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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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dargestellt. Sie können’s auch im Internet lesen. Aber bitte, keine Aufregung! Das kommt alles in Ordnung!“ Gasperlmaier fiel aus allen Wolken. Er hatte die Maggie doch nur an der Schulter zurückgehalten, von Gewalt konnte da doch nicht einmal in Ansätzen die Rede sein! „Ja, danke!“, sagte er ins Telefon, mehr fiel ihm dazu nicht ein. „Also: schönen Sonntag noch! Tschüss!“, sagte die Frau Doktor. Schönen Sonntag, dachte Gasperlmaier bei sich. Das konnte ein Sonntag werden. Im Internet sogar! Er konnte es nicht fassen.
    „Was Schlimmes?“, fragte die Christine. Gasperlmaier nickte. „Die Schablinger hat mich als rabiaten Polizisten hingestellt. In ihrem Schmierblatt. Es steht sogar im Internet.“ Vor Zorn vergaß Gasperlmaier darauf, dass der Kaffee in seiner Tasse noch brühheiß war, trank einen zu großen Schluck und hustete die Hälfte davon übers Tischtuch. „Verdammt!“, schimpfte er. Ein schöner, gemütlicher Sonntag hätte es werden können. Und nun das! „Erzähl mir doch, wie es wirklich war!“, ermutigte ihn die Christine und gab ihm einen Kuss auf die Nase. „Das hilft!“
    Und Gasperlmaier erzählte, während die Christine immer mehr erblasste. Sie hatte ja vom Mord am Doktor Schwaiger überhaupt noch nichts gehört. „Und da lässt du deine arme Mutter ganz allein?“ Der Vorwurf in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Sie wollte ja allein zu Hause bleiben. Und was hätte ich denn auch tun sollen?“ „Du hättest über Nacht bei ihr bleiben können“, meinte die Christine. „Ruf sie jetzt gleich an, ob sie dich braucht. Oder ob sie kommen will.“ Gasperlmaier hasste es, wenn man ihm sagte, was er tun und lassen sollte. Er war ja kein Kind mehr, das genaue Anleitungen brauchte, um den Alltag bewältigen zu können. Am liebsten wäre er wieder ins Bett gegangen, stattdessen stand ihm ein aufreibendes Gespräch mit der Mutter bevor.
    „Mama, magst du zu uns kommen? Oder sollen wir zu dir kommen? Damit du nicht alleine bist?“ Die Mutter fing an zu reden und hörte gar nicht mehr damit auf. Gasperlmaier vergaß zuzuhören und musste immer an den Artikel denken, den die Maggie über ihn geschrieben hatte. Hoffentlich hatte die Mutter den wenigstens nicht gelesen. Da wurde ihm bewusst, dass er inzwischen wahrscheinlich schon überhört hatte, ob der Mutter nach Gesellschaft war. „Magst kommen?“, fragte er deshalb noch einmal. „Sag einmal, hörst du mir nicht zu? Ich komm ganz gut zurecht, hab ich doch schon gesagt!“
    „Sie will lieber daheim bleiben“, sagte Gasperlmaier zur Christine. „Ja, wenn du so fragst!“, warf die ihm vor. Gasperlmaier hatte jetzt endgültig genug und ging zum Arbeitsplatz der Christine, um den Computer einzuschalten. Er wollte selber lesen, was die Schablinger für Lügen in die Welt gesetzt hatte. Es dauerte eine Weile, bis er den Artikel gefunden hatte. Was ja kein Nachteil war – vielleicht fanden ihn andere Leser auch nicht so leicht. „… wurde bei der Recherche von einem Polizeibeamten grob zu Boden gestoßen …“, hieß es da. Die Maggie hatte es so geschrieben, als wäre nicht sie, sondern eine ihr völlig unbekannte Journalistin betroffen. Wenigstens gab es kein Foto von ihm, und sie hatte keinen Namen genannt. Gasperlmaier war ein wenig erleichtert und hoffte, dass ihn niemand auf den Vorfall anreden würde. Auf diese Art von Berühmtheit konnte er gern verzichten. Hoffentlich würde es der Frau Doktor wirklich gelingen, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass er nicht vorschriftswidrig gehandelt hatte.
    Als er sich vom Computer wieder abwandte, kamen der Reihe nach die Katharina, der Christoph und die Christine die Stiege herunter. Sie hatte es tatsächlich geschafft, die beiden aus den Betten zu holen und zum Esstisch zu bugsieren. „Viel gibt es nicht, wie ihr seht!“, sagte sie ein wenig vorwurfsvoll. „Von euch hat ja keiner daran gedacht, irgendetwas einzukaufen!“ Immerhin, dachte Gasperlmaier, da waren Eier, frisch aufgebackenes Weißbrot, ein paar Streifen gebratener Speck und zwei verschiedene Käse. Die Christine, so dachte er bei sich, schaffte es doch immer wieder, aus nichts noch etwas Ansehnliches herbeizuzaubern. „Ist eh alles da!“, beruhigte er deshalb die Christine, die ihn mit ein wenig abschätzigen Blicken maß.
    „Wie war’s in Salzburg?“, wollte die Katharina wissen. „Lustig!“, antwortete die Christine. „Aber man sieht halt doch, dass sich alle in verschiedene Richtungen

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