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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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den Personaleingang, wo meine Taschen durchsucht und mein Ausweis überprüft wurden. Ich folgte ihr in einen hübschen Gartenbereich mit einem Raucherpavillon. Dann ging es durch ein riesiges Stahltor und an den Hallen vorbei in einen Bürocontainer.
    In einem kleinen Raum saßen vier Männer um einen Tisch herum. Ein Sozialarbeiter, der zum Gefängnis gehörte, ein Gefängnisbeamter, ein Polizist und Mr. James Marney.
    Verdammt, er war schon da. Mir blieb keine Zeit, die anderen auf die Resultate meines Hausbesuches vorzubereiten.
    Mr. Marney war genau so, wie ich es erwartet hatte. Er hatte das, was ich »die pädophile Aura« nenne, eine Patina, die seinespießige Normalo-Attitüde überzog. Als er mich ansah, fühlte ich mich, als ob er in mir ein Opfer erkannt hätte und meine Vergangenheit aus einem Kilometer Entfernung riechen könne. Er schien mich anzugrinsen. Ich hasste es, neben ihm zu sitzen. Ich hasste es, in seiner Nähe zu sein.
    Der Gefängniswärter stellte alle vor und begann sich darüber auszulassen, wie gut sich Mr. Marney im Gefängnis gemacht habe, dass er regelmäßig am Arbeitskreis für Sexualtäter teilgenommen und insbesondere auf die Unterrichtseinheit ›Opferempathie‹ gut angesprochen habe, dass er gut mit seinen Mitinsassen ausgekommen sei und hart in der Tischlerwerkstatt gearbeitet habe.
    »Kann ich Sie kurz unterbrechen?« fragte ich. »Ich habe gerade der vorgeschlagenen Entlassungsadresse einen Besuch abgestattet.« Ich gestikulierte in Richtung des Polizeibeamten. »Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie noch nicht vor Ort gewesen? Es ist nicht zu übersehen, dass Mr. Marneys Kinder bei seinen Eltern leben.«
    Ich durchdrang Mr. Marneys gelbliche Wolke mit einem eiskalten Blick, der ihn warnte: Ich bin kein Opfer. Dann fuhr ich fort. »Sie und Ihre Familie haben uns offenbar irregeführt. Aus diesem Grund erscheint es unwahrscheinlich, dass Sie mit den Bewährungshelfern kooperieren werden. Wenn wir Ihnen gestatten würden, an die angegebene Adresse zu ziehen, würde das James und Robert meiner Meinung nach außerdem einem sehr hohen Risiko aussetzen.«
    Der Gefängnisbeamte und der Gefängnis-Sozialarbeiter waren schockiert. Der Polizeibeamte lächelte an seinem Ende des Tisches. Er sah aus wie der vierzig Jahre alte Sean Connery, aber leider war seine Stimme sehr piepsig, was die 007-Illusion ein bisschen beeinträchtigte.
    »Na, so was aber auch. Ist das so?« piepste Wachtmeister Bond.
    Es folgte eine unangenehme Befragung durch Bond, in deren Verlauf Marneys Gelassenheit und sein kleines Märchen Stück für Stück zerbröselten.

    Ich wusste gar nicht … Sie müssen zu Besuch dagewesen sein … Die Schwiegereltern sind Arschlöcher … Ich würde sie nie bei denen wohnen lassen … Sie vermissen mich … Sie lieben mich … Ich habe sie nie angefasst … Scheiße noch mal, er lügt … Warum verdammt kann ich nicht mit meinen eigenen Kindern zusammenleben? Warum soll ich woanders leben?
    »Gut gemacht, Krissie«, sagte Bond, als wir nach der Fallbesprechung den Raum verließen.
    »Dankeschön«, sagte ich.
    Bob, der Gefängnis-Sozialarbeiter, begleitete mich in den Bereich für amtliche Besucher. Er war gut angezogen und äußerst gepflegt, und er kannte alle und jeden. Unterwegs trafen wir den Priester, den Rabbi und den Pfarrer, die gerade gemeinsam vom Mittagessen kamen.
    »Und, was ist die Pointe?« fragte er sie.
    Als wir den Vorraum betraten, plauderte Bob so unverschämt mit der Frau am Empfang, dass ich dachte, sie würde ihn umbringen (»Toller Rock! Primark oder TK Maxx?«). Statt ihn umzubringen, gab sie ihm bloß einen Klaps auf den Arm und sagte: »Bis ganz bald!« Bob hatte offenbar ein Händchen für Menschen. Er konnte der Frau am Empfang erzählen, dass er mit ihrem Mann gevögelt hatte, und nichts als ein Lachen ernten. Wahrscheinlich stimmte es sogar.
    Bob ließ mich im Besucherbereich zurück, und ich wartete auf Jeremy Bagshaw. Nachdem meine erste Fallbesprechung so gut gelaufen war, fühlte ich mich glänzend und allem gewachsen.
    Mann, war ich gut.

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8
    Jeremy Bagshaw dachte gerade an den Tag zurück, an dem er und Amanda geheiratet hatten – ein perfekter, glücklicher Tag –, als sein Zellengenosse Billy seinen Kopf von der oberen Pritsche herabbaumeln ließ und sagte: »Gib mir deine Banane!«
    Billy, ein knochendürrer Herumtreiber mir Glotzaugen, war vor einer Woche eingetroffen. Er schlotterte, weil er auf kaltem Entzug war –

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