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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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darüber, dass sie ein Heim für solche Kinder aufbauen möchte. Sie müssen ihr einmal ihren hübschen Kopf waschen, Captain!«
    James war so tief schockiert über die tragischen Neuigkeiten aus Oregon, dass er kaum noch weitere Informationen aufnehmen konnte. »Stimmst du Dolores zu?«, fragte er Sidney nach ein paar Momenten des Nachdenkens.
    »Nein.« Sidney blickte Dolores an und lächelte. »Dolores hat nur Angst um Matty. Sie lehnt die Idee eines Mädchenhauses ja gar nicht ab, das weiß ich genau, denn sie hat genauso hart wie Matty für die Kinder gearbeitet. Wäre sie nicht gewesen, hätten einige von ihnen sicher nicht überlebt, fürchte ich. Aber Dolores möchte, dass ihre Herrin sich wie eine Lady benimmt. Echte Ladys handeln nicht so, findet sie.«
    James musste über diese Aussage lachen. »Nun, das ist richtig. Sie sitzen in ihren Kutschen und schwenken ihre Sonnenschirme hin und her. Aber ich glaube nicht, dass sich einer von uns Matty so vorstellen kann.«
    Dolores schenkte ihm einen finsteren Blick. »Sie wissen genau, was ich meine, Sir«, rief sie aus. »Sie ist momentan das Stadtgespräch und genauso bekannt wie diese englische Krankenschwester, Florence Nightingale. Bald wird sie dreißig Jahre alt sein, und wenn sie ihre Lebensgewohnheiten nicht ein bisschen ändert, wird sie nie einen respektablen Ehemann finden. Alles, was sie dann hat, ist ein Haufen Kinder, der nicht zu ihr gehört. Das Geld wird auch fort sein, und sie wird ganz allein sein.«
    James erkannte eine mütterliche Standpauke, wenn er eine hörte, und er lächelte Dolores liebevoll an. »Nun, du scheinst ihre Mammy geworden zu sein. Sie wird also niemals allein sein, denn du wirst bei ihr sein.«
    »Das stimmt«, sagte Dolores und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum. »Und wenn ich schon ihre Mammy gewesen wäre, als Sie damals auf der Bildfläche erschienen sind, hätte ich Sie aus dem Haus gejagt. Vermutlich bringen Sie auch keine guten Nachrichten mit, nicht wahr? Oder ist Ihre Frau vielleicht durch ein Fieber dahingerafft oder von ihrem Pferd getreten worden?«
    »Dolores!«, rief Sidney entsetzt.
    »Ist schon in Ordnung, Sidney«, James kicherte. »Weißt du, bei uns im Süden pflegen die Mammys auf diese Weise ihre Meinung kundzutun, wenn es um die Zukunft ihrer Lieblinge geht. Aber es tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, Dolores. Evelyn erfreut sich bester Gesundheit und ist glücklich, weil ich so weit von ihr entfernt stationiert bin.«
    Obwohl Sidney es eigentlich ablehnte, wenn verheiratete Männer sich eine Geliebte hielten, bewunderte er den Captain so sehr, dass er ihm diesen einen Fehler verzieh. »Wo? Hier in San Francisco?«, fragte er.
    »Ja, im Presidio. Nicht für längere Zeit, vermute ich. Bald werden sie uns wieder losschicken, um abtrünnige Indianer zu jagen und Postkutschen zu beschützen. Aber immerhin werde ich erst einmal hier sein«, erklärte er mit einem Lächeln. »Und jetzt werde ich Matilda suchen. Es wird wie in alten Zeiten sein, als ich sie dabei beobachtete, wie sie sich um andere Menschen kümmerte. Ich vermute, das war einer der Gründe, warum ich mich damals überhaupt in sie verliebt habe.«

23. K APITEL
    M atilda stützte sich auf einen Ellenbogen und beobachtete James beim Schlafen. Sie fand, dass er in jeder Situation gut aussah, mit oder ohne Uniform, staubig von der Reise oder gekleidet für eine militärische Parade. Aber wie er hier am Strand von Santa Cruz in einer windgeschützten Vertiefung neben ihr lag, während die Sonne mit seinem blonden Haar spielte und seine Gesichtszüge völlig entspannt waren, sah er sehr viel jünger aus als sechsunddreißig.
    Es war Januar achtzehnhundertsechsundfünfzig. Drei Monate waren vergangen, seit er nach San Francisco zurückgekommen war. In der kommenden Woche würde er mit seiner Truppe nach Kansas ziehen müssen, und Matilda hatte keine Ahnung, wann sie ihn wiedersehen würde. Aber in den vergangenen drei Monaten waren sie so glücklich gewesen, dass sie um nichts in der Welt diese wenigen letzten Tage in Santa Cruz durch traurige Gedanken verderben wollte.
    Sie waren an der Küste entlang hierher geritten und wohnten in einem kleinen Haus am Strand, das sie direkt von einem Mann im Fischerdorf gemietet hatten. Jeden Morgen wurden sie vom Rauschen der Wellen und dem Gekreisch der Seemöwen geweckt. Tagsüber waren sie spazieren gegangen, ausgeritten und hatten sich immer wieder geliebt. Sie waren jetzt schon

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