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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Captain Russells Prophezeiung, dass die Leute verrückt werden würden, sollte sich das Gerücht bestätigen. Seiner Meinung nach würden die cleveren Leute den Narren den Vortritt lassen und sie Minen errichten lassen, während sie sich zurücklehnen und Möglichkeiten ersinnen würden, mit der Bereitstellung von Proviant und anderen Hilfsmitteln ein Vermögen zu verdienen.
    John sah sie nachdenklich an. »Vielleicht könnte ich Holz für die Stützbalken in den Minen bereitstellen.«
    »Du darfst nicht fortgehen und mich verlassen«, meinte Cissy schnell.
    John bemerkte ihren ängstlichen Gesichtsausdruck und lächelte. »Ich werde dich nie verlassen«, versprach er. »Hier ist mein Zuhause, und hier werde ich bleiben. Ich werde aber einer dieser klugen Menschen sein, von denen Mattys Captain gesprochen hat. Ich finde schon einen Weg, ein paar Dollar an diesem Goldrausch zu verdienen, ohne Oregon zu verlassen.«
    Es waren diese Worte, an die Matilda noch dachte, nachdem sie alle lange zu Bett gegangen waren. Ihr fiel absolut keine Möglichkeit ein, wie John aus der Entfernung mit den Minenarbeitern in Kalifornien Geschäfte organisieren und abschließen sollte. Ihrer Meinung nach würde nur ein Mann vor Ort Aufträge bekommen.
    Die Menschen in Oregon City waren tatsächlich verrückt geworden, genau wie John es vorausgesagt hatte, und ihre Aufregung schien ansteckend zu sein. Jeder, der etwas mehr oder minder Nützliches zu verkaufen hatte, stand auf der Straße und bot Waren feil. Der Hufschmied hatte ein großes Schild vor seinen Toren aufgehängt, das die Reisenden daran erinnerte, die Hufeisen ihrer Pferde vor dem langen Ritt zu erneuern. Vor dem Bekleidungsgeschäft war ein Tisch aufgestellt worden, auf dem sich Arbeitshosen und -hemden türmten. Es wurde mit Pferden und Maultieren gehandelt, und Zelte waren bereits längst ausverkauft. Ein Missionar stand auf einer Holzkiste und verkündete den tauben Ohren der Passanten, dass die Goldsuche unweigerlich in den Ruin führen würde.
    Nachdem Matilda für ein oder zwei Stunden in der Stadt gewesen war, konnte sie allerdings nicht mehr mit Sicherheit sagen, auf wessen Seite sie stand. Sicher erschien es wahnwitzig, dass die Menschen erst durch halb Amerika gereist waren, um in Oregon Land zu beanspruchen, und sich jetzt plötzlich aufmachten, ihre Felder und Familien zu verlassen. Andererseits konnte Matilda sie sehr gut verstehen, denn es war ein mühsamer Weg, mit der Landwirtschaft Geld zu verdienen. Die meisten konnten es sich erst nach Jahren leisten, mit ihren Familien von einer armseligen Hütte in ein richtiges Haus umzuziehen. Vielleicht vermissten sie auch das Abenteuer und die Aufregung, der sie während des langen Trecks ständig ausgesetzt gewesen waren.
    Auch sie verspürte Sehnsucht nach plötzlichen Reichtümern. Ein winziges Goldstück oder zwei würden ausreichen, ein kleines Geschäft zu etablieren, unabhängig zu werden und vielleicht sogar ihre Wünsche für ihre Kinder zu erfüllen. Doch auf dem Nachhauseweg gab Matilda nicht zu, die Aufbruchstimmung verstehen zu können. Was auch immer John sagen mochte – sie spürte deutlich, dass er versucht war zu gehen. Wie sie selbst hatte er wahrscheinlich erkannt, dass nur die Holzhändler vor Ort Aufträge bekommen würden. Auch Cissy fühlte offensichtlich seinen Konflikt, denn sie ließ sich den ganzen Weg über zornig über die Männer aus, die ihre Familien verlassen wollten. Matilda verstand ihre Freundin. Cissy hatte sich endlich ein Leben in Sicherheit aufgebaut und wollte es um nichts in der Welt aufgeben.
    Abends waren Cissy und die Kinder völlig erschöpft von dem langen Tag. Nachdem sie zu Bett gegangen waren, schlüpfte Matilda aus dem Haus, um John Gesellschaft zu leisten, der auf der Terrasse saß und in Ruhe seine Pfeife rauchte. Ihr war eine Idee gekommen, die sie ihm nur unter vier Augen mitteilen konnte.
    »Du könntest einen Verkäufer in San Francisco gebrauchen«, sagte sie mit leiser Stimme und hoffte, dass man ihr Gespräch nicht hörte. »Jemanden, dem du vertraust und der für dich Aufträge annimmt und das Geld einsammelt.«
    John sah sie überrascht an, denn er hatte sicher nicht erwartet, dass auch sie in Gedanken in Kalifornien war. »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber ich werde keinen finden, ohne selbst dorthin zu reisen«, erklärte er. »Selbst wenn Cissy einverstanden wäre, dass ich gehe, wer sollte nach dem Sägewerk schauen? Ich glaube, ich muss abwarten,

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