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Léonide (German Edition)

Léonide (German Edition)

Titel: Léonide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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stand sich nicht gebessert hat.
    Ich muss fort. Mit einem Mal fällt es mir schwer, zu atmen, die Luft ist dicht wie Rauch oder Wasserdampf. Hastig schlü p fe ich in meine Stiefel und verlasse das Haus.
    Mein Weg führt mich auf den Place de la Republique mit dem Brunnen und dem Obelisken, dem Hôtel de Ville aus schmutzig weißem Stein und dem Portal der Kathedrale Saint-Trophime. Als ich mich auf den Brunnenrand setze, stieben ein paar Tauben von ihrem Stammplatz auf einem Steinlöwen in den Himmel auf.
    Ich tauche die Finger in das Brunnenwasser und b e feuchte Stirn und Schläfen, ehe mein Inneres mich weite r treibt . Ich passiere das Amphitheater, das still in der Morgensonne liegt , und erinnere mich an mein Treffen mit Costantini. Kaum zu glauben, dass seitdem nicht mehr als ein paar Wochen verga n gen sind.
    Als ich den Rand der Stadt erreiche, halte ich einen Moment inne, um die geschwungene Linie der Alpillen zu betrachten. Wie gern würde ich die Stadt verlassen, meinem Zuhause und allen Menschen darin den Rücken zukehren . Doch das hieße, auch Willem im Stich zu lassen.
    »Léonide?«
    Aus einer der Nebengassen kommt mir jemand entgegen. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich, dass es Frédéric ist. Beim Anblick seiner derangierten Kleidung und des ungeor d neten Haars muss ich lächeln.
    »Kommen Sie von einem Patienten?«, frage ich mit Blick auf seine vernarbte Arzttasche.
    Frédéric stöhnt und lockert den Kragen seines Hemdes, als wäre er kurz vor dem Ersticken. »Von einer ziemlich anstre n genden Patientin, um genau zu sein. Ich darf Ihnen ihren Namen nicht verraten, aber glauben Sie mir: Mit der Hyp o chondrie dieser Dame zurechtzukommen, treibt mich jedes Mal an den Rand der Verzweiflung. Diesmal dachte sie, ihr unregelmäßiger Atem sei ein erstes Anzeichen für eine Lu n genentzündung.«
    Ich lache. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie in Wahrheit nur Ihre Gesellschaft genießt.«
    Nun lächelt auch Frédéric. »Meinen Sie? Und wie steht es mit Ihnen?« Er macht eine Pause, die sich unangenehm in die Länge zieht und deren unterschwellige Botschaft mir das Blut in die Wangen treibt. »Darf ich Sie nach Hause begleiten?«
    Ich weiche seinem Blick aus. »Da komme ich gerade her.«
    Frédérics Augenbrauen wandern nach oben und verschwi n den unter seinem dunklen Haarschopf. »Ah. Sie sind also auf der Flucht?«
    Obwohl ich weiß, dass er nur scherzt, trifft mich seine B e merkung wie ein Vorwurf. »Zu fliehen ist schwer, wenn man aus Pflichtbewusstsein immer wieder zurückkehren muss.«
    Meine Niedergeschlagenheit entgeht ihm nicht. »Ne n nen wir es eine Flucht auf Zeit – die ich im Übrigen auch n ö tig hätte«, sagt er. »Würde es I hnen etwas ausmachen, wenn ich Sie ein Stück begleite?«
    »Natürlich nicht.«
    Während wir nebeneinander herschlendern, wandert die Morgensonne über die Dächer und erwärmt die Steine und Ziegel. In der Stadt arbeitet und wimmelt es . A uf den D ä chern gurren die Tauben, in den Gassen tummeln sich stre u nende Katzen auf der Suche nach Futter. Als wir an einer Mauer aus Naturstein vorbeikommen, huscht eine Eidechse, deren So n nenbad wir unterbrochen haben, auf der Flucht vor uns in ihr Versteck zwischen den Steinen.
    Es ist ein Morgen, der Willem gefallen hätte. Gefallen wü r de, ermahne ich mich, den Gedanken an ein Ende verdrä n gend.
    »Sie sind still heute«, sagt Frédéric.
    »Das liegt daran, dass ich mir Sorgen um Willem mache.«
    »Ja? Aber er ist doch gut aufgehoben in Saint-Paul-de-Mausole.«
    Ich kann mir nur mit Mühe einen bissigen Kommentar ve r kneifen und vermeide es, Frédéric in die Augen zu sehen. Ich bin mir sicher, er würde mehr dort sehen, als mir gefallen würde. Nicht nur meinen unterdrückten Zorn, sondern auch andere Dinge, die zu sehen ich nicht einmal selbst in der Lage bin.
    »Das dachte ich zuerst auch, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Er klagt über das Essen und die Schreie der Patienten und hält seine Therapie für wirkungslos. Ich h a be meinen Vater gebeten, ihn nach Hause zu holen, aber er weigert sich.«
    Frédéric verzieht keine Miene. »Ist das so?«
    »Hat er Ihnen nichts davon erzählt?«
    »Nein, er hat es nie erwähnt. Ich bin davon ausgegangen, Saint-Paul-de-Mausole sei gut für ihn .«
    »Ich kann es wirklich nicht beurteilen.«
    Wir verlassen die Stadt über eine Hügelkuppe. Die Sonne brennt mit immer größerer Kraft. Ich bin schon jetzt erhitzt . M eine Wangen

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