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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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dass wir es eigentlich haben müssten. Aber dann wäre es ziemlich schwierig, nachzuvollziehen, was damit passiert ist – noch nicht einmal der Zeitpunkt ließe sich feststellen.«
    »Wenn du den Eintrag löschen könntest?«, sagte ich. Mich überkam das unangenehme Gefühl, genau zu wissen, was als Nächstes geschehen würde.
    »Ich kann diesen Eintrag nicht löschen, und das weißt du auch«, sagte sie. »Aber ich kann ihn durch einen anderen ersetzen. Ich habe überprüft, dass keine andere Bibliothek diesen Eintrag benutzt, um Standortmarkierung und Erwerbsdatum ihrer eigenen Ausgabe desselben Buchs hinzuzufügen. Bisher sind wir die Einzigen, die eine Ausgabe besitzen. Also lade ich mir einen anderen Eintrag von einer auswärtigen Datenbank herunter. Sagen wir doch einfach«, und damit nahm sie ein Buch von ihrem Handwagen, »ich erfasse dieses Buch hier und stelle fest, dass es in der Kongressbibliothek bereits einen Eintrag dafür gibt.« Sie tippte ein paar Tastenkombinationen, und der Eintrag für das Buch erschien auf ihrem Bildschirm. »Da ist er«, sagte sie. »Und jetzt, wenn ich den Eintrag in unsere eigene Datenbank übertragen möchte, fragt mich das System, ob ich damit einen bereits existierenden Eintrag überschreiben will. Du weißt, dass die Antwort normalerweise ›Nein‹ lautet. Aber dieses Mal sage ich eben ›Ja‹ und gebe dem Eintrag die Nummer des Buches, das ich stehlen will.«
    Sie tippte in Windeseile. Ich muss gestehen, das Mädchen war gut.
    »Und jetzt gebe ich noch einmal ›Ja‹ ein und habe erreicht, was ich wollte. Der Originaleintrag ist verschwunden; stattdessen steht der neue Download da.«
    Ausfahrt Oxford. Wenn man wusste, was man tat, war es ganz einfach. Schade, dass sie nicht nur mit Robin geredet, sondern sich auch am Computer weitergebildet hatte. Sie wusste fast alles, was sie brauchte, um sich die ganze Geschichte zusammenzureimen.
    »Aber da stehen noch immer das Erwerbsdatum und die Standortmarkierung«, sagte ich, obwohl ich ahnte, dass sie die Antwort darauf wusste.
    »Das ist einfach. Ich habe die Zulassung, solche Dinge zu ändern. Ich ersetze sie einfach durch Datum und Markierung des anderen Buches.« Ich sah ihr zu, wie sie die beiden Einträge veränderte.
    »Aber das ist kein Beweis für Diebstahl«, sagte ich, obwohl mir klar war, dass sie meinen Bluff durchschaute.
    »Aber es gibt noch andere Tatsachen, die wir zu dieser hinzufügen können«, sagte sie. »Nachdem ich eine Vorstellung davon hatte, was hier wahrscheinlich passiert ist, habe ich eine Freundin angerufen, die für zwei Jahre im Austausch in der Universitätsbibliothek in Santa Luisa in Kalifornien arbeitet. Sie erzählte mir von ihrem tollen Programm für Frauenstudien und wie wunderbar es wäre, dass man der Bibliothek ausgerechnet die Bücher angeboten hätte, die in ihrer Sammlung der Sisterhood of the Veil noch fehlten.«
    Sie hatte es fast geschafft. Ich ertappte mich dabei, unwillkürlich den Atem anzuhalten.
    »Danach war ich in der Lage, zwei und zwei zusammenzuzählen. Eine andere Freundin, die in der Sowieso-Bibliothek arbeitet« – sie nannte den Namen der Bücherei, die den Roman von Elizabeth Baughn geliefert hatte – »erwähnte einen merkwürdigen Vorfall. Ein Leser hatte nach einem Buch von Elizabeth Baughn gesucht. Als er einige Wochen später zurückkam, um noch etwas nachzusehen, konnte er die Standortmarkierung im Online-Katalog nicht mehr finden. Und nicht nur das. Es gab überhaupt keinen Eintrag mehr für das Buch. Vielleicht hatte ein unaufmerksamer Bibliothekar bei der Nacherfassung versehentlich die Einträge im Handkatalog vernichtet, der, wie sie mir erzählte, viel wertvollen Platz in der Bibliothek wegnahm.«
    »Und du glaubst, ich bin schuld daran?«
    »Ja. Wahrscheinlich nicht allein. Nach meinen Recherchen hast du vermutlich mindestens zwei Mittäter, vielleicht sogar mehr. Ich habe mir überlegt, wie du die aus der Bibliothek gestohlenen Bücher transportiert haben könntest. Mir war klar, dass du sicher nicht eine so auffällige Methode benutzt hast, wie sie beispielsweise in deine Manteltasche zu stecken und einfach damit zur Tür hinauszugehen. Nein. Für einen von uns wäre es einfacher, den Postweg zu benutzen. Vielleicht die Hauspost. Man steckt das Buch in einen gebrauchten Luftpolsterumschlag, und es sieht aus, wie all die anderen Sendungen, die täglich auf unseren Schreibtischen landen. Vielleicht hast du einen besonderen Aufkleber oder ein

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