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Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Titel: Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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lehnte Leonardo höflich ab. Was solche Getränke anging, war Großonkel Francesco sehr experimentierfreudig, traf aber dabei meistens nicht Leonardos Geschmack.
    „Ich habe gehört, es hat bei euch einen Pestfall gegeben“, meinte Francesco dann.
    „Ach, das war halb so schlimm“, erwiderte Leonardo und berichtete von der Wundersalbe des Doktor Petronius und der schnellen Genesung von Alberto.
    „Doktor Petronius?“, murmelte Francesco. „Diesen Namen habe ich schon gehört… Fünf Meilen von hier in San Luca ist jedenfalls ein Mann gewesen, der sich so nannte und dort auch sein Wundermittel verkauft hat, nachdem dort ebenfalls jemand krank geworden ist. Aber seitdem habe ich auch nichts mehr darüber gehört, dass in San Luca der Schwarze Tod aufgetreten wäre.

    Leonardo stieg plötzlich ein Geruch in die Nase, der ihn an etwas erinnerte. Er hob den Kopf und hielt die Nase hoch.
    „Was soll das den Leonardo? Meine Kräuter sind zwar stark, aber so schlecht riecht mein Gebräu auch nicht…“
    „Das ist es auch nicht!“, murmelte Leonardo.
    Er ließ den Blick schweifen. Und dann wusste er, dass es von dem verglasten Fenster kam.
    Leonardo ging auf das Fenster zu, schnüffelte und dann fiel ihm die schwarze Masse auf, mit der die Glasränder abgedichtet waren.
    Leonardo roch daran.
    „Das ist es!“, stieß er hervor. Genau dieser Geruch ging von der Wundersalbe aus, die Doktor Petronius verkauft hatte. Konnte das denn die Möglichkeit sein? Großonkel Francesco dichtete mit wertvoller Mumiensalbe ein Fenster ab? Er hatte bei diesem einen Fenster mehr Salbe verbraucht als ganz Vinci gekauft hatte, um sich vor der Pest zu schützen!
    Oder stimmte hier etwas anderes nicht?
    „Was soll damit sein?“, fragte Onkel Francesco etwas ratlos.
    „Wie heißt dieser Stoff?“

    „Das ist Erdpech. Man nennt es auch Bitumen.“
    „Und woher bekommt man das?“
    „Wenn man Glück hat, findet man eine Stelle, wo es einfach aus der Erde kommt – weswegen es ja Erdpech heißt, im Gegensatz zum normalen Pech, dass durch die Erhitzung von Baumharzen gewonnen wird.“
    „Ja, über normales Pech weiß ich Bescheid“, sagte Leonardo. Er hatte einmal auch selbst versucht Pech durch das Erhitzen von Baumharz zu gewinnen, um sich eine richtige Fackel herstellen zu können. Großvater war an dem Tag nicht zu Hause gewesen, aber er hatte trotzdem erfahren, was geschehen war. Als nämlich eine Qualmwolke aus Leonardos Zimmerfenster ins Freie drang, waren die Nachbarn herbeigeeilt, um zu löschen.
    Leonardo erinnerte sich nicht gerne daran – vor allem weil Großvater ihm hinterher die Fackel weggenommen hatte, bevor er sie überhaupt einmal hatte ausprobieren können!
    „Ja, mit Bitumen kann man sehr gut Glas einfassen“, sagte Onkel Francesco. „Und vor ein paar Tagen habe ich die Schicht erneuert, damit nicht eines Tages das Glas aus dem Fenster fällt. Darum riecht es vielleicht ein bisschen danach. Aber so schlimm ist das nicht, finde ich. Man muss schon eine sehr feine Nase haben, um das überhaupt zu bemerken…“
    „Du hast gesagt, dieses Bitumen oder Erdpech kommt aus der Erde…“, kam Leonardo auf einen anderen Punkt zurück.
    „Richtig“, bestätigte Onkel Francesco.
    Leonardo hob die Augenbrauen. „Kann man es auch aus Mumien heraus pressen?“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ich bin überzeugt davon, dass dies der Stoff ist, den dieser Doktor Petronius in Vinci als Wundersalbe verkauft hat!“
    Onkel Francesco zuckte mit den Schultern. „Also ehrlich gesagt, kenne ich mich mit Mumien nicht aus. Ich habe keine Ahnung, was man da heraus pressen kann. Und was diese Wundersalbe angeht, so habe ich zwar davon gehört, mir selbst aber nichts gekauft. Ich wollte das Geld sparen. Schließlich kommt hier so selten jemand her, dass ich dachte, das Risiko ist gering, dass der Schwarze Tod bis zu mir kommt.“

    Leonardo seufzte. „Naja - eigentlich war ich auch gar nicht hier, um mit dir über Bitumen, Fensterabdichtungen und Pestsalbe zu sprechen…“
    „Sondern?“, fragte Großonkel Francesco.
    „Niemand, den ich kenne, weiß so viel über die Natur und die Tiere wie du. Deswegen komme ich zu dir, um mehr über den Heiligen Ibis zu erfahren.“
    „Den Ibis?“ Francesco runzelte die Stirn und vergaß einen Augenblick lang sogar, in seinem Gebräu herum zu rühren, was dazu führte, dass es überkochte und das Feuer löschte. Es zischte laut. „So ein Mist!“, schimpfte Francesco. „Das ist ja

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