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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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Flasche in ihre Tasche gleiten und trat an die Bordwand. Mit einem beherzten Sprung setzte sie über die Reling hinweg und stürzte über Bord.
    »Hilfe, rette sie!«, brüllte Noah über ihr. »Sie wird ertrinken, sie wird erfrieren, sie wird sterben!«
    Lettie wurde klar, dass er nicht Blüstav anflehte, sondern den Wind. Sie versuchte zu sprechen, versuchte ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war und all dies zu ihrem Plan gehörte, aber sie hatte keine Zeit mehr. Mit einem dumpfen Klatschen landete sie im Meer.
    Lettie fiel zwar ins Wasser, ging aber nicht unter. Wie ein glatter Stein flutschte sie über die Oberfläche, kullerte und rollte hin und her, bis sie schließlich zur Ruhe kam, die Augen zugefroren.
    Wage es ja nicht zu sterben, Lettie Peppercorn .

    Es dauerte eine Weile, bis sie das Eis weggezupft hatte, das ihre Augen verklebte. Als sie sie schließlich öffnen konnte, sah sie als Erstes den Himmel. Sie lag auf dem Rücken. Mühsam stemmte sie sich auf die Ellbogen hoch, schaute sich um und rang sich ein Lächeln ab. Ihr Plan hatte funktioniert!
    Sie war nicht im Meer versunken – sie hatte es zufrieren lassen!
    Bei ihrer Berührung hatten sich die Wellen sofort in Eis verwandelt. Mit zitternden Knien kam sie hoch. Sie stand auf einer kleinen Eisinsel mitten auf dem Ozean und schaute zur Leuthas Holz hoch. Mit offenem Mund hing Noah über der Reling, einen aufblasbaren Rettungsring in der Hand. Lettie konnte immer noch nicht sprechen. Also hob sie, so schnell ihr gefrorener Körper es zuließ, eine Hand und winkte ihm zu.
    »Lettie Peppercorn, komm sofort wieder an Bord!«, rief Noah. Er tat, als sei er wütend, hörte sich aber unendlich erleichtert an.
    Lettie schüttelte den Kopf und drehte sich zur Blutkübel um. Ob es vernünftig war oder nicht – sie musste es versuchen. Vorsichtig stellte sie einen Fuß aufs Wasser. Es gefror sofort, noch bevor Lettie Gewicht auf ihr Bein verlagern konnte. Sie strahlte die Eiseskälte einfach aus, wurde von ihr wie von einer Aura umgeben. Das Eis war glitschig, aber tragfähig.
    Lettie machte einen zweiten Schritt, dann einen dritten. Es war nicht einfach, auf diesem schwankenden Boden voranzukommen, aber sie schaffte es. Sie ging übers Wasser!
    »Warte!«, rief Noah. »Du gehst in die falsche Richtung!«
    Aber sicher doch , dachte sie. Einer muss sich doch um die zwei alten Schabracken kümmern.
    Damit stapfte sie weiter übers Meer, schnurstracks auf die Blutkübel zu.

5. Kapitel
    Eine juckende Nase bringt Rettung

    Den dröhnenden Wind in den Ohren, hüpfte Lettie über die Wellen. Sie schlitterte über die Eisschollen, die sie erschuf, sobald sie die Wasseroberfläche berührte. Bald stellte sie fest, dass sie am schnellsten vorwärtskam, wenn sie von einer Scholle zur anderen sprang .
    Die Blutkübel rückte immer näher. Durch die vielen Schornsteine sah sie ganz stachelig aus und zog Rauchfahnen hinter sich her. Vorne an ihrem Metallrumpf war eine Harpune befestigt, an der Seite prangte ein riesiger Kran, um die erbeuteten Wale an Bord zu hieven. Jede Planke, jeder Niet stank nach Moder und Blut.
    Die zwei alten Frauen hatten sich an Deck postiert. Die Glotzerin starrte durch ihre Sucherbrille. Das Walross umklammerte eine überdimensionale Perücke, die ihre Gießtülle und ihren Teekannenkopf verdeckte.
    Endlich hatte Lettie den Schiffsrumpf erreicht. Der Gestank, der dem Boot entstieg, war so stark, dass sie ihn regelrecht schmecken konnte. Der Magen drehte sich ihr um, sie würgte. So gern wäre sie wieder auf der Leuthas Holz gewesen, an Noahs Seite … Sie sehnte sich nach Noahs Fürsorge, nach einer Tasse Tee, dicken Decken und einer heißen Wärmflasche. Der Drang nach etwas Warmem war so heftig, dass sie nur mit Mühe einen Schluchzer unterdrücken konnte. Sie nahm das Pfefferkorn in die Hand und hielt sich daran fest. Sie konnte es sich jetzt nicht leisten zu weinen, nicht wenn sie wollte, dass ihr Plan funktionierte.
    Die Motoren sirrten und prusteten und kamen schließlich zum Stehen. Gespenstisch still trieb die Blutkübel dahin. Lettie spähte durch ein Bullauge an der Seite – und zuckte sofort erschrocken zurück: Ein Gesicht tauchte auf der anderen Seite der Scheibe auf. Heizer Pete.
    Lettie sah zum Deck hoch. Sie versuchte zu sprechen, aber ihre Kiefer waren immer noch festgefroren. Schließlich stemmte sie ihren Mund einen Spaltbreit auf und brachte zwischen klappernden Zähnen ein »H-h-hallo?!« hervor.
    Ein Mann mit

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