Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)
Leonardo.
Etwas später kehrte Großvater mit einem kleinen Döschen dieser schwarzen „Salbe“ zurück.
„Das reicht für dich, mich und deinen Vater, falls die Pest in nächster Zeit nochmal ausbrechen sollte.“
Leonardo hatte vorgeschlagen, doch auch eine ganze Mumie zu nehmen. „Selbst der Schlachter konnte sich das leisten!“, gab Leo-
nardo zu bedenken. „Und Vater hat doch in letzter Zeit hervorragend verdient, seit er für die Familie Medici tätig ist!“
„Erstens ist das nicht so viel, wie du vielleicht denkst und zweitens spart er dafür, um irgendwann in den nächsten Jahren nach Florenz übersiedeln zu können. Das Leben dort ist teurer, wie du sicher schon festgestellt hast, wenn du deinen Vater nach Florenz begleitet hast.“
„Meinst du nicht, man könnte ihn vielleicht doch überzeugen?
Schließlich könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens hätten wir bei einem Pestausbruch auf jeden Fall genug von der Salbe und könnten sogar noch an andere etwas verkaufen. Und zweitens…“
„…denkst du, dass du die Mumie auswickeln und untersuchen dürftest. Das kann ich mir gut vorstellen“, schnitt ihm Großvater das Wort. „Aber das käme ohnehin nicht in Frage!“
„Aber Großvater! Man könnte so vieles daran entdecken! Vielleicht wirkt dieses ölige Zeug ja noch gegen andere Krankheiten!
Außerdem gibt es bestimmt noch eine bessere Methode zur Gewin-nung der Salbe, als eine Saftpresse. Ich hätte da schon eine Idee, hat-
te aber noch keine Zeit, für diese Maschine einen Plan aufzuzeich-nen…“
„Mach erstmal, dass der Bratenwender, den du gebaut hast, nicht dauernd hakt, sodass sich der Braten nicht gleichmäßig dreht und wir entweder Brandstellen am Braten haben oder ich wieder selber dre-hen muss! Außerdem trinkt die Stute Marcella schon seit einiger Zeit aus einem ausgedienten Bierfass, weil aus irgendeinem Grund ein paar Löcher in der Tränke sind!“
Leonardo hatte den Eindruck, dass er – was die Anschauung einer Mumie betraf – auf Granit biss.
„Darf ich mir den wenigstens die Salbe mal ansehen?“
Großvater seufzte.
„Also gut, diesen Wunsch kann ich dir erfüllen. Aber ich gebe sie nicht aus der Hand.“
„In Ordnung.“
Großvater öffnete das Döschen, in das die ölige, zähflüssige Sub-stanz eingefüllt war.
„Irgendwoher kenne ich den Geruch“, meinte Leonardo. „Ich weiß aber nicht mehr, woher...“
„Ich kann dir sagen, woher“, erwiderte Großvater. „Dieser Wun-derdoktor presst schon den ganzen Tag das Zeug aus seinen Mumien hervor und der Wind steht auf unser Haus.“
Doch Leonardo schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht“, behauptete er. „Ich habe das früher schon mal gerochen. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wo und wann... Naja, ist ja vielleicht auch nicht so wichtig.“
6. Kapitel
Albertos Geheimnis
Am Nachmittag packten Doktor Petronius und Edoardo die Saftpresse auf den Wagen und machten alles für die Abreise klar. Wenig später rumpelte der Wagen die ungepflasterte Dorfstraße entlang und fuhr in Richtung Florenz davon.
Am Dorfausgang hielt Carlos Vater den Arzt noch einmal an und versuchte ihn doch noch dazu zu überreden, ihm eine zweite Mumie gegen Käse und Wurst zu tauschen.
Aber darauf ließ sich Doktor Petronius nicht ein.
„Mir würde Eure Ware verderben, weil nicht mal Edoardo so viel essen kann, wie Ihr mir anbietet, werter Herr!“, sagte Petronius.
„Und abgesehen davon will ich auch ehrlich gesagt nicht die Geschäftemacherei mit dem Leid anderer fördern!“
„Ihr seid gut - was tut Ihr denn selbst?“, stieß Herr Maldini hervor.
„Ich helfe den Menschen“, behauptete Doktor Petronius.
Carlo und Leonardo sahen dem Wagen noch eine Weile nach.
„Ein seltsamer Mann“, meinte Carlo. „Aber er hat unser ganzes Dorf gerettet! Man sollte ihm einen Gedenkstein setzen!“ Er wandte sich an Leonardo. „Du hättest doch bestimmt eine Idee!! Jemand, der so gut zeichnen und malen kann, der bekäme doch sicherlich eine Figur aus Stein hin. Man braucht nur einen guten Meißel und einen vernünftigen Hammer.“
„Ja, vielleicht später mal“, murmelte Leonardo.
„Ja, ich weiß, im Moment interessieren dich andere Dinge. Diese Vogelkopfmann zum Beispiel und am liebsten würdest du wohl auch die Mumie auswickeln, die mein Vater in den Kühlkeller getan hast.
Aber so ist das eben! Kaum ist die Gefahr vorbei, wird die Dankbar-keit vergessen!“
„Ich
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