Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
Vom Netzwerk:
Parkplätzen überprüft und den Fahrer dabei vorgefunden, wie er gegen einen Reifen seines eigenen Sattelzuges urinierte. „Ihr Männer seid ja ganz schöne Schweine.“ Gasperlmaier fühlte sich irgendwie persönlich angegriffen, wollte sich aber der Frau Doktor gegenüber nicht unbedingt mit einer Darstellung seiner eigenen, durchaus gesellschaftlich tolerablen Uriniergewohnheiten rechtfertigen.
    Die Frau Doktor holte tief Luft. „Er könnte also, meinen Sie, hier bei offener Tür gestanden sein, um, um …“ „Ja“, half ihr der Friedrich aus. „Und dann könnte ihn der Täter von hinten attackiert haben. Wenn Sie mich fragen, Frau Doktor, dann muss man schon einige Kraft haben, und eine Mordswut, um jemanden auf diese Weise umzubringen. Seine Frau kann ich mir dabei nicht vorstellen. Überhaupt eine Frau nicht.“ Gasperlmaier musste an einen nicht lange zurückliegenden Fall denken, als man zunächst auch gemeint hatte, eine Frau käme als Täterin nicht in Frage. Man hatte allerdings nicht bedacht, dass es auch muskelbepackte, eins neunzig große Speerwerferinnen gab.
    „Der Täter“, fuhr die Frau Doktor fort, „verschwindet spurlos – allerdings, ein paar Faser- oder DNA -Spuren werden wir an der Leiche schon finden –, die Ehefrau kommt wenig später nach Hause, findet ihren Mann tot vor, ruft ihre Tochter an, die sofort kommt – und die nächsten beiden am Tatort, meine Herren, das waren ja bereits Sie.“ Gasperlmaier nickte beflissen. „Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?“
    Gasperlmaier dachte nach. War ihm was aufgefallen? Eine schwierige Frage. Sehr schwierig. Warum Kriminalbeamte auch immer so unklare Fragen stellen mussten. Was war denn auffällig? Dass die Frau Schnabel zwar recht jung, aber nicht groß und ein wenig füllig war? Dass die Frau Breitwieser von Engeln und belebtem Wasser faselte? Er konnte sich nicht entscheiden, auf welche seiner Beobachtungen er sich festlegen sollte. Der Friedrich kam ihm zuvor. „Wenn Sie mich fragen, die haben beide nicht allzu erschüttert gewirkt. Die Frau hat ihn ja gehasst. Wie sie dauernd darauf he­rumgetrampelt ist, dass er Bier getrunken und geraucht hat, dass er nicht an ihre Engel geglaubt hat – die ist sicher nicht unglücklich darüber, dass er zum Teufel gegangen ist.“
    „An Engel glauben Sie nicht, an Teufel schon?“, fragte die Frau Doktor den Friedrich lächelnd. Gasperlmaier fühlte sich ermutigt. „Und die Tochter, die war auch ziemlich gelassen, sie hat sogar einmal gekichert, glaube ich, ich weiß nicht mehr weswegen.“ „Trotzdem“, nahm die Frau Doktor den Faden auf, „glauben Sie beide, dass es weder die Frau noch die Tochter war. Was für eine Statur haben denn die beiden?“ Gasperlmaier zuckte mit den Schultern, entschloss sich dann aber doch zu einer Antwort, da der Friedrich still blieb und ihn anblickte. „Also, die Tochter, die ist eher klein, nicht ganz schlank …“ Gasperlmaier geriet ins Stottern, weil er Hemmungen verspürte, der Frau Doktor mitzuteilen, dass die Frau Schnabel mit einem überaus üppigen Busen gesegnet war. Er hatte sich schon einige Male den Vorwurf anhören müssen, seine Augen zu lange und zu genau auf weiblichen Reizen verweilen zu lassen. „Und die Mutter, die hat auf mich eher zart gewirkt, vielleicht größer, aber nicht sportlich, nicht kräftig.“ „Ja“, sagte die Frau Doktor. „Das haben Engelsgläubige oft so an sich: so was Durchscheinendes, Entrücktes.“ „Genau!“, stimmte Gasperlmaier zu. Die Frau Doktor seufzte. „Der große Unbekannte! Das kann ja lustig werden. Schauen wir uns hier herinnen doch einmal ein wenig um!“ Gasperlmaier kannte den Hang der Frau Doktor zu Unternehmungen ein wenig abseits der Legalität, redete sich aber ein, dass es sich schließlich nur um eine genaue Studie des Tatorts handelte, auch wenn die Frau Doktor bereits Aktenordner aus einem Regal im Wohnzimmer zu ziehen begann.
    Gasperlmaier widmete sich der Steinesammlung, die ihm auf den Regalen des Wohnzimmers schon bei seinem ersten Besuch aufgefallen war. Jetzt stellte er fest, dass unter vielen Steinen kleine Kärtchen lagen, die den Namen des Steins und seine angebliche Wirkung zeigten. Manchmal lagen auch mehrere kleine Steine auf einem Kartonkärtchen. „Meditationsstein. Reiki. Edelsteinwasser“, las er da auf einem Blatt, auf dem zwei kleine Stücke Bergkristall lagen. „Alle Chakren“, stand auch noch dabei. Gasperlmaier wunderte sich, dass ein einziger Stein so vieles,

Weitere Kostenlose Bücher