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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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kann, auch noch für mehrere Stunden vor. Sollte der Klebstoff, der meine Lider oben hält, sich irgendwann verbrauchen, werden meine Augen wohl sofort zufallen. Und ich sehe keine Chance, sie während der nächsten vierzehn Stunden wieder aufzubekommen. Also schicke ich dir meinen ersten Bericht, ehe es so weit ist.
    Soll ich dir die Stadt beschreiben? Obwohl hier jeder Englisch spricht, merkt man doch, dass man sich im Ausland befindet. Die Leute lächeln, anstatt einen miesepetrig anzustarren. Sie scheinen Wert darauf zu legen, dass es mir gefällt. Selbst die kleinsten Kleinigkeiten funktionieren hier anders. So wollte ich beispielsweise die Toilettenspülung betätigen, aber ich fand nichts, woran ich ziehen oder worauf ich drücken konnte. Nach einem wahren Ringkampf mit allerlei Hebeln, die ich zog, drückte, drehte und hob, funktionierte plötzlich eine geheimnisvolle Kombination, und das Wasser lief. Anschließend wollte ich mir die Hände waschen, aber mein müdes Gehirn war nicht imstande, herauszufinden, aus welcher silbernen Öffnung die Seife kommen würde und wo ich anschließend Wasser fände, um den Schaum wieder abzuwaschen.
    Du findest wahrscheinlich, dass ich mich zu viel mit Nebensächlichkeiten beschäftige. Sicher möchtest du lieber etwas über die Fortschritte meiner Untersuchung erfahren. Du fragst dich sicher bereits, warum ich nicht auf der Stelle in die Bibliothek geeilt bin und nachgeforscht habe, was Jenna entdeckt haben könnte. Aber wenn du dich recht erinnerst, habe ich diese Reise aus meinen Einkünften als Schriftstellerin bezahlt und werde sie von der Steuer absetzen. Also liefere ich dir das eine oder andere Stück Prosa, Andrew, ob es dir nun gefällt oder nicht. (Ach übrigens, Andrew, könntest du die Briefe bitte verwahren? Sie können mir vielleicht später nützliches Hintergrundmaterial liefern. Danke dir.)
    Der Himmel draußen ist endlos, klar und blau. Er blendet meine müden Augen mit seinem hellen Widerschein von weißen Mauern. In meiner Nase ist der Geruch Kaliforniens, der sich so deutlich vom Geruch Englands unterscheidet: Es ist der Geruch nach Dürre und vielen, vielen Einwohnern. Trockene Düfte, die in nichts den feuchten Ausdünstungen Englands ähneln. Und Andrew, die Autos! Ich hatte diese großen, Mengen von Benzin vertilgenden, glänzenden Kutschen erwartet, die man im Kino manchmal sieht. Weit gefehlt. Hauptsächlich fahren hier Hondas herum. Der Rest sind europäische Autos oder andere japanische Marken, und die seltenen Dodges oder Lincolns nehmen sich dazwischen aus wie Elefanten inmitten von Gazellen.
    So, diesen lyrischen Erguss werde ich jetzt in den Briefkasten stecken und mir eine Mütze Schlaf gönnen. Deine Freunde haben mich übrigens am Flughafen abgeholt und zu ihrem Haus gebracht (Andrew, es steht tatsächlich auf einer Klippe!). Ich bekam etwas zu essen, und jetzt lassen sie mich in Ruhe, damit ich Schlaf nachholen kann. Morgen kann ich dir sicher erheblich Sinnvolleres berichten.
    Küsschen, Kate.
     
    San Francisco, Freitag.
    Lieber Andrew,
    heute bin ich in der Bibliothek hier in Berkeley gewesen, weil mich die Bestände der Universität an Empfindsamkeitsromanen interessierten. Dabei bin ich auf etwas Merkwürdiges und vielleicht für uns Wichtiges gestoßen.
    Aber zunächst interessiert mich, ob du meinen Brief von gestern bekommen hast. Die Briefkästen hier sind komisch. Sie sehen aus wie große Metalleimer mit Schiebedeckel, die Briefe sozusagen verschlucken. Als mein blauer Umschlag im Innenleben des Eimers verschwand, fragte ich mich, ob er wirklich in England oder vielleicht doch auf der städtischen Müllkippe landet. Ich höre dich geradezu über die Mengen von Lokalkolorit seufzen, mit denen ich dich beglücke, aber bitte verwahre die Briefe trotzdem. Ein paar von ihnen kann ich sicher später brauchen.
    Kalifornien ist ein Paradies für Schriftsteller. Ich bin noch früher aufgewacht als normalerweise. Vor meinem Fenster lag Nebel. Er verschluckte jedes Geräusch, bewegte sich wie ein leichter Musselinvorhang und ließ ab und zu Blicke auf Bäume und Häuser zu. Ich lief leise durch den Garten, sagte den Pflanzen guten Morgen und setzte mich dann in die einhüllende Ruhe, um ein paar Seiten in mein Notizbuch zu schreiben. Ich schaffte die Skizzierung eines ganzen Kapitels für mein Buch, ehe der restliche Haushalt erwachte und zum Frühstück herunterkam.
    Deine Freundin Sally (die dir übrigens viele Grüße schickt) ist

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