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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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und »vergessen«, sie zurückzugeben.
    Auch Teresas Verbrechen hatte etwas mit Alchemie zu tun. Sie hatte den Sohn des Zaren, den Prinzen von Prossien, in eine Katze verwandelt.
    »Ich habe ihn dabei erwischt, wie er einen Straßenhund getreten hat«, erklärte Teresa dazu. »Und da dachte ich mir, der Hund würde sich dafür vielleicht revanchieren wollen.«
    Von Anfang an war Blüstav dieses dunkelhaarige Mädchen mit den wilden Augen nicht geheuer. In keinem einzigen der Bücher, die er sich »ausgeliehen« hatte, war beschrieben gewesen, wie man einen Menschen in eine Katze verwandeln konnte. In den Büchern ging es nur darum, wie man Gold herstellte. Also entschied Blüstav, das Mädchen müsse eine Lügnerin sein. Und das machte ihm Sorgen, denn da er selbst ein Lügner war, wusste er, wie viel Ärger Lügner machen konnten. Erst eine Stunde vor der geplanten Hinrichtung wurde ihm klar, dass Teresa die Wahrheit gesagt hatte – was bedeutete, dass sie ein Genie war.
    Sie lagen, mit Bleifesseln angekettet, auf dem kalten Steinboden des Verlieses und lauschten den Wassertropfen, die an den Mauern entlangliefen. Da drehte sich Teresa zu Blüstav um und sagte: »Sie sind doch Alchemist, oder nicht?«
    »Der größte noch lebende«, erwiderte Blüstav.
    »Ich will auch einer sein«, sagte Teresa. »Ich will Kieselsteine in Tauben und Walnüsse in Wale verwandeln können.«
    Und Blüstav nahm an, sie sei nicht nur eine Lügnerin, sondern liebe es zudem, Witze zu machen. Er lachte.
    »Mädchen, ein Alchemist widmet sich immer nur einer Aufgabe: Blei in Gold zu verwandeln. Verstehst du? Alchemisten wollen sich bereichern. Alchemie ist die Wissenschaft der Gier.«
    »Tja, dann haben die meisten Alchemisten wohl nur wenig Vorstellungskraft. Ich möchte viel wunderbarere Dinge erschaffen als Gold.«
    Blüstav schnalzte verärgert mit der Zunge. Was konnte wunderbarer sein als Reichtum? »Hast du Dorns Philosophia Speculativa gelesen? Oder Ovids Metamorphosen ? Oder Zetzners Theatrum Chemicum ?«
    »Nein.«
    »Dann wirst du nie eine Alchemistin werden«, sagte er. »Man muss ein Leben lang Studien betreiben, um das zu werden. Und du wirst in einer Stunde tot sein.«
    »Na ja«, sagte Teresa. »Warum retten Sie uns dann nicht einfach beiden das Leben?«
    »Weil das unmöglich ist!«, sagte er. Aber Teresa schüttelte wütend den Kopf, als missfiele ihr das Wort.
    »Warum? Ihre Alchemie könnte uns doch retten.«
    »Meine Alchemie? Ja, ich könnte unsere Bleiketten in goldene Fesseln verwandeln«, log Blüstav. »Aber was würde uns das bringen? Wir könnten sie immer noch nicht loswerden.«
    »Und wenn ich uns rette?«, sagte Teresa. »Kann ich dann Ihr Lehrling werden? Sie könnten mir beibringen, was Mr Dorn und Mr Ovid und Mr Zetzner zu sagen haben.«
    Blüstav seufzte. Dieses Mädchen war eine Lügnerin, eine Witzereißerin und eine Närrin, alles in einer Person. Er schloss die Augen. »Manche Dinge kann man nun mal nicht verändern. Und ein Todesurteil gehört eindeutig dazu.«
    »Alles ist veränderlich«, beharrte Teresa. »Ich zeig’s Ihnen.«
    Und sie begann zu experimentieren. Sie mischte Moos und Kalkstein und andere Substanzen, die auf dem Boden zu finden waren. Sachen, an die Blüstav sich nicht mehr erinnern konnte. Und schon nach wenigen Minuten machte sie eine Entdeckung.
    »Ja, das müsste gehen«, murmelte sie und schmierte die Paste auf ihrer beider Fesseln. Sofort fingen sie an zu zischen und sich zu verändern.
    Blüstav schaute voller Verwunderung zu, wie sich die Bleifesseln grün verfärbten und plötzlich gelbe und weiße Blüten daraus sprossen. Um seine Hände wanden sich jetzt nicht mehr Ketten aus Blei, sondern aus Gänseblümchen.
    »Sehen Sie?« Teresa riss sich die Blumen von den Handgelenken. »Das war doch einfach. Jetzt müssen wir nur noch dasselbe mit den Gitterstäben vor dem Fenster machen!«
    Eine halbe Stunde später rannten sie einen schlammigen Pfad entlang. Die Rufe der Wachen hinter ihnen verklangen bereits. Blüstav, der atemlos keuchte, wusste jetzt zweierlei: erstens dass er nicht sterben würde und zweitens dass sein neuer Lehrling jetzt schon der größte Alchemist war, der je gelebt hatte.
    Und noch ein Gedanke nahm in seinem Kopf Gestalt an: Mit diesem Mädchen konnte er ein Vermögen machen!
    In seinem Labor angekommen, führte Blüstav Teresa überall herum.
    »Drei Sachen muss jeder Alchemist unbedingt in seinem Labor haben. Erstens: Regale!«
    »Und warum, Meister

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