die Damen Cramer hierher. Ich möchte sehen,
     wie Edel auf sie reagiert.«
    Von Malchow nickte. »Wird
     gemacht, Herr Kommissar.«
    Sie würde kommen,
     dessen war er gewiss. Die letzten Tage waren ein böser Traum gewesen,
     doch nachdem er die Nachricht unter der Tür durchgeschoben und sich
     davongestohlen hatte, spürte er neue Zuversicht. Er kam sich wie ein
     frecher Straßenjunge vor. Sie würde kommen und ihn aus dem
     Albtraum wecken, der ihn gequält hatte.
    Er trat an das kleine
     Fenster, durch das man in die Manufaktur blickte, sah die Menschen
     zwischen den Arbeitstischen umhereilen und spürte eine nie gekannte
     Macht. Sie alle arbeiteten für ihn. Ob sein Vater sich so gefühlt
     hatte, wenn er, gesättigt von seinen Liebesspielen, hier am Fenster
     stand? Oder hatte es ihn gar nicht interessiert?
    Er wandte sich ab. Fuhr
     sich abrupt mit der Hand ans Gesicht. Und spürte nichts. Seine rechte
     Wange war ganz taub.
    Panisch sah er sich um. In
     einer Ecke entdeckte er ein Waschbecken mit einem Spiegel darüber. Zögernd
     trat er davor und schaute hinein. Er sah aus wie immer, bis auf die
     starren Pupillen. Sie würde gewiss nichts merken, so wie sie nie
     etwas gemerkt hatte. Und sie würde ihn gesund machen, auch das wusste
     er. Er hatte sich für sie frei gemacht, alle Fesseln abgestreift,
     alle Spuren beseitigt, so dass er nur noch ihr gehörte.
    Viola, das Veilchen. Seine
     Stirn berührte den kalten Spiegel. Er versuchte, sie mit seinen
     Gedanken herbeizuzwingen. So etwas gab es doch, er hatte davon gelesen.
     Wenn man nur stark genug an jemanden dachte, würde derjenige dies spüren.
     Komm zu mir, dachte er, komm endlich zu mir.
    Die Haushälterin öffnete
     und sah sie überrascht an, als Leo seinen Ausweis vorzeigte. »Wir
     möchten zu Herrn Edel.«
    »Den habe ich heute
     noch gar nicht gesehen. Er hat auch nicht gefrühstückt, aber
     sein Wagen ist weg. Vermutlich ist er ganz früh in die Firma
     gefahren.«
    »Hat er keinen
     Chauffeur?«, erkundigte sich Leo.
    »Doch, aber nur, wenn
     er mit dem Daimler unterwegs ist. Den Delage fährt er selbst. Ludwig,
     das ist der Fahrer, meint, er sei in den letzten Tagen oft allein
     unterwegs gewesen.«
    Sie führte die Beamten
     in

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