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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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aufgrund deines Tipps verhaftet und dann auch noch gegenüber der Presse angedeutet habe, dass der Fall so gut wie gelöst sei. Und jetzt ist die Scheiße direkt vor unserer Nase explodiert. Der Typ hat für mindestens zwei der Morde ein wasserdichtes Alibi, so dass wir ihn noch im Laufe des Tages gehenlassen müssen. Schwiegervater Galtung wartet bestimmt nur darauf, uns mit Hilfe seiner im ganzen Land zusammengetrommelten Anwälte zu verklagen, und der Justizminister wird wissen wollen, wie dieser Fehler verdammt noch mal möglich war. Und weißt du, welcher Kopf dann rollt? Nicht deiner, Holes oder Hagens. Verdammt, nein, sondern meiner, Solness, verstehst du? Meiner. Und das geht nicht an! Verdammt, das müssen wir verhindern. Du musst das verhindern, Kaja!«
    »Und wie, bitte, soll ich das machen?«
    »Ganz einfach, du musst nur eine Kleinigkeit tun, den Rest erledigen wir dann schon. Ich will, dass du heute Abend mit Harry ausgehst.«
    »Ausgehen? Ich?«
    »Er mag dich.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass ich euch auf deiner Terrasse habe rauchen sehen?«
    Kaja wurde blass. »Du bist spät gekommen, hast aber nichts davon gesagt, dass du uns gesehen hast.«
    »Ihr wart so miteinander beschäftigt, dass ihr mein Kommen gar nicht bemerkt habt, also bin ich im Auto sitzen geblieben und habe euch beobachtet. Er mag dich, Schatz. Und ich will, dass du mit ihm irgendwohin gehst, bloß für ein paar Stunden.«
    »Warum?«
    Mikael Bellman grinste. »Er sitzt zu viel zu Hause rum. Oder liegt. Hagen hätte ihm niemals freigeben dürfen. Leute wie Hole vertragen das nicht. Und wir wollen doch nicht, dass er sich da oben in Oppsal um den Verstand säuft, nicht wahr? Geh mit ihm irgendwo essen. Oder ins Kino oder Bier trinken. Aber achte darauf, dass er zwischen acht und zehn nicht nach Hause kommt. Und sei vorsichtig. Ich weiß nicht, ob er scharfsinnig oder nur paranoid ist, aber als er an diesem Abend von dir weggegangen ist, hat er sich mein Auto sehr genau angeschaut. In Ordnung?«
    Kaja antwortete nicht. Mikael lächelte das Lächeln, nach dem sie sich immer so gesehnt hatte, wenn er nicht da war, wenn er arbeitete oder sich um seine Familie kümmerte. Warum drehte sich bei diesem Lächeln jetzt ihr Magen um?
    »Du … du hast doch nicht vor …«
    »Ich habe vor, das zu tun, was getan werden muss«, sagte Mikael und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Und das wäre?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Was glaubst du? Einen anderen Kopf fürs Schafott liefern, natürlich.«
    »Bitte mich nicht um so etwas, Mikael.«
    »Ich bitte dich ja nicht, Schatz, ich befehle es dir.«
    Ihre Stimme war kaum hörbar: »Und wenn … wenn ich nein sage?«
    »Dann zerquetsche ich nicht nur Harry Hole, sondern auch dich.«
    Das Licht der Deckenlampe fiel auf seine Pigmentflecken. Wie schön, dachte sie. Jemand sollte sie malen.
     
    Die Marionetten tanzen wie geplant. Harry Hole hat herausgefunden, dass ich Elias Skog angerufen habe. Ich mag ihn. Vielleicht hätten wir Freunde werden können, wenn wir uns als Kinder oder Jugendliche getroffen hätten. Wir haben ein paar Dinge gemeinsam. Die Intelligenz, zum Beispiel. Von allen Ermittlern scheint nur er in der Lage zu sein, hinter den Vorhang zu schauen. Was natürlich bedeutet, dass ich bei ihm vorsichtig sein muss. Ich freue mich auf die Fortsetzung. Wie ein Kind.

TEIL V

KAPITEL 46
     
    Roter Käfer
     
    H arry schlug die Augen auf und starrte auf einen riesigen, viereckigen roten Käfer, der zwischen zwei leeren Flaschen schnurrend wie eine Katze auf ihn zugekrochen kam. Er verstummte, fing wieder an zu schnurren, arbeitete sich weitere fünf Zentimeter über die Glasplatte des Wohnzimmertisches auf ihn zu, wobei er eine Schleifspur in der Asche hinterließ. Er streckte den Arm aus, schnappte ihn sich und legte ihn ans Ohr. Hörte seine eigene Stimme, die wie ein Steinmahlwerk klang: »Hör auf, mich zu nerven, Øystein.«
    »Harry …«
    »Wer … wer zum Teufel ist da?«
    »Ich, Kaja. Was machst du?«
    Er schaute auf das Display, um sich zu vergewissern, dass die Stimme die Wahrheit sagte. »Ausruhen.« Er spürte, wie sein Magen sich darauf vorbereitete, sich seines Inhaltes zu entledigen. Wieder einmal.
    »Wo?«
    »Auf dem Sofa. Ich lege auf, wenn es nichts Wichtiges gibt.«
    »Heißt das, du bist in Oppsal?«
    »Warte. Lass mich nachschauen. Die Tapete könnte stimmen. Du, ich muss jetzt los.«
    Harry warf das Handy ans Fußende des Sofas,

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