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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Stockwerken, von denen sie die zwei Zimmer des unteren Teils vermieten wollte, während sie sich im oberen ein großflächiges und sehr elegantes Apartment einrichtete.
    Als im Herbst der Regen begann und die Männer mit den Taschen voller Gold aus den Bergen wiederkehrten, kamen auch die Unternehmer in Scharen in die Stadt. Am Plaza schossen über Nacht Spielhallen aus dem Boden, und in kürzester Zeit wurden improvisierte Saloons aus Zeltplanen und Restaurants errichtet. Man bot Zandra den dreifachen Betrag für ihre Zimmer im unteren Stockwerk an, den sie erwartet hatte. Schließlich betrachtete sie ihr Apartment mit völlig neuen Augen, beschloss, aus dem Ruhestand zurückzukehren und sich wieder in ihrem früheren Gewerbe zu betätigen.
    Am Abend des Tages, an dem sie Matildas Brief erhalten hatte, war Zandras Salon sehr gut besucht. Die Kerzen in den Kronleuchtern tauchten den Raum in ein sanftes, schimmerndes Licht, der Pianist spielte alles von lebhaften Polkas bis hin zu den freundlichen Klängen Mozarts. Ihre zwölf Mädchen, gekleidet in bunte Satinabendkleider und mit sorgfältig frisiertem Haar, kümmerten sich um die Gentlemen.
    Zandra gab Acht, dass keiner der Männer von ihren Mädchen ignoriert wurde und Neulinge in der Stadt mit den Stammgästen bekannt gemacht wurden. Während der Türsteher unauffällig nach Leuten Ausschau hielt, die möglicherweise Ärger heraufbeschwören könnten, eskortierte Dolores die Gäste zu den drei Boudoirs im hinteren Teil des Hauses. Sie war diejenige, in deren Hände schließlich auch das Geld wanderte. Später ging Dolores zu den Räumen zurück und wechselte die Bettwäsche.
    Obwohl es Zandra nicht möglich war, französischen Champagner und exzellentes Essen wie in New Orleans anzubieten, oder gar Räumlichkeiten für die Männer bereitzustellen, die eine ganze Nacht bei der erwählten Frau verbringen wollten, hatte sie ihren früheren hohen Hygienestandard beibehalten. Sie bestand darauf, dass die Mädchen jeden Tag ein Bad nahmen, erklärte ihnen die Funktionsweisen der europäischen Wachs-Pessare zur Vermeidung von Schwangerschaften, und schärfte ihnen ein, sorgfältig auf Krankheitssymptome zu achten.
    Die meisten Madams in San Francisco und anderen Städten stellten ihren Prostituierten ausgefallene Kleider und teuren Schmuck zur Verfügung, verlangten dafür jedoch vollkommen überhöhte Preise, um die Mädchen in ständiger Abhängigkeit zu halten. Sie ignorierten Grobheiten von Seiten der Männer, behandelten die Mädchen beinah wie Gefangene und unterstützten nahezu den Gebrauch von Opiaten, um die Prostituierten gefügiger zu machen. Zandra berechnete jedoch immer nur die wirklichen Kosten der Kleider, und jeder Mann, der die Frauen schlecht behandelte, wurde des Hauses verwiesen und nie wieder eingelassen. Sie gewährte den Mädchen viele Freiheiten, denn eine gute Behandlung führte dazu, dass sich ihre Zufriedenheit in der Arbeit niederschlug, das wusste Zandra seit langer Zeit.
    Doch heute war sie nicht mit dem Herzen bei der Sache. Ihre Knie schmerzten, der Zigarrenrauch brannte in ihren Augen, und ihr fehlte alle Energie. Ich bin zu alt für all das, dachte sie, während sie Maria beobachtete, die verführerisch zu ihrem Tanzpartner aufblickte. Ich glaube, es wird Zeit, mich endgültig zur Ruhe zu setzen.
    »Das Holz ist zum Verschiffen bereit«, rief Matilda aufgeregt, als sie abends mit Sidney in die Hütte kam. Am Nachmittag waren MacPherson und seine Männer fertig geworden, also sogar ein paar Tage vor dem verabredeten Termin.
    Cissy badete gerade Amelia und Susanna, Tabitha deckte den Tisch für das Abendessen, und Peter spielte auf dem Fußboden mit Treacle. »Und um das zu feiern, gibt es ein Geschenk für jeden.«
    »Es ist wirklich schon alles fertig?«, rief Cissy aus, nahm Amelia aus der Wanne und wickelte sie in ein Handtuch. »So schnell?«
    »Das haben wir MacPhersons Eifer zu verdanken«, Matilda lachte und legte ein paar in Papier eingewickelte Päckchen auf den Tisch. »Nun, wer möchte sein Geschenk zuerst öffnen?«
    »Woher hast du das Geld, um Geschenke zu kaufen?«, murmelte Cissy argwöhnisch.
    »Ich hatte vom Verkauf meines Wagens noch etwas übrig«, erklärte Matilda, ein wenig verletzt durch den Tonfall ihrer Freundin. In der letzten Zeit hatte Cissy angefangen, sie wie eine Angestellte zu behandeln, und das konnte sie nicht ausstehen. »Ich habe mich nicht dazu herabgelassen, etwas von deinem Holz zu verkaufen, wenn

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