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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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acht Riesen erzählt hatte.
    Laura kehrte mit dem Gurt in der Hand zurück. Er nahm ihr ihn ab und legte ihn auf die Arbeitsfläche hinter sich. Dann warf er einen Blick auf seinen Inhalt und musterte die Geldbündel. Sein Blick wanderte zu Ray. »Wo ist das restliche Geld? Wo ist der ganze Schmuck und die Münzsammlungen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann wirklich nicht beschwören, daß irgend etwas übrig ist«, sagte Ray.
    Gilbert schloß die Augen. Langsam ging ihm die Geduld aus. »Ray, ich war dabei, weißt du noch? Ich habe euch dabei geholfen, all das Bargeld und den Schmuck herauszuschleppen. Was ist mit den Diamanten und den Münzen? Da drinnen lagerte ein Vermögen; es müssen mindestens zwei Millionen gewesen sein, und Johnny hatte es todsicher nicht bei sich, als er gefaßt wurde.«
    »He, ich will mich nicht mit dir anlegen, aber du warst siebzehn Jahre alt. Keiner von uns hatte je eine Million Mäuse zu Gesicht bekommen, geschweige denn zwei. Wir haben wirklich keine Ahnung, wieviel es war, da wir nie dazu gekommen sind, es zu zählen, und das ist die Wahrheit«, erklärte Ray.
    »Es war verteufelt viel mehr als das hier. Sieben oder acht große Säcke. So eine Beute hat sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Dieser Mistkerl muß sie versteckt haben. Aber wo?«
    »Da kann ich auch nur raten. Deshalb bin ich ja hier. Um zu versuchen, es herauszufinden.«
    »Er hat es dir nicht gesagt?«
    »Ich schwöre bei Gott, das hat er nicht. Er wußte, daß er sich auf sich selbst verlassen konnte, aber ich schätze, bei mir war er sich da nicht so sicher.«
    Ich meldete mich zu Wort und sah Ray an. »Woher wollen Sie wissen, daß er es nicht ausgegeben hat?«
    »Das ist natürlich möglich«, meinte er. »Ich weiß, daß er meiner Ma Geld geschickt hat. Das haben wir von vornherein vereinbart.«
    »Er hat was?« sagte Gilbert. Er wandte sich zu Helen. »Stimmt das?«
    »Ach Gott, ja«, sagte sie selbstzufrieden. »Ich habe jeden Monat seit neunzehnhundertvierundvierzig eine Zahlungsanweisung von fünfhundert Dollar bekommen. Allerdings hat das vor ein paar Monaten aufgehört. Im Juli oder August, soweit ich mich erinnere.«
    »Seit 1944? Ich fasse es nicht. Wieviel hat er geschickt? Fünfhundert im Monat ? Das ist ja lächerlich«, sagte Gilbert.
    »Zweihundertsechsundvierzigtausend Dollar«, warf Ray ein. »Ich habe in der FCI Ashland Oberstufen-Mathe belegt. Du solltest den Laden selbst mal ausprobieren, Gilbert. Deine Grundkenntnisse aufpolieren. Wortschatz, Grammatik...«
    Gilbert hing immer noch an Johnnys Verschleudertaktik fest. »Du verarschst mich doch. Johnny Lee hat dieser alten Schachtel zweihundertsechsundvierzigtausend Dollar geschenkt? Ich fasse es nicht. Das ist ja kriminell.«
    »Ich habe darüber Buch geführt, wenn Sie es sehen möchten. Es ist ein kleines, rotes Notizbuch in der Schublade dort drüben«, sagte Helen und wies mit zitternden Fingern in die ungefähre Richtung der Schublade, wo sie auch Rays Post aufbewahrt hatte.
    Gilbert ging zu der Schublade hinüber, riß sie auf und wühlte den Haufen Krimskrams ungeduldig durch. Dann zog er die Schublade ganz heraus und warf ihren Inhalt auf die Erde. Er griff nach unten, hob ein kleines, rotes Notizbuch mit Spiralheftung auf und blätterte es mit der linken Hand durch, während er in der rechten nach wie vor die Pistole hielt. Sogar von meinem Standort aus konnte ich Spalte über Spalte sehen, Datumsangaben und gekritzelt aussehende Zahlen, die sich schief über eine Seite nach der anderen zogen. »Dieser Dreckskerl!« fauchte Gilbert. »Wie konnte er das nur tun, einfach das Geld herschenken?« Er warf das Notizbuch auf den Küchentisch, wo es in der Schüssel mit den geschmorten Tomaten landete.
    Nun war es an Ray, die Situation zu genießen. Er war zwar nicht so unvorsichtig, daß er gelächelt hätte, aber sein Tonfall verriet seine Zufriedenheit. »Der Knabe hat auch fünfhundert für sich behalten, also was ergibt das dann? Nach einundvierzig Jahren macht das eine Gesamtsumme von vierhundertzweiundneunzigtausend Dollar«, sagte Ray. »Rechne es selbst nach. Wenn wir eine halbe Million Mäuse davongekarrt haben, bleiben damit ziemlich genau acht Riesen übrig.«
    Gilbert ging zu Ray hinüber und stieß ihm den Pistolenlauf brutal unters Kinn. »Verdammt noch mal! Ich weiß, daß es mehr war, und ich will es haben! Ich puste dir deinen verfluchten Kopf noch in dieser Minute weg, wenn du es nicht ausspuckst.«
    »Mich umzubringen, hilft

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