Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)
Pferdes.
Leonardo, Carlo und Alberto begaben sich daraufhin zu Großvaters Haus am Dorfplatz von Vinci.
„Na, das ist ja fein, dass ihr auch noch einmal wieder auftaucht“, sagte Großvater ziemlich ärgerlich. Er wandte ich an Carlo. „Hast du eigentlich eine Ahnung, dass sich deine Eltern inzwischen Sorgen machen? Ihr wolltet meinen Bruder Francesco besuchen – aber ihr habt nicht gesagt, dass ihr bis tief in die Nacht bleiben wolltet.”
„Ich fürchte, Carlos Eltern werden sich bald noch mehr Sorgen machen“, mischte sich nun Alberto ein.
Großvater runzelte die Stirn, als Leonardo ihm daraufhin das Wichtigste zusammenfasste und auch davon sprach, dass Ser Piero noch in der Nacht aufgebrochen war, um Cosimo de’ Medici zu in-formieren.
„Das wird er sicher nicht tun, wenn es nicht wirklich einen wichtigen Grund dafür gäbe“, war Großvater überzeugt, obwohl er noch längst nicht alles von dem verstanden hatte, was ihm da berichtet wurde, was teilweise auch daran lag, dass Leonardo, Carlo und Alberto immer wieder durcheinander redeten.
„Eins steht fest“, sagte Großvater schließlich. „Ich lasse mir von niemandem das Haus niederbrennen, nur, weil jemand glaubt, dass ein übler Pesthauch aus dem Boden kommt – und dabei sind wir ja alle wohl einem Betrüger aufgesessen!“ Während er den letzten Satz sagte, richtete sich sein Blick auf Alberto.
„Hat Jesus nicht gesagt: Wer ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein?“, erwiderte Alberto. „Ich glaube der Pfarrer von Vinci wird Euch das bestätigen…“
„Immerhin hat Alberto großen Mut bewiesen, als er sich von diesem Arzt losgesagt hat“, sagte Leonardo.
„Er ist kein Arzt“, erklärte Alberto. „Doktor Petronius ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher fahrender Händler, der nur irgendwann gemerkt hat, dass man mit der Angst oder der Pest Geld machen kann. Er heißt in Wahrheit Pietro, aber so darf ihn niemand nennen, sonst wird er fuchsteufelswild.“
Es dauerte nicht lange, bis das gesamte Dorf aufgeweckt war.
Dem, was die Kinder berichteten hätte man wohl für sich genommen kaum Glauben geschenkt, aber Großvater wirkte sehr überzeugend, wenn er davon sprach, dass sein Sohn Ser Piero bei Nacht und Nebel auf dem Weg nach Florenz war, um Hilfe zu holen.
„Wahrscheinlich werden diese Brandreiter erst im Laufe des mor-gigen Tages hier eintreffen – aber da können wir uns nicht sicher sein“, sagte Großvater. „Deswegen müssen wir Wachen einteilen, die Alarm schlagen, falls sie hier in der Nähe auftauchen!“
Auf dem Dorfplatz, wo alle zusammentrafen, wurden diese Wachen eingeteilt. Großvater übernahm das einfach.
Der Pfarrer machte den Vorschlag, dass sie sich alle in Sicherheit in die nahen Berge und Wälder begeben sollten. Aber damit war der Großteil der Leute von Vinci nicht einverstanden.
„Diese Halunken sollen mich kennen lernen, wenn sie versuchen, mir das Dach über dem Kopf anzuzünden!“, rief er. Und viele andere stimmten ihm zu und meinten, man sollte doch Sensen, Forken und alles, was sich sonst noch verwenden ließ als Waffe nehmen und sich den Reitern entgegenstellen.
„Und ihr glaubt, dass ihr da auch nur eine geringe Chance habt?“, dröhnte Großvater dazwischen. „Ich vermute, dass das angeworbene Söldner sind!“ Die können mit ihren Waffen umgehen und werden uns einfach niedermachen. Nein, auf einen Kampf dürfen wir es nicht ankommen lassen!“
Doch Großvater stieß mit dieser Ansicht auf taube Ohren.
Zu empört waren die Leute von Vinci darüber, dass da eine Horde von Reitern im Anmarsch war, die alles, was sie sich aufgebaut hatten, dem Erdboden gleichmachen wollte.
„Ein bisschen haben wir ja noch Zeit“, wandte der Pfarrer ein.
„Vielleicht gelingt es ja unserem geschätzten Ser Piero noch recht-
zeitig, Hilfe zu holen, auf das wir von dieser Plage verschont werden!“
Die Menge zerstreute sich wieder.
Carlo ging mit seinen Eltern nach Hause. Leonardo nahm Alberto mit in sein Zimmer.
„Ah, ich bin hundemüde“, sagte Alberto. „Und wie lange habe ich schon kein richtig weiches Bett mehr gehabt!“ Er streckte sich und gähnte.
„Leg dich ruhig in mein Bett hinein“, erwiderte Leonardo.
„Du willst dich nicht aufs Ohr hauen?“, fragte Alberto verwundert.
„Keine Zeit“, sagte Leonardo. Er war zwar ebenfalls hundemüde, aber bevor er sich für eine Weile hinlegen konnte, musste er zunächst noch etwas Wichtiges erledigen.
Er kramte seine
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