Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)
das Grobe. Bei Verhandlungen hat er die Bandinis immer als Leibwächter begleitet – dabei bin ich ihm begegnet.“
Bernardo Capelli hob die Hand.
„Hier ist ein Pestherd, der gereinigt werden muss. Also ver-schwindet von hier und lasst alles zurück – denn alles, was ihr besitzt ist vom bösen Miasma verseucht. Gegen diesen Hauch aus der Tiefe gibt es kein Mittel. Das Miasma steigt empor und durchdringt alles.
Es macht euch krank…“
Jetzt trat Ser Piero Capelli und seinen Männern entgegen.
„Das ist nicht der Wille von Cosimo de’ Medici oder dem Rat der Stadt Florenz!“, rief Ser Piero. „Ich war heut Nacht noch beim Herrn der Republik Florenz und er hat mir bestätigt, dass es nie seine Absicht war, gleich ganze Dörfer wahllos niederzubrennen, um damit die Ausbreitung der Seuche zu verhindern!“
Bernardo Capelli verzog das Gesicht. „Der Rat tut nichts gegen die Ausbreitung der Pest - und die Familie Medici auch nicht! Das Übel muss mit der Wurzel gepackt werden.“ Er deutete auf Doktor Petronius, der neben Edoardo zusammengesunken auf dem Kutschbock seines Wagens saß. „Es nützt nichts, wenn dieser mehr oder weniger geschickte Quacksalber ein paar Menschen heilt! Wo die Pest einmal war, da dünstet ihr Miasma wieder aus dem Boden…“
„Ihr widersetzt Euch dem Willen des Stadtherrn und des Rates!“, wiederholte Ser Piero. „Und ich glaube nicht, dass sich einer von Euch noch jemals in Florenz blicken lassen kann, wenn Ihr jetzt einen Kampf gegen die Stadtwache beginnt!“
Schwerter wurden gezogen, Armbrüste mit Bolzen geladen. Beide Seiten standen sich kampfbereit gegenüber.
„Du bist ein Diener der Medicis!“, rief Capelli an Ser Piero gerichtet. „Ein elender Lakai, der nur tut, was ihm gesagt wird, ohne darüber nachzudenken, was es für die Stadt bedeutet! Noch kann man den Schwarzen Tod vielleicht besiegen und verhindern, dass er reiche Ernte trägt.“
„Die Familie Bandini, deren Lakaien Ihr seid, fürchtet doch nur darum, dass Ihre Geschäftspartner nicht mehr nach Florenz kommen und dort Waren bestellen mögen!“, gab Ser Piero zurück.
„Und Cosimo de’ Medici lässt die Dörfer nur deswegen nicht selbst niederbrennen, weil er dann einen Aufstand befürchtet!“, rief Capelli zurück.
Dann herrschte plötzlich Schweigen.
Einer der Männer der Florentiner Stadtwache hob bereits seine Armbrust.
11. Kapitel
Der Moment der Wahrheit
Leonardo stieß Alberto in die Seite. „Na los, jetzt musst du es sagen!“, raunte er.
„Was denn?“
„Dass es die Pest nie gegeben hat!“
Doch Alberto war ganz blass vor Angst geworden.
Auch Doktor Petronius und Edoardo schien sich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. Der falsche Arzt rutschte unruhig auf seinem Kutschbock herum.
Inzwischen brachte auch Ser Piero das Argument vor, dass die angebliche Pest nichts anderes als ein Betrug gewesen sei. „Dieser Mann dort, der sich Doktor Petronius nennt, hat uns alle betrogen, in dem er so tat als würde er einen Pestkranken heilen. In Wahrheit wollte er nur seine Heilsalbe teuer verkaufen!“
„Das würde ich auch behaupten, wenn mein Haus niedergebrannt werden sollte!“, lachte Capelli.
„Wir können es beweisen!“, rief Leonardo dazwischen.
Capelli drehte sich im Sattel herum und sah ihn an. „Seit wann dürfen Kinder für dieses Dorf sprechen?“, höhnte er.
„Mit Erdpech eingestrichene tote Störche sind es, die er als wertvolle Ibis-Mumie verkauft hat!“, rief Leonardo. „Und das kann auch bewiesen werden!“
Jetzt hatte Alberto plötzlich den nötigen Mut.
„Es ist wahr!“, rief er Capelli entgegen. „Ich war der falsche Pestkranke! Immer wieder hat mich der Doktor angeblich geheilt, dabei brauchte ich nur die Kohleflecken aus dem Gesicht waschen, die mich elend aussehe lassen sollten! Fragt die Leute in San Luca und noch ein paar anderen Dörfern! Sie werden sich an mich erinnern!“
„Ich habe eine der Mumien untersucht!“, nutzte Leonardo die Gelegenheit, als Capelli nicht gleich antwortete, sondern die Stirn in Falten zog. „Es sind Fälschungen!“
Capelli wandte sich an Doktor Petronius. „Jetzt verstehe ich, warum die Leute in San Luca so eigenartig reagiert haben, als sie den Jungen gesehen haben!“, murmelte er.
„Alles Lüge!“, rief der Arzt, dem der Schweiß auf der Stirn aus-brach.
„Und was sagst du dazu?“, fragte Capelli in Edoardos Richtung gewandt, doch der war so verschreckt, das er gar nicht mehr in der Lage
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