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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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lang war Lettie ganz blind, und sie wedelte hustend mit der Hand, um den Rauch zu vertreiben. Noah zog sie weg von dem grünen Qualm und den Funken.
    Gemeinsam sahen sie zu Letties Vater hinunter. Unfassbar, was aus ihm geworden war. Lettie streckte eine Hand aus – er fühlte sich gläsern an, ganz glatt und kühl. Ein Albtraum war Wirklichkeit geworden.
    Letties Vater hatte sich in eine Bierflasche verwandelt.
    Lettie nahm die Flasche in die Hand und hetzte wieder hinter Blüstav her.
    Der war inzwischen am Boot angekommen. Er hievte seinen Koffer an Bord und begann das Tau aufzuwickeln, mit dem die Leuthas Holz am Steg festgemacht war.
    Aber Lettie und Noah hatten nicht vor, zuzulassen, dass er ihnen davonsegelte.
    Während Blüstav noch mit dem Tauwerk kämpfte, sprangen die beiden an Bord. Noah hatte seinen Dorn und Lettie hatte einen Plan.
    Funken sprühend vor Zorn wirbelte Blüstav herum. Hastig tastete er in seiner Manteltasche nach dem Fläschchen mit dem Gastromajus.
    Aber er konnte es nicht finden.
    Lettie wusste, dass sie nur ein paar Sekunden Zeit hatten, bis sie in ihre letzte Mahlzeit verwandelt werden würden, und dass sie sie gut nutzen mussten.
    »Nein!«, kreischte Blüstav.
    Aber Lettie hatte längst die Fetzen gepackt, mit denen die Löcher im Koffer verstopft waren. Mit einem Plopp zog sie sie heraus.
    Blüstav schubste sie mit seiner freien Hand beiseite, sodass sie schmerzhaft auf die Bootsplanken knallte. Aber die Schneewolke war schon dabei, sich in die Nacht zu ergießen. Blüstav versuchte die Löcher mit den Daumen zu verschließen, aber es war zu spät.
    »Du dummes Gör!«, brüllte er und ließ das Fläschchen Gastromajus zu Boden fallen.
    »Lassen Sie sich das eine Lehre sein!«, sagte Noah und hob es auf. »Niemand versucht ungestraft, meine Großmutter zu entführen!«
    Aber Blüstav hörte nicht auf ihn, sondern versuchte verzweifelt, zwei Wolkenfäden zurück in den Koffer zu bugsieren. Vergeblich. Immer mehr von der Nimbostratus-Wolke sickerte hervor.
    »Geben Sie auf!«, sagte Lettie. »Sie haben verloren.«
    »Ich verliere nie!«, bellte Blüstav. »Der Schnee gehört mir. Ich werde ihn niemals hergeben!«
    Hastig knöpfte Blüstav seinen langen Mantel bis oben hin zu und stopfte den Saum in die Socken. Verdattert sah Lettie zu, wie er die Ärmel lang zog, bis sie ihm weit über die knochigen Finger reichten. Dann hob er den Koffer an die Brust und bedeckte jedes Loch mit einem Ärmel. Zwar strömte die Schneewolke immer noch durch die Löcher, aber jetzt direkt in Blüstavs Mantel hinein. Wie ein Ballon begann er sich aufzublähen.
    »Ich weiß, was Sie vorhaben!«, rief Noah und hechtete nach vorn. Doch der Alchemist schubste ihn mühelos weg und lachte.
    »Der Schnee gehört mir, und das wird immer so bleiben!«, schrie er. Der Mantel bauschte sich um ihn herum immer mehr auf. »Wie wollt ihr ihn mir jetzt noch wegnehmen, eh?«
    Er schenkte den beiden ein Lächeln, das sagte: Ich habe gewonnen.
    Und da sah Lettie auch, warum: Blüstav schwebte einen Fingerbreit über dem Deck – und gewann an Höhe …
    Immer höher und höher stieg er …
    »Das soll euch eine Lehre sein! Einen Alchemisten fängt man nicht ein!«, kreischte er und trat mit den Beinen aus, während er von der Wolke davongetragen wurde. »Ich entkomme immer !«
    Und Blüstav, der Ballon, flog noch höher …
    Besiegt und wie vom Donner gerührt sah Lettie ihm nach. Noah hingegen sprang hoch und bekam Blüstavs Stiefel zu fassen. Aber die Nimbostratus-Wolke machte ihre Arbeit gut – und zog Noah jetzt auch mit in die Lüfte.
    »Was machst du da?«, keifte Blüstav.
    »Was machen Sie denn da?«, gab Lettie zurück.
    »Ein Seil, Lettie!«, rief Noah. »Ein Seil!«
    Lettie schnappte sich ein Seil, das an Deck zusammengerollt lag, und warf es Noah zu. Flink knotete sie das eine Ende an den Griff des Magahoni-Koffers, der am Boden geblieben war, während Noah das andere Ende um Blüstav schlang. Mit einem Ruck straffte sich das Seil, der Alchemist hörte auf zu steigen und schwankte in der Luft hin und her. Während Noah noch immer an seinen Stiefeln hing.
    Blüstav bot wirklich einen merkwürdigen Anblick, mit dem aufgeblähten Mantel, aus dem Arme und Beine hervorschauten und wild herumfuchelten. Er fluchte und schimpfte, aber Lettie lächelte nur, als die Wolke in seinem Mantel wild rumorte und zornige blaue Blitze aussandte.
    »Sie entkommen wohl doch nicht immer, was?«, sagte Lettie

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