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Leo - Erotisches Tagebuch (German Edition)

Leo - Erotisches Tagebuch (German Edition)

Titel: Leo - Erotisches Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta L. Vox
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haben, ohnehin nur auf der Grundlage von Wertschätzung, Freundschaft und Vertrauen möglich. Vielleicht ist es auch das, was man das Liebe nennt.
    Es bedarf bestimmter Faktoren, die zusammenfallen müssen, damit eine solche Erfahrung überhaupt erst möglich wird. Ich hatte das große Glück, auf günstige Umstände zu treffen, und das in einem Alter, in dem andere sich auf den Ruhestand vorbereiten. Mit Leo befand ich mich in einem permanenten lustvollen Unruhe-Zustand, der – ich schäme mich, es zuzugeben – für den Moment alles andere in den Hintergrund gedrängt hat, selbst meine durchaus vorhandenen Gewissensbisse. Meine Erlebnisse waren so gewaltig, dass ich sie manchmal am liebsten in die Welt posaunt hätte. Da ich sie mit niemandem teilen konnte, blieb mir nur das Schreiben. Das ist der Hintergrund, vor dem diese Zeilen entstanden sind .
    Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass unsere Beziehung nicht alltagstauglich gewesen wäre. Zu unterschiedlich sind unsere Vorgeschichte, unsere Lebensentwürfe, unsere Interessen, sieht man vom Tanzen einmal ab. Ich mache mir auch sonst keine Illusionen. Vermutlich werde ich ebenso schnell vergessen sein wie meine Vorgängerinnen. Ich habe Leo im Umgang mit anderen Frauen beobachtet. Er sieht sie genauso an wie mich an unserem ersten Abend, geht genauso auf Tuchfühlung, sobald sich die Gelegenheit bietet. Seinem Schmachtblick werden andere Frauen nicht lange widerstehen können, und mit seinen Berührungen wird er bei ihnen sicher ähnliche Gefühle wecken wie bei mir. Dass er sich keine Chance entgehen lässt, hat er schon Ostersamstag bewiesen.
    All das ist mir bewusst, trotzdem vermisse ich Leo sehr. Alles erinnert an ihn: die Orte, an denen wir heimlich Hand in Hand gegangen sind, die Lokale, wo wir zusammen waren, die Parkplätze, in deren Schutz wir Verbotenes taten, die Hauseingänge, in die mich Leo zog, um mich zu küssen, selbst eine Radioreklame, über die wir oft gelacht haben. Ich suche bei anderen nach Ähnlichkeiten mit Leo. Bisweilen glaube ich, den Duft seines Rasierwassers in der Nase zu haben, wenn andere Männer an mir vorübergehen. Manchmal, wenn ich den Marktplatz überquere, meine ich, in der Ferne Leo zu entdecken, der lachend und mit seinem Schirm winkend auf mich zukommt. Aber es ist leider nur eine Täuschung. Ganz unten in meinem Wäschekorb fand ich dieser Tage ein T-Shirt, das ich bei einem Treffen mit Leo getragen habe. Ich bilde mir ein, sein Duft hafte noch an diesem Kleidungsstück und gestehe, dass ich versucht habe, diesen Geruch einzuatmen.
    Auf der Festplatte meiner Gedanken habe ich alles abgespeichert. Dort ist es jederzeit abrufbar. Besonders zwei Bilder haben sich unauslöschlich hier eingebrannt: Wir beide stehen nackt vor dem Spiegel, Leo hinter mir. Ich habe meinen linken Arm um seinen Hals gelegt, Leos rechte Hand umschließt meine Brust, seine Linke ruht auf meinem Bauch. Wir küssen uns, während Leo in mir ist und sich sachte bewegt. Das andere ist mehr eine Sequenz als ein Standbild: Wir drehen uns beim Tanzen im Kreis, sehen uns in die Augen. Dabei ist es ein kaum merkliches Rucken seines Kopfes, gepaart mit jenem leichten Silberblick, das ich so unwiderstehlich finde. Diese Erinnerungen wird mir niemand nehmen können.
    Seit Leos Weggang ist mir der Tanzunterricht zur Qual geworden. Jedes zweite Musikstück ruft ebenso schöne wie schmerzhafte Erinnerungen hervor. Alle anderen kommen mir noch ungelenker und stümperhafter vor als früher. Ich versuche, mich zusammenzunehmen. Aber meine Bewegungen sind gefroren wie mein bemühtes Lächeln. Nie mehr werde ich einen solchen Tanzpartner finden wie Leo, nie mehr einen solch grandiosen Liebhaber, nie mehr einen solchen Freund, so glaube ich jedenfalls. Die Zeit heile alle Wunden, sagt der Volksmund. Noch will ich es nicht wahrhaben, aber in meinem Innersten weiß ich um die Richtigkeit der alten Volksweisheit.
    Unsere Beziehung währte fast auf den Tag genau ein halbes Jahr. Für diese Zeit bin ich dem Schicksal, vielleicht auch Gott, unendlich dankbar. Ich bereue nichts. Leo war jede Dummheit, jede Ausrede und Lüge wert. Nur eines bedauere ich: Warum haben wir uns nicht schon im vorigen Sommer kennengelernt? Was hätten wir nicht alles anstellen können, im Wald, auf Leos Motorrad oder der Kühlerhaube seines Autos. Ich im luftigen Sommerkleid, ohne Höschen, das Kleid nur ein wenig hochgeschoben … Bei dem Gedanken wird mir sofort ganz heiß.
    Man sagt,

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