Leopardenblut (German Edition)
entlang und ließ seine Hand dann an ihrem Arm hinuntergleiten, um schließlich seine Finger mit ihren zu verschränken.
Dorian stellte sich ihnen in den Weg. „Wovon redet ihr?“
„Ich sollte spionieren“, sagte Sascha mit bereitwilliger Offenheit. „Teil meiner Aufgabe war es, möglichst viel über die Gestaltwandler aus erster Hand in Erfahrung zu bringen und meiner Mutter und Ratsherr Enrique darüber zu berichten.“
„Woher wissen wir, dass Sie nicht genau das getan haben?“, fragte eine weibliche Stimme von der Türschwelle. Rina sah Sascha feindselig an.
„Sie können es nicht wissen. Sie haben keine Möglichkeit ins Medialnet hineinzukommen.“
Die blonde Frau baute sich neben Dorian auf. „Lügst du auch nicht, Medialenweibchen?“ Während sie sprach, warf sie Lucas einen nervösen Blick zu.
Lucas’ Finger schlossen sich fester um Saschas Hand. „Zweifelst du etwa an meinem Urteilsvermögen, Rina?“
„Hast du denn noch eins?“ Rinas Stimme klang trotzig. „Du hast eine Mediale in eine sichere Unterkunft gebracht, obwohl du wusstest, dass sie ein Maulwurf ist.“
„Sei still, Rina!“, sagte Dorian schroff.
Die blonde Frau ballte die Fäuste. „Was? Kann ich denn nicht einmal mehr Fragen stellen?“
Lucas ließ Saschas Hand los. „Es gibt eine sehr feine Grenze dazwischen, Fragen zu stellen und zu weit zu gehen.“
„Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was los ist.“ Rinas Augen waren auf Lucas gerichtet, sie hatte jegliches Interesse an Sascha verloren. Jeder von ihnen wusste, dass die gefährlichste Person im Raum Rina aufmerksam beobachtete.
„Nein, das hast du nicht.“ Es lag keinerlei Verständnis in Lucas’ Antwort. „Du bist erst in diesem Jahr Soldatin geworden und bekleidest einen so niedrigen Rang, dass du eigentlich gar nicht mitreden dürftest.“
Sascha verblüffte die Entschiedenheit dieser Aussage. Lucas hatte sich noch nie so autoritär, fast grausam angehört. Er hatte Rina eindeutig dort getroffen, wo es wehtat – in ihrem Stolz. Dorian stellte sich neben sein Alphatier. Rina war jetzt allein auf der anderen Seite.
„Lucas“, sagte Rina mit zitternder Stimme, „warum bist du so?“
„Weil du mir bewiesen hast, dass es ein Fehler war, dich sanft zu behandeln.“ Er nahm ihr Kinn zwischen die Fingerspitzen. „Du hast kein Recht, so mit mir zu reden. Hast du das verstanden?“
Rinas Augen füllten sich mit Tränen. Sascha sah auf einmal, wie jung sie war und welche Unsicherheit sie hinter dem kecken Auftreten verbarg. Sie tat ihr leid und Sascha wollte auf sie zugehen, aber Lucas’ wütender Blick ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. Dann sah er wieder Rina an.
„Du bist eine einfache Soldatin“, wiederholte er. „Du hast Befehle zu befolgen. Dorian, wo sollte Rina jetzt sein?“
„Sie sollte mit Barker die linke Seite des Hauses bewachen.“ Dorians Stimme klang noch schärfer als die von Lucas, wie ein zorniger Peitschenschlag.
„Du kannst also nicht einmal Befehle befolgen.“ Lucas ließ das Kinn des Mädchens los. „Glaubst du, wir stellen dich zum Spaß dorthin?“
Kaum wahrnehmbar schüttelte Rina den Kopf. Sascha spürte, wie Wellen von Scham und Schock von ihr ausgingen. Das genügte, um ihr zu zeigen, dass keiner der beiden Männer jemals zuvor so mit ihr gesprochen hatte. Sascha konnte nicht länger schweigen. „Ich glaube, das reicht.“
„Halt dich da raus!“ Die Male auf Lucas’ Gesicht traten scharf hervor. „Das ist eine Angelegenheit des Rudels.“
Diese klare Ausgrenzung traf sie außerordentlich hart. „Herrschst du immer durch Demütigungen?“
„Das hier ist nicht die reine, vollkommene Welt der Medialen. Grausamkeit ist manchmal notwendig.“ Er wandte sich wieder Rina zu. „Du hast nicht zum ersten Mal einen Befehl missachtet. Wenn du so gerne unabhängig bist, kannst du das DarkRiver-Rudel verlassen.“
Rina schüttelte den Kopf und flüsterte: „Nein.“
„Dann tu das, was dir befohlen wurde.“ Er sah Dorian an. „Sie steht ab jetzt unter deinem Kommando. Schlaf nicht mit ihr, so wie Barker es getan hat. Offensichtlich ist er dadurch nicht mehr in der Lage, sie wie eine Soldatin zu behandeln.“
„Keine Angst. Ich steh nicht auf verzogene kleine Mädchen.“
Sascha sah, wie das Gesicht des Mädchens knallrot anlief und ihre Unterlippe zitterte. „Hört sofort damit auf! Ihr beide!“
„Dorian, nimm Rina und schließ die Tür hinter dir.“
Die beiden Leoparden verließen ohne
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