Leopardenblut (German Edition)
Normalität wahren. Niemand sollte vermuten, dass die Gestaltwandler sich heimlich auf einen möglichen Krieg vorbereiteten.
Er stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz vor dem DarkRiver-Gebäude ab und machte sich auf die Suche nach Zara. Sie hatten einiges zu besprechen und er blieb eine gute Stunde bei ihr. Da sie keine Leopardin war, hatte man sie bisher nicht eingeweiht. Sie würden sie beschützen, wenn es nötig wäre, aber es gab keinen Grund, sie jetzt schon in den Schlamassel hineinzuziehen. Deshalb arbeitete sie weiter an ihren Entwürfen, ohne zu wissen, dass die Häuser vielleicht gar nicht gebaut werden würden. Wenn andererseits ihre Suche nach Brenna nicht in einer Katastrophe enden würde, konnte dieses Geschäft sehr wichtig für sie werden.
Trotz all dieser Überlegungen kreisten seine Gedanken fast ausschließlich um Sascha. Was hatte sie bloß vor? Es hatte etwas Zielgerichtetes in ihrem Blick gelegen, als sie aus dem Wagen gestiegen war, und er wusste nicht, ob ihm dieser Blick wirklich gefallen hatte. Sie war ein stures Frauenzimmer.
Trotzdem konnte sie gebrochen werden.
Er wusste, dass sie sich in Gefahr begeben würde, und es trieb ihn zur Weißglut, dass er nicht das Recht hatte, sie aufzuhalten. Das Tier in ihm verlangte knurrend nach diesem Recht. Und seine menschliche Hälfte sah das genauso. Er hatte genug davon, zivilisiert zu sein. Sascha Duncan sollte sein Zeichen tragen.
„Lucas?“
Clay stand im Türrahmen. Lucas entschuldigte sich bei Zara und ging mit dem Wächter außer Hörweite. „Was ist los?“
„Wir haben vielleicht eine Spur. Einer der heranwachsenden Wölfe hat sich nicht an die Regeln gehalten und ist in der Stadt herumgestreunt. Er schwört hoch und heilig, an einem Gebäude hätte es nach Brenna gerochen.“
Lucas’ Nackenhaare stellten sich auf. „Stark?“ Der Mörder konnte Brenna doch sicher nicht mitten in der Stadt verstecken.
„Nein, nur schwach. Als ob jemand ihren Geruch an sich gehabt hätte.“ Er gab Lucas die Adresse. „Da das Gebäude Medialen gehört, ist der Junge fast ausgeflippt.“
Lucas ahnte, was auf dem Stück Papier stand: „Das Duncan-Hauptquartier.“ Sascha war in diesem Augenblick dort. Instinktiv wollte er losrennen und sie da rausholen, aber wenn er die Aufmerksamkeit dadurch auf sie lenkte, konnte das ihr Todesurteil sein. „Hat er noch irgendetwas anderes mitgekriegt?“
Clay schüttelte den Kopf.
Lucas sah noch einmal auf das Papier. „Bewohner und Angestellte zusammengenommen, halten sich täglich ungefähr fünfhundert Leute in diesem Gebäude auf. Wenn man noch die Besucher dazurechnet, wird eine Eingrenzung völlig unmöglich.“ So nah dran und doch nicht nah genug zu sein, musste die Wölfe verrückt machen. Es nagte selbst an ihm, obwohl Brenna nicht zu seinem Rudel gehörte. „Was hat Hawke gesagt?“
„Sie versuchen, in den Hauptcomputer des Gebäudes hineinzukommen. Diese Mediale speichern die Daten von jedem, der das Gebäude betritt oder verlässt.“ Der Wächter hob die Augenbrauen. „Sascha könnte doch ohne Probleme an die Daten herankommen.“
„Nein. Sie würde eine breite Spur hinterlassen.“ Lucas zerknüllte das Papier in der Hand. „Hat es jemand nachgeprüft?“
„Hawke ist reingegangen.“ Clays Augen sprachen Bände. „Er hat die Spur nicht gefunden, glaubt aber dem Jugendlichen, weil der keiner ist, der sich Sachen ausdenkt.“
Lucas starrte auf die Computerkonsole in einem Schreibtisch, der neben ihnen stand, und traf eine Entscheidung. „Ich werde mich auch um die Computer kümmern.“ Dann hätte er wenigstens etwas zu tun und würde nicht nur hilflos herumstehen, während Saschas Leben an einem seidenen Faden hing. „Sag Hawke, ich gebe ihm Bescheid, wenn ich was habe.“
Clay ging, ohne Lucas’ Pläne infrage zu stellen. Sie hielten es beide für wichtig, den Feind zu kennen. Im Falle der Medialen bedeutete das, Computersysteme in- und auswendig zu kennen. Die Medialenrasse war vollständig von Computern abhängig. Das war ihre einzige manifeste Schwachstelle.
Aber bevor er sich etwas anderem zuwenden konnte, mussten sich Mann und Tier vergewissern, dass Sascha in Sicherheit war. Er zog sein Handy heraus und gab den Code ein.
Ihre kühle Stimme antwortete sofort: „Was kann ich für Sie tun, Mister Hunter?“
„Es geht um die Sachen, die Sie sich noch einmal anschauen sollten. Vielleicht wäre es besser, damit noch zu warten.“
„Warum? Haben Sie nicht gesagt, Sie
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