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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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daß tatsächlich jemand dagewesen wäre, der seine Arbeit überprüft hätte.«
    »Als wir zwei uns kennenlernen... das ist dann vier Jahre später. Damals hat man große Tresorräume an Ort und Stelle gegossen, mit Fünfer-Stahlbeton, also mit fünf Achtel Durchmesser, in der Mitte zehn Zentimeter, mit mehreren versetzten Schichten. Verstehen Sie, nicht daß ich der Experte wäre. Ich habe das alles von ihm gelernt. Dieser spezielle Tresorraum wurde während der Depression gebaut — als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme — , und so können Sie sich vorstellen, wie gut er wirklich konstruiert war. Zu einem solchen Tresorraum kann man sich Zutritt verschaffen, wenn man das Werkzeug und die Zeit dazu hat. Er hat gesagt, er hätte es schon immer im Hinterkopf gehabt, aber er wußte, daß er im Fall des Falles Unterstützung bräuchte, und da komme ich mit ins Spiel.«
    »Johnny fängt also an, mit seinem Maurerwerkzeug am Fundament zu arbeiten. Nachts und an den Wochenenden schleicht er sich durch den Keller des benachbarten Gebäudes ein und bearbeitet den Unterbau. Es kostet ihn schätzungsweise einen Monat, aber schließlich kommt er direkt am Boden des Tresorraums an.
    Heutzutage macht man solchen Mist mit High-Tech-Ausrüstung, aber damals war ein erfolgreicher Bankraub das Ereignis ungetrübten Muts und harter Arbeit. Man mußte geduldig und geschickt sein. Johnny hielt die Alarmanlage für problematischer als den Tresorraum. An diesem Punkt mußten wir noch ein paar Knaben einsteigen lassen, weil wir ihre Hilfe brauchten. Johnny hat bei einem Schlosser gelernt, daher hatte er sämtliche Handbücher studiert und wußte genau, was uns erwartete, aber wir brauchten einen Fachmann für Alarmanlagen, der die Anlage außer Betrieb setzte. Ich hatte mit einem Mann im Gefängnis gesessen, den ich für vertrauenswürdig hielt. Das war Donnie Hays, und er brachte seinen Bruder Gilbert mit. Wie sie schon gesagt hat, ist Donnie inzwischen tot, und bei Gilbert kann ich mich hierfür bedanken.« Er hielt seine verletzte und bandagierte Hand in die Höhe.
    Ich sah, wie Lauras Aufmerksamkeit sich verlagerte, und sie wechselte einen Blick zu mir. Offenbar war sie zuvor noch nicht auf die Idee gekommen, daß Gilbert der Urheber der Verletzungen in Ray Rawsons Gesicht war.
    »Johnny hat noch zwei Jungs namens McDermid mitmachen lassen. Ich glaube, sie waren Vettern, mit denen er in Lexington eingesessen hat. Donnie Hays setzte die Alarmanlage außer Betrieb, und wir machten uns mit Schneidbrennern und Vorschlaghämmern ans Werk und hämmerten drauflos wie die Verrückten, bis wir schließlich durchkamen. Johnny hatte angefangen, Banksafes aufzubohren, und wir anderen räumten die Beute beiseite, während er die Fächer aufmachte und den Inhalt ausräumte.«
    »Moment mal. Wer ist eigentlich Farley? Was hat er mit dem Ganzen zu tun?« wollte ich wissen.
    »Gilberts Neffe«, antwortete Laura. »Wir sind zu dritt an die Westküste gefahren.«
    »Oh. Entschuldigen Sie die Unterbrechung. Erzählen Sie weiter.«
    »Auf jeden Fall haben wir eine regelrechte Kette gebildet und Bargeld und Schmuck aus den Banksafes gezerrt, die Schätze in Leinensäcke gestopft und sie dann durch das Loch nach unten und hinaus zu dem Auto gereicht, das in der Gasse wartete. Wir haben geschuftet wie die Tiere, und alles schien wie geplant zu laufen, bis auf einmal die Bullen auftauchen und die Hölle losbricht. Dann geht die Schießerei los, bei der sowohl Frank McDermid als auch Donnie Hays ums Leben kommen, genau wie dieser eine Bulle. Ich war damals ein Heißsporn und habe den Schuß abgefeuert, der den Bullen erwischt hat. Gilbert wurde gefaßt, ebenso Darrell McDermid. Später hörte ich, daß Darrell bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, aber das wurde mir nie bestätigt.«
    »Sie und Johnny wurden nicht gefaßt?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Damals nicht. Er und ich konnten entkommen, aber wir wußten, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sie uns faßten. Wir waren verzweifelt, wie wir da auf diesem Haufen Zeug saßen und angestrengt einen sicheren Aufbewahrungsort dafür suchten, bevor uns die Bullen auf den Fersen waren. Wir beschlossen, uns zu trennen. Johnny sagte, er wüßte den idealen Ort, um das Geld zu verstecken, meinte aber, es sei besser, wenn nur einer von uns davon wußte. Ich hätte ihm mein Leben anvertraut. Er schwor, er würde es nicht anrühren, bis wir beide frei seien und es nutzen könnten. Wir gingen

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