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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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wird Zeit, dass sie bei mir lebt, nicht wahr?«
    James legte seine Arme um sie und stützte sein Kinn auf ihr Haar. »Das ist es. Wenn sie dir nur ein kleines bisschen ähnelt, wird sie die Schwierigkeiten meistern, die hier auf sie zukommen könnten. Es ist außerdem besser, wenn sie als kleines Kind herkommt, als noch länger zu warten. Aber du suchst dir besser mit ihr eine andere Wohnung. Ein lauter Vergnügungstempel ist nicht der beste Ort, um ein Kind großzuziehen.«
    Matilda strich ihm über die Wange. Sie liebte ihn aus verschiedenen Gründen, wegen seiner Stärke, wegen seines Mutes und seiner Willenskraft und Intelligenz, seines Sinns für Humor und seiner Leidenschaft, aber es war die ihm eigene Güte, die sie am meisten verehrte. James sorgte sich um die Menschen, genau wie Giles es getan hatte. Er hasste Ungerechtigkeiten und Intoleranz und glaubte daran, dass die Schwachen beschützt werden müssten.
    Es wurde in letzter Zeit viel über den Krieg zwischen England und Russland geredet. Als Matilda in den Zeitungen von den vielen Verwundeten und den fürchterlichen Zuständen dort gelesen hatte, war ihr bewusst geworden, was es wirklich bedeutete, Soldat zu sein. Sie hoffte inständig, James’ Befürchtungen über einen bevorstehenden Aufstand der Indianer würden sich nicht bewahrheiten, und die andauernden Streitigkeiten zwischen dem Norden und Süden könnten ohne Blutvergießen beigelegt werden.
    »London Lil’s ist in diesen Tagen nicht mehr so gut besucht«, bemerkte sie mit einem Seufzer.
    In diesem Jahr war in der Stadt eine finanzielle Krise ausgebrochen, weil die Goldvorräte schließlich erschöpft waren. Oben in den Bergen lagen ganze Ortschaften verlassen da, Maschinen, Äxte und Schaufeln waren einfach liegen gelassen worden und verrotteten. Hier in der Stadt hatten dutzende von Saloons, viele Geschäfte, Restaurants und Spielhallen geschlossen, und hunderte von Menschen hatten ihre Arbeit verloren. Jeden Tag sah sie mehr Menschen aus der Stadt strömen, um Arbeit in einer Fabrik zu finden oder Landwirtschaft zu betreiben. London Lil’s hatte bislang nur überlebt, weil es der beliebteste Ort der ganzen Stadt war und Matilda Rücklagen besaß, mit denen sie das Geschäft aufrechterhalten konnte, bis bessere Zeiten kommen würden.
    James hatte vorgeschlagen, sie solle verkaufen und ebenfalls fortziehen, doch sie meinte, einfach in diese Stadt zu gehören. Vielleicht würde sie nach ihrer Rückkehr mit Amelia ihre Energien in ein neues Projekt stecken können, aber momentan konnte sie noch nicht so weit denken, besonders da sie wusste, dass James nicht Teil dieses neuen Lebens sein würde.
    Wahrscheinlich hatte er ihre nachdenkliche Stimmung gespürt, denn er schlug vor, einen kleinen Spaziergang in die Hügel zu unternehmen. Matilda stimmte dankbar zu. Sie wollte nicht, dass traurige Gedanken die wertvolle Zeit überschatteten, die ihnen verblieb.
    Sie war außer Atem, als sie auf der Spitze des Hügels ankamen und stehen blieben, um die Aussicht auf die Stadt in sich aufzunehmen. Ihr kam in den Sinn, dass sich bei ihrer Ankunft in der Stadt im Jahr achtzehnhundertneunundvierzig nur eine Hand voll dauerhafte Bauten an die Hügel am Ufer geschmiegt hatten. Inzwischen erstreckte sich San Francisco über die ganze Bucht. Verschwunden waren die Holzgebäude und Zelte, die in den ersten Jahren so stark das Bild geprägt hatten. Neue Bestimmungen verordneten heute den Häuserbau aus Backstein. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wie verzweifelt die Lage gewesen war, bevor die Straßen gepflastert worden waren und ein richtiges Abwassersystem zur Verfügung gestanden hatte. Inzwischen gab es sogar an manchen Orten Gaslichter und einen mit Pferden betriebenen Busservice.
    Dutzende Kirchen waren gebaut worden, die alle gut besucht waren, Schulen, ein richtiges Gefängnis, und doch war es noch immer ein gefährlicher, wilder Ort. Sie vermutete, dass er mit seiner brisanten Mischung der verschiedensten Nationalitäten und Kulturen auch gefährlich bleiben würde. Jetzt, da es kein Gold mehr gab, würden sicher viele der verzweifelten Leute, denen das Geld fehlte, um die Stadt zu verlassen, nach neuen Wegen suchen, um hier überleben zu können. Selbst wenn eine starke Polizeitruppe aufgebaut werden würde und immer mehr anständige Menschen versuchten, Spiel, Trunksucht, Laster und Korruption zu unterdrücken, würde die Stadt dennoch nie ihren einzigartigen, bunten Charakter verlieren.

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