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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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vier Generationen dieser Kirche an, zum andern bedeutet ihr selbst diese Kirche eine Menge, und sie würde um nichts in der Welt ihr Seelenheil aufs Spiel setzen, schon gar nicht durch ein solches Verbrechen. Sie gehört eher zu jener Sorte Frauen, die alles, egal was es ist, schweigend und ohne zu murren erdulden. Vorausgesetzt, sie wußte, was ihr Mann so trieb. Aber es könnte eine Möglichkeit geben, das herauszufinden. Ich weiß nicht, ob ich es gestern erwähnt habe, aber Frau Rosenzweig befindet sich zur Zeit in psychotherapeutischer Behandlung. Die Therapeutin heißt Sabine Reich und gehört ebenfalls dieser Kirche an. Ich könnte sie zumindest fragen, ob Frau Rosenzweig jemals von der Untreue ihres Mannes gesprochen hat. Wenn ja, dann müßten wir sie uns noch einmal vornehmen, wenn nein, dann könnten wir unter Umständen schweren Schaden anrichten, wenn wir sie mit etwas konfrontierten, wovon sie bis jetzt überhaupt nichts weiß. Wissen Sie, durch meine Erfahrung, was die Kirche im allgemeinen betrifft …«
    »Sie meinen, weil Ihr Vater Priester ist oder war?«
    »Genau. Ich habe eine Menge Menschen kennengelernt, für die das Kirchenleben so eine Art Lebensinhalt geworden ist. Und weil Frau Rosenzweig seit ihrer Geburt zu dieser Kirche gehörtund diese Kirche somit auch ihr Lebensinhalt wurde, erzwungen oder nicht, so ist sie doch das Auffangbecken schlechthin, wenn man Probleme hat. Wir könnten ihr einen ungeheuren Schlag versetzen, wenn wir etwas sagen, was sie gar nicht hören will und möglicherweise auch gar nicht hören muß. Deswegen will ich vorher mit dieser Psychologin reden. Verstehen Sie das?«
    »Was ist das für eine Frau, diese Psychologin?«
    »Ganz nett, locker, zählt sich zum liberalen Zweig der Kirche. Sie dürfte so zwischen dreißig und fünfunddreißig sein, sieht ganz gut aus und scheint nicht alles so bierernst zu nehmen. Ich ruf mal schnell bei ihr an und will sehen, daß ich gleich bei ihr vorbeifahre.« Sie stand auf, holte das Branchenverzeichnis, suchte unter der Sparte Psychologen den Eintrag von Sabine Reich, notierte die Nummer und schlug das Buch wieder zu. Sie nahm den Hörer vom Telefon, wählte die Nummer.
    »Reich.«
    »Hier Durant, von der Kripo. Wir haben uns gestern …«
    »Ich weiß. Was gibt es? Ich bin gerade mitten in einer Sitzung.«
    »Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich müßte Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Wann ist Ihre Sitzung denn zu Ende?«
    »Um zehn vor zwölf. Danach habe ich Mittagspause. Wenn Sie wollen, können Sie vorbeikommen oder mich noch einmal anrufen.«
    »Ich würde lieber vorbeikommen. Ihre Praxis ist in Höchst, ich könnte so gegen zwölf bei Ihnen sein.«
    »In Ordnung, ich warte auf Sie.«
    Julia Durant sah Berger an, sagte: »Dann werde ich mich mal auf den Weg machen.«
    »Tun Sie das. Und viel Erfolg.«
    Durant nahm ihre Tasche und lief mit schnellen Schritten zu ihrem Corsa, der in der prallen Sonne stand und dessen Inneres sich auf über fünfzig Grad aufgeheizt hatte. Sie schloß die Tür auf,wartete einen Moment, bis sie einstieg, startete den Motor und fuhr vom Hof. Um zwei Minuten vor zwölf parkte sie den Opel vor der Praxis von Sabine Reich.

Mittwoch, 12.00 Uhr
    Die Kommissarin gelangte durch die offene Tür ins kühle Treppenhaus, ging fünf Stufen nach oben, wo sich hinter der linken von drei Türen die Praxis befand. Sie klingelte, hörte Schritte näher kommen, die Tür wurde geöffnet.
    »Kommen Sie rein«, sagte Sabine Reich lächelnd und ließ Julia Durant an sich vorbei eintreten.
    »Wollen Sie sich hier mit mir unterhalten, oder würde es Ihnen viel ausmachen, mit mir essen zu gehen, ich habe nämlich einen Bärenhunger und seit heute morgen um sieben nichts mehr gegessen. Ich habe ein Stammlokal gleich um die Ecke. Dort gibt es die garantiert besten Spaghetti Bolognese in der ganzen Stadt.«
    »Gern. Normalerweise hole ich mir mein Mittagessen an der Imbißbude, und das ist wohl auf die Dauer nicht das richtige.«
    »Genau, und deswegen kommen Sie heute mit mir zum Italiener.«
    Das kleine, schmucke Lokal war etwa zur Hälfte besetzt. Über dem Tresen hingen leere Chianti-Flaschen, es roch verführerisch nach südländischen Gewürzen und Parmesankäse. Sie setzten sich an einen runden Tisch genau gegenüber der Tür, wo sie einigermaßen ungestört waren. Aus unsichtbaren Lautsprechern klangen leise italienische Schlager, der Kellner, ein freundlicher, junger Mann, reichte ihnen die Karte. Julia

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