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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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behauptet?«
    »Woher sollte ich das wissen? Er hat seit Jahren davon gesprochen«, wandte sie ein. »Vielleicht ist die Summe im Lauf der Zeit in seiner Phantasie angewachsen. Der Punkt ist, mit achttausend Dollar komme ich nicht weit. Ich hatte vor, ins Ausland zu gehen und mich irgendwo zu verkriechen, aber wie lang reichen schon achttausend Dollar?«
    »Die reichen lang genug. Geh in einen anderen Bundesstaat. Ändere deinen Namen. Such dir Arbeit. Die achttausend werden dir zumindest dabei helfen, einen Anfang zu machen.«
    Lauras Gesichtsausdruck war voller Verzweiflung. »Er wird mich finden. Ich weiß es. Ich dachte, ich hätte mit Farley eine Chance, aber jetzt fürchte ich mich zu Tode.«
    »Wo steckt Farley eigentlich die ganze Zeit?« wollte ich wissen.
    »Er ist bei Gilbert in Santa Teresa. Wir wollten nicht, daß er Verdacht schöpft.«
    Ich hob die Hand. »Moment mal. Da kann ich nicht folgen. Wie lautete denn der ursprüngliche Plan?«
    »Als ich in Santa Teresa abgeflogen bin? Ich sollte nach Palm Beach in Florida fliegen, wo ein Freund von Gilbert auf mich wartete. Das ist irgendein Kumpel, den er angeheuert hat, damit er mich im Auge behält. Gilbert wollte das Geld so bald wie möglich aus Kalifornien herausbringen, aber er dachte, daß wir zu auffällig wären, wenn wir alle drei gemeinsam reisten. Außerdem mußten er und Farley darauf warten, daß ihre Pässe ausgestellt würden. Ich hatte meinen bereits, deshalb sollte ich in Palm Beach auf sie warten. Später wollten wir nach Rio fliegen.«
    »Also mußte Farley zurückbleiben und allein mit Gilbert fertig werden? Das ist eine miserable Idee. Ich kenne Farley nicht einmal und könnte jetzt schon darauf wetten, daß er nicht schlau genug ist, um Gilbert zu überlisten.«
    »Das stimmt, Kleines. Gilbert ist unberechenbar, vor allem, wenn er glaubt, verraten worden zu sein«, sagte Ray zu ihr.
    »Sieh dir nur an, was er mit mir gemacht hat. Meinst du etwa, das war schon alles?«
    »Was soll ich denn tun? Jetzt ist es schon passiert. Es ist vorbei. Ich habe das Geld genommen und bin abgehauen. Sowie ich hier angekommen war, habe ich es gezählt. Ich dachte, ich würde sterben, als ich herausfand, wie wenig es war.«
    Ich sagte: »Gehen wir mal einen Schritt zurück. Wann sollte Farley wieder zu Ihnen stoßen?«
    »Sobald er konnte. Sie haben beim Paßamt angerufen, und der Typ dort hat geschworen, daß er sie bereits abgeschickt hätte. Farley weiß, wo ich bin, und wir haben vereinbart, daß er mich aus der Telefonzelle unten an der Straße anruft.«
    »Und er hat Sie nie angerufen?«
    »Einmal. Heute morgen. Er mußte warten, bis Gilbert das Haus verlassen hatte. Als ich ihm von den achttausend erzählte, war mir klar, daß er Angst hatte. Er sagte, er würde sich etwas einfallen lassen und mich eine Stunde später wieder anrufen.«
    Ray fragte: »Und du hast nichts mehr von ihm gehört?«
    Laura schüttelte den Kopf.
    Ich sagte: »Aber Gilbert muß doch wissen, daß Sie das Flugzeug nicht in Palm Beach verlassen haben. Hat ihn sein Kumpel nicht auf der Stelle angerufen, um ihm zu sagen, daß Sie nicht aufgetaucht sind?«
    »Natürlich hat er angerufen, aber Gilbert hat keine Ahnung, wo ich bin.«
    »Tja, das ist wirklich ein äußerst raffinierter Plan«, sagte ich. »Was ist mit Farley? Gilbert wird ihn natürlich verdächtigen.«
    »Sie glauben, er hat es herausgefunden?«
    »Aber natürlich!« rief Ray. »Er hat vierzig Jahre darauf gewartet, dieses Geld in die Finger zu bekommen. Gilbert ist ein Psychopath. Er ist so paranoid, daß er schon beinahe das zweite Gesicht hat. Ihr seid Amateure. Glaubst du etwa, er durchschaut euch nicht?«
    »Aber Dallas ist riesig. Er wird mich nie finden«, beharrte sie. »Ich habe das Hotel in bar bezahlt und verwende einen falschen Namen.«
    »Farley weiß, wo du bist.«
    »Ja, sicher, aber ich kann ihm vertrauen«, meinte sie.
    Ray schloß die Augen. »Du solltest dich lieber auf die Socken machen.«
    »Aber wohin denn?«
    »Wen kümmert das? Nur verschwinde von hier.«
    »Was ist mit Farley? Dann weiß er ja nicht, wo ich bin.«
    »Genau das ist der Punkt«, erklärte ich. »Ich bin einer Meinung mit Ray. Kümmern Sie sich nicht um Farley. Sie müssen so viel Abstand zwischen sich und Gilbert schaffen wie möglich.«
    »Nee, das mache ich nicht. Ich habe Farley gesagt, daß ich hier wäre, und ich bleibe hier«, widersprach sie.
    Ich sagte: »O Mann.«
    »Gilbert ist nicht Superman. Er hat keine

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