Letzte Ehre
Pauley. Ich prägte mir beide ein und setzte meinen Spaziergang durch den Verwaltungsflügel und eine Tür am anderen Ende des leeren Flurs fort.
Ich kehrte zur Rezeption zurück und wartete, bis einer der Angestellten frei war. Der Junge, der auf mich zukam, war Mitte zwanzig: sauber rasiert, reine Haut, blaue Augen und leichtes Übergewicht. Seinem Namensschild zufolge hieß er Todd Luckenbill. Mr. und Mrs. Luckenbill hatten dafür gesorgt, daß seine Zähne gerade, seine Manieren untadelig und seine Haltung gut waren. Keine Ohrringe, kein Nasenschmuck und keine sichtbaren Tätowierungen. Er sagte: »Ja, Ma’am. Kann ich Ihnen helfen?«
»Tja, das hoffe ich, Todd«, sagte ich. »Ich bin wegen einer Familienangelegenheit nur kurz in Dallas, aber zufälligerweise sucht mein Chef schon lange ein Hotel, wo wir nächstes Frühjahr unsere große Absatzkonferenz abhalten können. Ich dachte, ich könnte dieses Haus empfehlen, weiß aber nun nicht, welche Sonderkonditionen Sie gewähren. Ich wollte Sie fragen, ob Sie mich zum Verkaufsleiter bringen könnten. Ist er heute hier?«
Todd lächelte und antwortete in leicht tadelndem Tonfall: »Es ist kein >er<. Unsere Verkaufsleiterin heißt Jillian Brace, aber sie arbeitet nicht an den Wochenenden. Sie könnten es am Montag morgen bei ihr versuchen. Sie ist meistens ab neun Uhr hier und würde sich sicher gern mit Ihnen unterhalten.«
»Hm, das würde ich auch gern, aber ich fliege um sechs Uhr ab. Könnten Sie mir vielleicht eine Visitenkarte von ihr geben? Da kann ich sie von Chicago aus anrufen.«
»Sicher. Wenn Sie einen Moment warten, bringe ich Ihnen eine.«
»Danke. Ach, und eines fällt mir gerade noch ein. Meinem Chef liegt die Sicherheit der Konferenz am Herzen. Wir hatten letztes Jahr ein kleines Problem mit einem der großen Hotels, und ich weiß, daß er nichts buchen möchte, bevor er sich mit den Sicherheitsmaßnahmen vertraut gemacht hat.«
»In welcher Branche arbeiten Sie denn?«
»Investmentbanken. Ganz oben angesiedelt.«
»Darüber müssen Sie mit Mr. Pauley sprechen. Das ist der Sicherheitschef. Soll ich Ihnen auch von ihm eine Karte geben?«
»Sicher, das wäre gut. Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn es nicht zuviel Mühe macht.«
»Kein Problem.«
Während er in seiner Mission unterwegs war, nahm ich mir aus einem Ständer auf dem Tresen ein paar Postkarten. Das Hochglanzfoto darauf zeigte die weinrote Hotelhalle mit zwei livrierten Herolden, die in Hörner bliesen, die wesentlich länger waren als ihre Arme. Ich sah mich um, aber sie schienen heute morgen keinen Dienst zu haben. Todd kehrte Momente später mit einer Handvoll der versprochenen Visitenkarten zurück. Ich bedankte mich und ging quer durch die Hotelhalle zu einer mit einem Mahagonitisch und zwei samtbezogenen Bänkchen möblierten Nische.
In der Schublade fand ich mehrere Bogen Hotelbriefpapier und machte mir ein paar Notizen. Dann holte ich tief Luft, nahm den Hörer von einem der Haustelefone ab und bat die Vermittlung, mich mit Laura Huckaby zu verbinden. Es entstand eine Pause, und dann sagte die Telefondame: »Es tut mir leid, aber ich habe keine Eintragung für jemanden dieses Namens.«
»Nicht? Das ist aber seltsam. Ach ja. Einen Moment bitte. Versuchen Sie es mit Hudson.«
Die Telefondame gab keine Antwort, verband mich aber offenbar mit einem Gast dieses Namens. Ich hoffte, daß es die richtige wäre. Ich notierte mir den Namen und malte einen Kreis um ihn herum, damit ich ihn nicht vergaß.
Nach dem ersten Klingeln meldete sich eine Frau, die ängstlich und angespannt klang. »Farley?«
Farley? Was war denn das für ein Name? Ich fragte mich, ob das der Typ war, den sie am Flughafen in Santa Teresa zurückgelassen hatte.
»Ms. Hudson? Hier spricht Sara Fullerton, die Assistentin von Jillian Brace in der Verkaufs- und Marketingabteilung hier im Haus. Wie geht es Ihnen heute?« Ich benutzte diesen falschen, herzlichen Ton, den alle Telefonverkäufer im Telefonverkäuferseminar beigebracht bekommen.
»Gut«, sagte Laura vorsichtig und wartete auf die Pointe.
»Oh, das ist schön. Das freut mich zu hören. Ms. Hudson, wir führen eine vertrauliche Umfrage unter bestimmten ausgewählten Gästen durch, und ich wollte Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten. Ich verspreche Ihnen, daß es nicht mehr als zwei Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen wird. Können Sie die erübrigen?«
Laura schien nicht interessiert zu sein, wollte aber nicht unhöflich
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