Letzte Beichte
lässt sich nichts gefallen – ganz anders als der Schwimmlehrer von deinem Sohn, Amelia.
MUTTI VON PETER : Peter ist viel besser geworden. Er schafft jetzt fünfzig Meter Freistil mit einer Kraulrollwende.
MUTTI VON ZACH : Kraulrollwende? Wer bringt einem Dreijährigen denn so etwas bei?
MUTTI VON PETER : Er ist vier.
MUTTI VON ZACH : Er ist toll, ein prima Junge.
MUTTI VON PETER : Er benimmt sich sehr gut im Schwimmbad.
MUTTI VON ZACH : Er kackt also nicht mehr auf der Fontäne?
MUTTI VON PETER : Das war nicht Peter.
Irgendetwas trieb mich dazu, meinen Finger auf den Mund von Peters in die Ecke gedrängter Mutti zu legen und »Psst!« zu sagen: »Hört um Gottes willen auf, über Schwimmstunden zu reden. Nicht mal tot sein ist langweiliger. Habt ihr denn nichts, worüber ihr sonst reden könnt? Scheiße noch mal! Als ob euer Verstand aus tropfnassen Windeln bestünde und ihr nur noch über Pisse reden könntet.«
Dank meines beherzten Eingreifens konnten die Mütter nun über etwas anderes als ihre Kinder sprechen.
Ich schnappte mir einen neuen Drink und spürte Robert auf, der zusammen mit Billy Mullen und Marj im Badezimmer stand und eine Line Speed zog. Ich wartete, bis ich an die Reihe kam, pfiff mir eine Line ein und bewegte mich danach sogar noch schneller als zuvor zwischen den Partygästen – zu den Müttern (die gerade grußlos gingen), den Ärzten (die über die Toskana laberten), den Sozialisten (die nichts so gern teilten wie ihre Anschauung) und Chas, der auf unserem Bett saß. Seine Knie waren denen des Drahtballmädels verdächtig nah.
Ich sah buchstäblich rot. Dann sah ich Danny über den Flur gehen und rannte ihm nach.
»Fass es an!«
»Was?«
»Mein Gesicht, na los. Ich weiß, dass du es willst.«
Da er auch ein bisschen besoffen war, lächelte er bloß und hielt seine Hände in die Höhe. Ich packte sie und legte sie auf mein Gesicht, und dann fragte ich mich, was als Nächstes passieren solle.
» WLST DE JLZT WLLDR LSLSN ?«
Ich fragte ihn, ob er jetzt wieder loslassen wolle, und seine Hände lagen dabei auf meinem Mund. Es kann sein, dass ich seine Finger ein bisschen besabbert hatte, aber er hatte mitbekommen, worum es ging, und ließ los. Da standen wir nun also beide schwankend im Flur.
»Ich geh dann mal«, sagte er, und ich schaute wieder ins Schlafzimmer und sah Chas und seine Ische. Sie saßen aneinandergeschmiegt da und schienen die Welt um sich herum vergessen zu haben. Ich packte Danny und küsste ihn.
»Du bist eine Vollidiotin, Krissie.«
Komischerweise kam das nicht von Chas oder dem Drahtballmädel – die hatten sich nicht von der Stelle gerührt und wussten gar nicht, dass ich gerade jemandem meine Zunge in den Hals gesteckt hatte –, sondern von Danny, der die Tür öffnete und ging.
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30
Die Flitterwochen wurden immer schlimmer für Amanda. Sie hatte zwei Nächte allein verbracht, und Jeremy war immer noch in London, um seine kranke Mutter zu besuchen. Sie hatte kein Auto. Und die Familien in den Booten gingen ihr dermaßen auf den Geist, dass sie schon überlegt hatte, einen der Schleusenhebel zu ziehen, wenn keiner hinsah. Was sollte sie hier mit sich anfangen? Politikerbiographien lesen? Einen Kinderfilm auf DVD anschauen? Den nassen grünen Hügel im strömenden Regen erklimmen, um dann wieder hinabzusteigen? Nachdenken?
Amanda wählte die letzte Option. Sie saß stundenlang da und dachte nach. Während der letzten Stunden saß sie neben dem Kartentelefon. Da waren die Falten auf ihrer Stirn am tiefsten.
»Guten Morgen, hier Familienzusammenführung«, zirpte eine fröhliche Stimme.
Sie legte auf und rief Jeremy an. Er klang unfroh. Er war zwei ganze Tage in London gewesen, und seine Mutter weigerte sich immer noch, ihn zu sehen. Und er weigerte sich immer noch, aufzugeben.
»Willst du nicht herkommen?« hatte er sie bei ihrem letzten Telefongespräch gefragt. »So bringt das doch nichts. Wir können unsere Hochzeitsreise später nachholen.«
»Sie wird heute also vielleicht entlassen, ja?« fragte Amanda.
»Das haben sie mir gesagt. Ich rufe dich an, sobald ich mehr weiß«, sagte er.
Amanda nahm wieder ihre Wartehaltung vor dem Telefon ein. Es schaute sie an, es lockte sie, und es sagte: Du wirst alles hinter dir lassen und fortgehen.
In ein neues Leben.
Raus aus Schottland.
Das ist deine letzte Gelegenheit.
Heb mich ab. Na los. Mach schon.
Sie hatte nichts dagegen, Schottland zu verlassen – sie wollte es sogar. Sie liebte
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