Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
Vom Netzwerk:
er nicht viel geschlafen. Dennoch blickte er sie entschlossen an, und Matilda wusste, dass er alles sorgfältig durchdacht hatte. »Soll ich euch für einige Zeit allein lassen?«
    »Das ist eine gute Idee«, meinte er und grinste. »Noch besser wäre es, wenn du die Kinder mitnehmen würdest.«
    Matilda grinste zurück. Sie vermutete, dass John seine Frau mit ein wenig Liebe besänftigen wollte. »Ich gebe euch zwei Stunden«, bemerkte sie. »Vergiss nicht, Cissy klar zu machen, dass ihr vielleicht genug Geld verdienen könntet, um ein kleines Haus in Oregon City zu bauen.«
    So sehr Cissy auch die hübsche Holzhütte liebte, war sie im Grunde ihres Herzens ein Stadtkind und sehnte sich danach, jeden Tag Menschen zu treffen. Matilda vermutete, dass dies Johns bestes Argument sein würde.
    Matilda packte Amelia und Susanna in einen kleinen Wagen, den John für sie gebaut hatte, und während Sidney ihn hinter sich herzog und Peter und Tabitha ihn über die unebenen Stellen schoben, lief Treacle aufgeregt neben ihnen her und folgte ihnen über den Pfad in den Wald hinter der Holzhütte.
    »Warum wollte Onkel John, dass wir einen Ausflug machen?«, fragte Tabitha nahezu sofort, nachdem sie das Haus verlassen hatten. Obwohl sie hocherfreut war, für eine Zeit lang von den Aufgaben im Haushalt erlöst zu sein, war sie zu clever, um keinen Verdacht zu schöpfen.
    »Weil er etwas mit Cissy zu besprechen hat«, antwortete Matilda. In diesem Moment erkannte sie, dass sie Tabitha ebenfalls davon berichten und sie von ihrer Idee überzeugen musste.
    Sie wartete, bis sie eine kleine Lichtung etwa eine halbe Meile vom Haus entfernt erreicht hatten. Sidney hatte im vergangenen Sommer dort ein Seil als Schaukel an einem Baum befestigt, auf das er begeistert zusprang, während Peter ihn anbettelte, auch einmal schaukeln zu dürfen. Matilda ließ Amelia im Wagen und hob Susanna zum Spielen auf das üppige Gras. Anschließend breitete sie eine Decke auf dem Boden aus.
    »Komm und setz dich eine Minute zu mir«, bat sie Tabitha. »Ich muss dir etwas erzählen.«
    Ihr Gespräch erinnerte Matilda an den Tag, an dem sie Tabitha von ihrer Schwangerschaft berichtet hatte. Wie damals protestierte das Kind nicht wirklich, sah sie aber aus traurigen Augen an.
    »Ich würde euch beide nicht verlassen, wenn es eine Alternative gäbe«, versicherte Matilda. »Aber ich muss Geld für dich und Amelia verdienen. Vielleicht wird Tante Cissy es gar nicht erlauben, weißt du? Sie hat Angst, dass ich allein nach Kalifornien gehe. Doch früher oder später werde ich mir eine Arbeit suchen müssen. Es wäre nicht richtig, wenn wir uns für immer auf Tante Cissy und Onkel John verließen.«
    »Tante Cissy hat einmal gesagt, du solltest dir einen Mann suchen.« Tabithas steifer Tonfall und ihre gespitzten Lippen erinnerten Matilda plötzlich sehr eindringlich an Lily.
    »Möchtest du das denn?«
    »Nur wenn es Captain Russell wäre«, antwortete Tabitha. Sie lächelte schließlich, und Matilda sah, dass sie nicht wütend, sondern nur ein wenig traurig war.
    »Nun, Captain Russell hat uns nicht besucht, deshalb vermute ich, dass er nicht mehr an uns gedacht hat«, erwiderte Matilda bedauernd. Es hatte sie überrascht, wie oft sie an ihn hatte denken müssen. Sie war ein wenig enttäuscht, dass er nicht gekommen war und sie gesucht hatte, weil er ein so guter Freund gewesen war. Aber da er nicht einmal geschrieben hatte, musste er sie wohl vergessen haben. »Außerdem werde ich niemanden nur deshalb heiraten, damit er für uns sorgt. Das kann ich auch allein, denke ich.«
    Tabitha stellte noch eine Menge Fragen, die Matilda nicht beantworten konnte. »Aber wenn ich fortgehe, musst du mir versprechen, dir keine Sorgen zu machen und dich um Amelia zu kümmern.«
    »Natürlich werde ich nach meiner Schwester sehen, doch die Sorgen kommen vielleicht trotzdem von ganz allein.«
    Matilda umarmte sie fest. »Du musst immer daran denken, dass ich dich lieb habe. Ich weiß, ich bin nicht deine richtige Mutter, aber ich sehe dich als meine eigene Tochter an, genau wie Amelia. Wir haben gemeinsam schon so viel durchgestanden, Tabby. Du bist mir unendlich wichtig!«
    »Ich hab dich auch lieb, Matty«, flüsterte Tabitha, streckte die Hand aus und berührte zärtlich Matildas Gesicht. »Ich weiß, dass du nur für Amelia und mich gehst, aber ich werde dich trotzdem vermissen.«
    Matilda hielt das Mädchen fest im Arm und kämpfte die Tränen zurück. Tabitha hatte schon

Weitere Kostenlose Bücher