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Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Titel: Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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weiß nicht, ob Bildhauerei überhaupt was für mich wäre“, bekannte Leonardo. „Da braucht man so lange, bis man ein Stück fertig hat. Aber in Florenz habe ich ein paar Standbilder gesehen, die wa-

    ren aus gegossener Bronze! Dafür braucht man eine Form aus Ton und…“
    „Und du denkst, die Leute von Vinci, die sich gerade einmal Salbe genug für ihre eigenen Pestbeulen leisten können, würden dafür Bronze kaufen?“, unterbrach ihn Carlo. „Aber Steine liegen einfach so herum, man muss nur den richtigen finden.“
    Plötzlich ging ein Ruck durch Leonardo. „Lass uns noch einmal zu Alberto gehen!“
    Aber das wollte Carlo dann doch lieber nicht. „Weißt du, da warte ich doch lieber noch eins, zwei Tage – bis er ganz gesund ist und wirklich niemanden mehr ansteckt.“
    So ging Leonardo allein zur Scheune.
    Doch Alberto war nicht dort. Die brüchige Scheunentür stand offen.
    „Alberto?“
    Niemand gab Leonardo Antwort – und das Bündel, das der Junge immer bei sich gehabt hatte war nicht mehr da.

    Nur die Reste seiner letzten Mahlzeit.
    Leonardo dachte sich zunächst nichts dabei. Warum sollte Alberto nicht auch die Scheune verlassen, wenn er sich inzwischen kräftig genug fühlte? Vielleicht sah er sich ja bereits wieder nach einer Stelle als Knecht um. Die Ernte war schließlich noch lange nicht vorbei, da wurde jede helfende Hand dringend gebraucht und er konnte sich da etwa verdienen.
    In diesem Moment schlug die Kirchturmuhr fünf Mal und Leonardo dachte, dass eigentlich noch Zeit genug war, ins Nachbardorf zu gehen, um dort seinem Großonkel Francesco einen Besuch abzustat-ten. Er konnte ihm sicher noch einiges an Interessantem über den Ibis erzählen.
    Niemand wusste schließlich mehr über die Natur als Großonkel Francesco. Dass er in den letzten Jahren nicht mehr so oft mit Leonardo in die Natur gegangen war, hatte einen ganz einfachen Grund: Er war für einige Jahre Beamter in Florenz gewesen und war in dieser Zeit höchstens an Feiertagen in die Gegend von Vinci zurückgekehrt. Im Nachbardorf besaß er ein Haus, das er von einem entfern-

    ten Verwandten geerbt hatte. Jetzt lebte er dort von seinen Ersparnis-sen. Beamter in Florenz war er inzwischen nicht mehr.
    Leonardo überlegte zunächst, die Abschrift des Papyrus mitzunehmen, aber dann hätte er noch einmal nach Hause zu Großvater gehen müssen – und ob der ebenfalls der Ansicht gewesen wäre, dass noch Zeit genug war, um ins Nachbardorf zu gehen, da war Leonardo sich nicht sicher.
    Macht nichts, dachte er. Es gibt ja genug Dinge, die ich ihn fragen kann, bei denen ich das Blatt mit der Abschrift gar nicht brauche!
    Eine ganze Weile musste Leonardo laufen, ehe er schließlich das Haus seines Großonkels erreichte.
    Das erste, was einem auffiel, wenn man sich gegen Abend bei tief stehender Sonne Großonkel Francescos Haus näherte, waren die grellen Blitze, die aus einem Fenster kamen.
    Manchmal wurde man davon richtig geblendet, weswegen manche herum erzählten, dass das Haus von Großonkel Francesco verhext wäre. Aber wenn man sich näherte, war zu erkennen, wodurch die Lichtblitze verursacht wurden.
    Onkel Francesco hatte nämlich ein Fenster aus Glas.

    Normalerweise hatten allenfalls die Häuser reicher Kaufleute in Florenz Glasfenster. Und selbst dort wurden häufig nicht alle Fenster verglast. Selbst im Rathaus verhängte man die Fensteröffnungen mit Leinenstoff.
    Onkel Francesco besaß genau ein Glasfenster.
    Die anderen Fensteröffnungen verhängte er im Sommer mit einem hellen Stoff und im Winter schloss er die Läden. Dieses eine Fenster hatte Onkel Francesco zusammen mit dem Haus geerbt – aber er hatte nie genug Geld gehabt, um auch die anderen Fenster noch zu ver-glasen.
    Als Leonardo das Haus erreichte, stand die Tür auf. Onkel Francesco hatte gerne frische Luft und so zog es bei ihm immer sehr. Seit dem Tod seiner Frau lebte er allein in dem großen Haus. Und eigene Kinder hatte er nicht.
    Leonardo ging einfach ins Haus, wie er das früher auch immer getan hatte und fand Großonkel Francesco vor dem Kaminfeuer, über dem ein Topf hing, in dem er herum rührte. Er war ein Mann mit grauen, fast weißen Haaren und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

    „Ach du bist es!“, sagte er, als er Leonardo bemerkte. „Hast du auch mal wieder den Weg hierher gefunden… Ich habe gerade einen schmackhaften Trank aus Kräutern gemacht. Wenn du willst, kannst du gerne etwas probieren…“
    „Nein danke“,

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