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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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früher mal von einem betatscht worden waren? Ich beschloss, bei unserer nächsten Besprechung darüber mit ihr zu reden und sie um Rat zu fragen.
    Einige Minuten später schaute ich in den Spiegel, der auf der versifften Bürotoilette hing. Ich glaubte gerade, eine gewisse Ähnlichkeit mit Jodie Foster erkannt zu haben, als jemand in der Kabine so ungeniert furzte, dass mich die Wucht der Entladung ruckzuck auf den Boden der Tatsachen zurückholte (Glasgower Boden, nicht den von Hollywood). Kurz darauf verließ Penny freundlich grüßend die Kabine, und ich fragte mich, wie sie einfach so lächeln und ihre Hände waschen könne, als ob nichts geschehen wäre. Da gab’s nicht mal ein leises Erröten, geschweige denn eine Entschuldigung (von mir hätte es beides gegeben, wenn ich einen Furz von derartiger Langlebigkeit und Lautstärke produziert hätte). Ihr großbürgerliches Ego hielt dergleichen wohl für überflüssig und glaubte, dass man in städtischen Toiletten bei Bedarf ordentlich einen fahren lassen dürfe. Ich mochte Penny nicht.
    »Wie geht’s?« fragte ich.
    »Gut«, sagte sie. »Viel Arbeit!«
    FURZERIN ! FURZERIN !, dachte ich, als sie ging. Dann kehrte ich zu meinem früheren Gedankengang zurück, dem vor der Arschtrompete: dass ich tatsächlich ein bisschen wie Jodie Foster alias Clarice Starling aussähe – taff und sexy und so, als ob ich mitten in einer schockierenden Morduntersuchung stecken würde.
    Nachmittags ging ich in eine Sitzung zur Risikosteuerungeines Klienten. Wieder James Marney, der Kinderbetatscher. Da ich jetzt für ihn zuständig war – obwohl ich alles in meiner Macht Stehende tun würde, Hilary von dieser Idee abzubringen –, musste ich mich mit anderen Behörden in Verbindung setzen, damit möglichst schnell eine Wohnung für ihn gefunden wurde.
    »Krissie?« fragte Kommissar Bond, nachdem wir eine Stunde lang Informationen ausgetauscht hatten. Er schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht, um meinen schweifenden Gedanken zur Ruhe zu bringen. Ich hatte mir unbewusst einen Kegel des Schweigens übergestülpt und lediglich mitbekommen, dass ich mit einer Gefängnisbeamtin Verbindung aufnehmen solle, die für die Unterbringung von Ex-Häftlingen zuständig sei. »Können Sie das abklären und mir Bescheid geben, sobald die etwas haben, das wir uns angucken können?«
    »Klar«, sagte ich, und wir tauschten unsere Handynummern aus.
    Während meine Kollegen mit ungezählten Gerichtsgutachten durch die Stadt hetzten oder versuchten, flüchtige Sexualtäter und wohnungslose Drogenabhängige ausfindig zu machen, hatte ich bis auf Weiteres nur diesen einen Bericht und diesen einen Fall. Ich entschloss mich deshalb, gründlich zu sein.
    Ich rief Jeremys Anwalt an, einen jungen Mann mit liebreizendem englischem Akzent. Seiner Meinung nach war der Angreifer irgendein einschlägig bekannter Sexualtäter. In den letzten zwei Jahren habe es mehrere Vergewaltigungen in den Highlands gegeben, sagte er, außerdem einen Fall von sexueller Nötigung und Mord. Die Anklage gegen Jeremy halte er für schlecht begründet, denn sie beruhe lediglich auf dem fehlenden Alibi der Mutter und den DNA – Spuren.
    Was das Alibi anging: Jeremys Mutter bestätigte die Aussage ihres Sohnes nicht. Sie hatte stets ausgesagt, dass sie nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus allein nach Hause zurückgekehrt sei. Ihren Sohn habe sie nicht gesehen. Jeremy beharrte hingegen darauf, dass er seine Mutter zu ihrem Haus in Haringey gefahren habe und in der Mordnacht die ganze Zeit bei ihr gewesen sei. Der Anwalt stimmte aus vollem Herzen Amandas Behauptung zu, dass die Mutter lüge. Der Hass auf ihren Sohn und ihr Wunsch, ihn aus ihrem Leben zu verbannen, waren ihr wichtiger als die Wahrheit.
    Und die DNA – Spuren? Der Anwalt erklärte, es seien Spuren genetischen Materials von Jeremy unter den Fingernägeln des Opfers gefunden worden.
    »Scheiße«, sagte ich laut, nachdem ich aufgelegt hatte. Danny, der das Gespräch mitbekommen hatte, sah mich an.
    »Sei vorsichtig mit Strafverteidigern«, warnte er mich. »Sonst benennen sie dich als Zeugin, wenn sie einen Antrag auf Strafmilderung stellen.«
    »Klar, weiß ich doch. Ich finde den Fall einfach sehr interessant.«
    Und das tat ich. Und wie!
    Ich hatte einen Lauf. Zuerst rief ich bei der Kriminaldienststelle an, die für das schottische Vorstrafenregister zuständig ist. Ich fragte nach, ob die Vorstrafenliste aus England schon eingetroffen sei. Das war sie,

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